Wider die Resignation

Wider die Resignation -  1 Kor 15,12.16-20


Kann man es noch deutlicher

sagen, wie sehr das Schicksal von

uns Menschen mit dem Schicksal des

Mannes aus Nazareth zusammen-

hängt und verwoben ist?


„Wenn Tote nicht auferweckt

werden, dann ist auch Christus

nicht auferweckt worden.

Wenn aber verkündet wird,

dass Christus von den Toten

auferweckt worden ist,

wie können dann einige

von euch sagen:

Eine Auferstehung

von den Toten

gibt es nicht?“


Ihren Ursprung findet

diese Verbundenheit zwischen

Jesus und dem Menschen

in der Auferstehung

Jesu von den Toten.


Und zweifelsohne in der

Absicht Gottes, dass der

Mensch Leben habe,

unverstelltes, freies,

heiles und erlöstes

Leben.


Jesus sagt: „Ich bin

gekommen, damit sie

das Leben haben und es

in Fülle haben.“


Das ist der Dreh-

und Angelpunkt

für alles Entscheidende

und Wesentliche in

unserem Leben.


Ein Leben,

ein Glauben,

Christsein erweist sich

als hohl und leer,

wenn wir in uns

nicht diese Hoffnung

auf das Leben hätten,

das Gott uns verheißt.

Gerade sie zeichnet

uns Christen aus.


Nein, sie nimmt uns das

Schwere, das wir in dieser

Welt zu ertragen haben,

nicht ab, jedoch macht sie

es annehmbarer, weil sie

uns eine Perspektive

anbietet und unsere

Sehnsucht lenkt auf

etwas hin, das nicht

aus uns selbst kommen

kann, sondern immer

geschenkt bleibt,

Gnade ist.


Eben davon erzählt

die Offenbarung des

Johannes:


„Dann sah ich

einen neuen Himmel

und eine neue Erde;

denn der erste Himmel

und die erste Erde sind

vergangen.

Gott wird alle Tränen

von den Augen abwischen:

Der Tod wird nicht mehr sein,

keine Trauer, keine Klage,

keine Mühsal.

Denn was früher war,

ist vergangen.

Er, der auf dem Thron saß,

sprach: Seht, ich mache

alles neu.“ (Offb 21)


Christliche Hoffnung

ist umfassender,

ganzheitlicher,

weiterweisender,

wegweisender

über das ganz

Eigene und auch

diese Welt hinaus.

Und das ist gut so,

wie ich meine.


Der Glaube reduziert

unser Hoffen nicht nur

auf das Hier und Jetzt, auf

das was ist und sich uns

oftmals so brutal

in den Weg stellt und

uns an so vielem zweifeln

lassen will, auch an dem,

was man bislang geglaubt

hat.


Wie oft läuft unser Hoffen

in unserem Leben ins Leere.

Bleibt unerfüllt und bekommt

für uns Menschen eben

kein neues Gesicht.


Enttäuschte Hoffnungen.

Wer kennt sie nicht.

Ich meine damit Hoffnungen,

die tiefer reichen,

die die ganze Existenz

eines Menschen betreffen,

sein Leben und auch

den Sinn

dessen.


„Wir aber hatten gehofft …“,

sagen die Jünger am Ostermorgen

zu Jesus auf dem Weg nach

Emmaus, ohne dass sie den

Grund ihrer Hoffnung, Jesus,

neben sich erkennen.


Worauf hoffen Sie?

Welche enttäuschten Hoffnungen

mussten Sie in Ihrem Leben

bereits verarbeiten?

Welche Enttäuschungen

setzen ihnen immer

noch zu?


Manche hoffen,

auf die längst überfällig

gewordene Reform

in unserer Kirche, auf

eine neue Gestalt von

Kirche. Andere haben

diese Hoffnung mittlerweile

verloren und kehren

der Kirche enttäuscht

den Rücken zu.


Manche hoffen,

auf Besserung in ihrer

Krankheit. Sie wollen sich

dem Zerstörerischen in

ihren Körperzellen

nicht hingeben.

Andere verlieren

von Tag zu Tag mehr

diese Hoffnung, weil

sich Krebs nicht aufhalten

lässt und sich seinen

Weg sucht, den Menschen

zu vernichten und zu

zerstören.


„Ich hoffe, dass wir

unsere Beziehung wieder

auf die Reihe bekommen“,

sagte mir eine Frau, die

mittlerweile seit 40

Jahren mit ihrem Mann

verheiratet ist.

Als sie unlängst vor mir

stand hatte sie Tränen

in ihren Augen.

Sie musste

sich nicht weiter

erklären.


Inmitten dieser Erfahrungen

finden für mich die Seligpreisungen

Jesu ihren Platz.


Sie nehmen die Realitäten

dieser Welt und unseres

eigenen Lebens in den Blick.

Sie beschönigen sie nicht.

Sie erklären sich aber auch

nicht mit ihnen einverstanden.

Im Gegenteil.


Sie stellen uns

Menschen etwas in Aussicht.

Sie weiten uns den Blick.

Sie lassen uns mit etwas

rechnen, womit wir schon

lange nicht mehr gerechnet

haben. Sie wollen neue

Hoffnung in uns wecken.


Es ist die Hoffnung auf

einen neuen Morgen,

von dem Gregor Linßen

in einem seiner Lieder

spricht:


„Herr, du bist die Hoffnung,

wo Leben verdorrt,
auf steinigem Grund wachse in mir,
sei keimender Same, sei sicherer Ort,
treib Knospen und blühe in mir.


Und ein neuer Morgen

bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag,

blühe in mir.

 

Herr, du bist die Güte,

wo Liebe zerbricht,
in kalter Zeit, atme in mir
sei zündender Funke, sei wärmendes Licht,
sei Flamme und brenne in mir.


Und ein neuer Morgen

bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag,

brenne in mir.

 

Herr, du bist die Freude,

wo Lachen erstickt,
in dunkler Welt, lebe in mir,
sei froher Gedanke, sei tröstender Blick,
sei Stimme und singe in mir.


Und ein neuer Morgen

bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag,

singe in mir.“

Wir dürfen dieses

Singen niemals aufgeben,

für uns nicht und auch

für den anderen nicht.

 

Diese Singen, das in sich die

Hoffnung auf diesen

neuen Morgen trägt,

den Tag, an dem alles

einmal anders sein

wird und wie wir uns

ihn in unseren

kühnsten Träumen

nicht auszudenken

wagen.

 

Die Kraft dazu finden

wir in ihm, Gott, allein.

Denn er ist die Hoffnung

in aller Hoffnungslosigkeit.

Er überlässt uns nicht

der Resignation und

der Enttäuschung.

Er setzt dort einen

neuen Anfang, wo

wir selbst nur das 
Ende und das Aus

erkennen wollten.

 

Ermutigung,

so heißt ein Gedicht des

Liedermachers Wolf Biermann.

Ich will es an das Ende meiner

Gedanken stellen.

 

„Du, lass dich nicht

verhärten in dieser harten

Zeit. Die allzu hart sind brechen.

Die allzu spitz sind, stechen

und brechen ab sogleich.

 

Du, lass dich nicht

verbittern in dieser bittren

Zeit. Die Herrschenden erzittern –

sitzt du erst hinter Gittern –

Doch nicht vor deinem Leid.

 

Du, lass dich nicht erschrecken

in dieser Schreckenszeit.

Das wollen sie doch bezwecken,

dass wir die Waffen strecken,

schon vor dem großen Streit.

 

Du, lass dich nicht verbrauchen.

Gebrauche deine Zeit.

Du kannst nicht untertauchen.

Du brauchst uns, und wir

brauchen grad deine Heiterkeit.

 

Wir wolln es nicht verschweigen.

In dieser Schweigezeit.

Das Grün bricht aus den Zweigen.

Wir wolln es allen zeigen.

Dann wissen sie Bescheid.“

 

Ich

wünschte mir, dass

sich viele von uns

zu neuer Hoffnung ermutigen

ließen, in einer Zeit, in

der Hoffnung für viel

zu einem Fremdwort

geworden ist.

 








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