Sie kennen die Redewendung:
„bei jemandem auf Granit beißen“.
Sie bezieht sich auf Menschen,
bei denen man auf einen
unüberwindbaren Widerstand
stößt, auf Ablehnung.
Die Botschaft von Ostern,
die Botschaft davon, dass Jesus
von den Toten auferstanden ist,
dass er lebt und sich den Frauen
und zwei von den Jüngern
gezeigt hat, stößt bei den
anderen Jüngern auf einen solchen
unüberwindbaren Widerstand.
Sie hat es schwer, sich durchzusetzen.
Ausgerechnet bei denen, die
dafür empfänglich sein müssten.
Sie glauben es einfach nicht.
Ist es da verwunderlich,
dass Jesus der Kragen platzt,
als er schließlich allen seinen
Jüngern erscheint? Er spricht sie
auf ihren Unglauben an, auf ihre
Verstocktheit, weil sie denen
nicht glauben, die ihn nach
seiner Auferstehung wirklich
gesehen haben.
Es gehört zum Glauben dazu,
dass er nicht nur gehört werden
will. Glauben ist keine Sache
des Kopfes allein. Glauben will
gespürt, erfahren, erlebt
werden, durchdrungen
werden mit allen Sinnen.
In einer Beziehung ist es
wichtig, dass Paare nicht nur
wissen, dass sie einander lieben,
sondern, dass sie es sich sagen,
einander in den Arm nehmen,
zärtlich zueinander sind.
Ostern, so heißt ein Gedicht
von Andreas Knapp:
Im Anfang war der Tod
und der Tod war alles
und alles war tot
doch dann das Wort
Liebeserklärung an das Leben
und die tote Materie
ist Fleisch geworden
der Tod aber sitzt tief
und untergräbt das Leben
wenn Er aber
das Wort ist,
dann hält er Wort
behält das letzte Wort
Ostern sagt, dass Jesus
Wort gehalten hat.
Sein Wort spricht von
Auferstehung und von
Leben. Davon, dass der
Tod ein für alle Mal
besiegt ist, dass der Tod
das Leben nicht mehr
länger untergraben
kann. Dass vielmehr
der Tod selbst
untergraben wurde
durch den, der ihn
überwältigt hat.
Es gibt noch eine andere
Redewendung, die Ihnen
möglicherweise bekannt
ist:
„Steter Tropfen höhlt
den Stein.“
Schon bei den Römern
findet man diese Redewendung.
Später findet man sie ein bisschen
länger formuliert:
„Der Tropfen höhlt den Stein
nicht durch Kraft, sondern durch
stetes Fallen.“
Es bedeutet, dass Beharrlichkeit
oft besser zum Ziel führt als
ein einmaliger Versuch.
Ein Wassertropfen allein,
kann einem Stein nichts
anhaben. Tropft es aber
lange Zeit auf einen Felsen,
entsteht nach und nach eine
Kuhle.
Es wird erzählt, dass sich
Jesus nach seiner Auferstehung
immer wieder seinen Jüngern
auf verschiedene Weise zeigt
und sich zu erfahren gibt.
Insbesondere beim Mahl
finden die Jünger und Jesus
zusammen. Ein Mahl kann
tatsächlich alle Sinne
ansprechen.
Die ersten Christen haben sich
in ihren Häusern getroffen, um
miteinander Mahl zu halten,
das Brot zu brechen und den
Wein zu teilen. Sie haben
sich von Jesus erzählt und
sich so an Jesu Leben, Tod
und Auferstehen erinnern
lassen.
Jede Eucharistiefeier, die
wir heute miteinander feiern,
will uns Leben, Tod und Auferstehen
Jesu verkünden und uns dabei
ganzheitlich betreffen, mit
allen Sinnen ansprechen.
Jedes Zusammenkommen
im Glauben trägt in sich die
Verheißung, dass geteilter Glaube
immer tiefer reichen
und damit wirklich zu einem
Teil von uns selbst werden
kann.
Der Glaube ist ein prozesshaftes
Geschehen. Sich auf diesen
Prozess einzulassen, immer
wieder aufs Neue, dazu
sind wir eingeladen.
Dabei können wir den
Glauben niemals besitzen.
Er ist und bleibt immer
Geschenk.
„Der Tropfen höhlt den Stein
nicht durch Kraft, sondern durch
stetes Fallen.“
Öffnen wir uns selbst
der Botschaft von Ostern
gegenüber und lassen die
Worte von Auferstehung
und Leben tief in unserer
Herz fallen, damit sie
uns ganz durchdringen
mögen und wir erkennen
dürfen:
Jesus hält Wort.
Segen
Gott segne Sie
und sende sein Wort zu Ihnen.
Er gebe Ihnen Worte, mit denen
Sie beten können. Worte,
damit Sie von ihm nicht schweigen
müssen, Worte, die Sie ihm
nahebringen.