Kennt die Liebe
Bedingungen
und ist sie abhängig von
Voraussetzungen?
Die spontane Antwort
auf diese Frage lautet
wohl: Nein!
Liebe, die abhängig ist
von Bedingungen und
Voraussetzungen ist
keine Liebe. Eher
doch bloßes Kalkül und
eiskalte Berechnung.
Liebe ist immer
bedingungslos.
Sie macht sich nicht
an Voraussetzungen fest.
Sie ist da, einfach so.
Sie bleibt geschenkt.
Sie ist Gnade.
Gottes Liebe ist
geschenkt. Wir erfahren
sie nicht aufgrund von
irgendwelchen Leistungen,
oder weil wir ein besonders
fehlerfreies und anständiges
Leben führen würden.
Selbst in der größten
Schuld, in die ein Mensch
sich verstricken kann,
bleibt er bedingungslos
von Gott geliebt.
Das muss man erst
einmal begriffen haben.
Gott nimmt mich an,
trotzdem …
Gott liebt mich,
trotzdem …
Entgegen
meiner Vorbehalte,
meiner Zweifel,
und meiner Fehler,
meiner Unzulänglichkeiten,
meines Egoismus,
und meiner Schwächen,
meiner Lücken,
meiner Schuld,
und meiner Grenzen,
meiner Abwege,
meiner Irrwege
und Umwege,
meiner Endlichkeit.
Wer von uns wäre
dazu in der Lage?
Gott liebt bedingungslos.
Nicht nur darin bleibt
er Gott für uns.
Weiß ich mich so
von Gott geliebt?
Weiß ich mich derart
von Gott angenommen?
Weiß ich mich von
dieser Liebe gehalten und
getragen?
Möglicherweise stehe
ich mir selbst im Wege,
wenn es darum geht,
mich auf diese Liebe
Gottes zu mir und meinem
Leben zu verlassen und
auf sie zu bauen.
Möglicherweise bin ich
fest davon überzeugt,
dass ich es überhaupt
nicht wert bin, geliebt
zu werden?
Möglicherweise denke
ich selber so schlecht
über mich selbst, dass es
für mich einfach nicht
sein kann, dass ich
geliebt bin.
Mag sein.
Doch Gott liebt uns.
Einfach so.
Einfach wegen nichts.
Und mit allen Wunden,
mit aller Schuld, mit
allem Gelingen,
mit unseren Schatten
und den lichten Seiten.
So wie wir sind
und nicht als die,
die wir sein wollen,
sollen, in den Augen
der anderen sein
müssen.
Dem darf ich zustimmen.
Gott darf ich zustimmen.
Seiner Liebe zu mir.
Es gibt ein Lied
im alten Gotteslob, darin
heißt es:
„Sag ja, zu mir,
wenn alles nein sagt,
weil ich so vieles
falsch gemacht.“
Gott tut´s.
Er sagt ja.
Zu mir.
Zu dir.
Zu uns.
In der letzten Strophe
dieses Liedes heißt es
schließlich:
„Drum ist mein Leben
nicht vergeblich,
es kann für andere
Hilfe sein. Ich darf
mich meines Lebens
freuen und anderen
Grund zur Freude sein.“
Die Erfahrung von Liebe
sucht nach meiner Liebe.
Als ein von Gott geliebter
Mann, bin ich selbst dazu
eingeladen zu lieben.
Gott,
den anderen Menschen
neben mir, in ihm Gott und
auch mich selbst.
Die Liebe Gottes zu mir,
erlaubt es mir, auch mich
selbst zu lieben, zu mir
zu stehen, mich anzunehmen,
mir und meinem Leben
zuzustimmen.
Ja, Gottes Liebe erlaubt
es mir, mich einverstanden
zu sehen mit dem, der
ich bin.
Wir müssen nicht
Zeugen gegen uns selbst
sein. Vor allem nicht
vor Gott.
Es wäre eitel von uns,
die eigene Unzulänglichkeit
für größer und gewaltiger
zu halten als die Liebe,
mit der uns Gott
annimmt und liebt.
Zentrales Thema Jesu
ist und bleibt die Liebe.
Im heutigen Evangelium
heißt es aus seinem
Mund:
„Wer meine Gebote
hält, der ist es, der mich
liebt, wer aber mich
liebt, wird von meinem
Vater geliebt werden und
auch ich werde ihn lieben
und mich ihm offenbaren.“
Ich stolpere zunächst
über dieses Wort. Wie jetzt?
Ist die Liebe also doch
abhängig, abhängig davon,
dass ich die Gebote
befolge.
Also: Ohne das Einhalten
der Gebote Gottes, keine
Liebe Gottes?
Ich versuche Jesu Wort
zu verstehen, wenn es
denn überhaupt zu
verstehen ist.
Ich denke mir:
Allem vorweg geht
die Liebe Gottes.
„Er hat uns zuerst
geliebt“, sagt der
Johannesbrief.
Die Erfahrung dieser
Liebe setzte wiederum
Liebe frei bei dem,
der geliebt wird,
sollte es. Schließlich
gibt es auch Menschen,
die die Liebe nicht annehmen
und sich ihr gegenüber
nicht öffnen können.
Was ich damit meine,
spricht ein geistliches
Lied so an:
„Ins Wasser fällt ein Stein,
ganz heimlich, still und leise;
und ist er noch so klein,
er zieht doch weite Kreise.
Wo Gottes große Liebe in
einen Menschen fällt, da
wirkt sie fort in Tat
und Wort hinaus in unsere
Welt.
Nimm Gottes Liebe an.
Du brauchst dich nicht allein
zu mühn, denn seine Liebe kann
in deinem Leben Kreise ziehn.
Und füllt sie erst dein Leben,
gehst du hinaus, teilst Liebe
aus, denn Gott füllt dir
die Hand.“
Jesus sagt:
„Wie ich euch geliebt
habe, so sollt auch ihr
einander lieben.“
Das ist sein Gebot:
Einander zu lieben.
Jesu Gebot zu halten
bedeutet keine Bedingung
und Voraussetzung, dass
er uns lieben kann,
Jesu Gebot zu halten
ist die Konsequenz
seiner Liebe zu uns.
Wer Liebe wirklich
erfährt, der kann nichts
anderes tun als selbst
zu lieben, Liebe zu geben,
sie zu verschenken in
einem überreichen
Maß.
Oder wie es im
Lied heißt:
Anderen Grund zur
Freude sein.
Segen
Gott segne Sie mit der
Erfahrung seiner Liebe.
Er lasse sie diese Liebe
annehmen und aus ihr leben.
Er mache Sie frei von allen
Vorbehalten und fähig
auch ihn in Ihrem Nächsten
zu lieben.
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Thomas Diener, Pfarrer