Kennen Sie das,
dass es ihnen manchmal
zum Lachen und zum Heulen
zugleich zumute ist?
Dass Sie die Situation,
in die Sie das Leben hineingestellt
hat, emotional derart überfordert,
dass Sie nicht wissen, ob sie
nun lachen oder weinen
sollen?
Das heutige Evangelium
erzählt uns von den Frauen,
die sich auf dem Weg vom
Grab zu den Jüngern befinden.
Sie eilen voll Furcht und
zugleich mit großer Freude
zu den Jüngern Jesu.
Es scheint, dass sie das
Erlebte derart herausfordert,
dass in diesen Momenten
für sie alles möglich ist:
Furcht und Freude,
Angst und Glück,
Bangen und Zuversicht.
Wie hat Sie in diesem
Jahr Ostern emotional berührt?
Was ist Ihnen in diesen Tagen
nahe gegangen?
Wie würden Sie selbst
Ihre augenblickliche seelische
Verfassung beschreiben?
Die Botschaft dieser Tage,
die Botschaft von Auferstehung
und Leben und die Freude
darüber, werden beeinträchtigt
durch Kummer und Angst,
durch Sorge und Ungewissheit.
Grenzen werden uns gesetzt,
die wir zuvor für undenkbar hielten
und die es uns jetzt nahezu
unmöglich machen, auf gewohnte
Weise Kontakt zu einander
zu haben und unseren ganz
alltäglichen Beschäftigungen
und Verpflichtungen nachgehen.
Das ist für viele unter
uns einfach nur schlimm
und auch beängstigend.
Ganz zu schweigen von
den vielen anderen existenziellen
Sorgen, die viele um uns herum
umtreiben.
Dennoch ist Ostern!
Dennoch verkünden wir
in Freude, dass Jesus von
den Toten auferstanden ist.
Dennoch sind wir der
Überzeugung, dass das Leben
für die Ewigkeit bestimmt
und das Dunkel besiegt
ist.
Dennoch findet das
Halleluja, der Lobpreis,
in unseren eingeschränkten
Gottesdiensten seinen Platz.
Gemischt sind eben die
Gefühle, die uns in dieser
Zeit in Besitz nehmen.
Da braucht es Klarheit.
Da braucht es eine feste Richtung.
Da braucht es Stärkung.
Da braucht es Ermutigung.
Da braucht es den Glauben,
gegen alles, was uns diesen
Glauben an Sinn und Zukunft
zunichtemachen will.
Da braucht ein Gemeinschaft
und Miteinander, Solidarität.
Die Apostelgeschichte
erzählt von Petrus, wie er
seine Stimme erhebt
und zu reden beginnt:
„Mit Gewissheit erkenne
das ganze Haus Israel:
Gott hat ihn zum Herrn
und Messias gemacht, diesen
Jesus, den ihr gekreuzigt
habt.“
Die Klarheit seiner Worte
rufen Verunsicherung bei
denen hervor, die sie hören.
Sie fragen nach: „Was sollen wir
tun?“
Vieles haben Menschen in
den vergangenen Wochen getan,
um diese Zeit der Verunsicherung
und der Krise zu überbrücken.
Es wurden neue Kommunikationswege
erschlossen. Menschen fanden Wege
zueinander, obwohl ihnen der
Kontakt zueinander verboten
wurde. Not macht erfinderisch,
heißt es. Und der Erfinderreichtum
kennt in diesen Tagen keine
Grenzen.
Gewiss es gibt
Menschen, die an ihre Grenzen
stoßen. Ich denke an alle,
die in den medizinischen und
pflegerischen Bereichen
tätig sind. Sie leisten nahezu
Übermenschliches.
Doch was ist, wenn diese Zeit
der Krise wieder vorüber ist?
Wie wird es weitergehen?
So wie zuvor? - Gott möge dies
verhindern!
Was lernen wir aus dieser
Krise? Lernen wir die Dinge
neu zu begreifen,
neu zu beurteilen
und eine neue Richtung
einzunehmen, einen
anderen Weg als den, den
wir bisher gegangen sind?
Diese Fragen stellen sich
nicht nur unserer Gesellschaft,
den Verantwortlichen in der
Politik. Auch die Kirchen und
jede noch so kleine Gemeinde, sind
herausgefordert, die zurückliegende
Zeit zu bedenken und zu überlegen,
was sie für die künftige Pastoral
und Seelsorge bedeuten
will.
Die Zeit der Krise hat die
Reform nicht überflüssig
werden lassen.
Im Gegenteil!
„Was sollen wir tun?“
Petrus lädt seine Zuhörer ein,
umzukehren und sich auf den
Namen Jesu taufen
zu lassen.
Eine Umkehr, weg von verkehrten
Grundhaltungen und Grundeinstellungen,
der Schöpfung, dem Menschen und
dieser Welt gegenüber wird
von uns gefordert sein.
Wir können nicht so
weitermachen
wie bisher!
Kennen Sie das,
dass es ihnen manchmal
zum Lachen und zum Heulen
zugleich zumute ist?
Gemischt sind meine Gefühle
mit dem Blick auf die Zukunft.
Ich bin dankbar für all das,
was ich in dieser Zeit der
Krise für mich und auch
mit anderen entdecke.
Ich bin dankbar
für diese Zeit, die viele
Abläufe, wenn auch brutal,
unterbricht und viele
zum Nachdenken herausfordert.
Ich bin dankbar für jedes Zeichen
der Nähe und der Zuneigung,
der Unterstützung, die sich
Menschen zuteil
werden lassen.
Für so vieles bin ich
dankbar und froh.
Doch meine Unsicherheit
ob dem, was kommen wird,
bleibt. Ich lasse mich gerne
überraschen.
So wie die Frauen, sich
von dem leeren Grab haben
überraschen lassen und von
ihm, dem Auferstandenen.
Ich hoffe auf ihn.
Segen
Gott segne Sie,
dass sein Wort der feste Grund
ihres Lebens bleibt,
dass Sie auf sein Wort bauen:
„Fürchtet euch nicht!“,
dass der Glaube an sein Wort
Sie in aller Not leitet und
zum Ziel es Lebens führt.