Es ist für viele unter
uns schmerzhaft miterleben
zu müssen, wie sehr die
Pandemie auch in die Feier unserer Gemeindegottesdienste eingreift.
Seit der Fastenzeit beeinflusst
sie diese und auch das Miteinander in den Gemeinden. Abstand, Mundschutz, kein Singen, begrenzte Anzahl der Gottesdienstbesucher, notwendige Anmeldung zu den Feiern und vieles andere mehr machen mittlerweile den Gottesdienst der Gemeinde aus.
Besonders eingreifend
haben es viele unter uns empfunden,
dass wir kein Ostern feiern, Kinder nicht zur Erstkommunion gehen konnten.
Gewohntes wurde und
wird immer noch auf den Kopf gestellt.
Dabei sind dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Auch in unseren Gemeinden versuchen wir vieles, dank engagierter Gemeindemitglieder und MitarbeiterInnen, zu kompensieren.
Doch was sind Gottesdienste, gerade an Feiertagen, ohne eine feierliche Liturgie, zu der auch der Gesang der Gemeinde gehört?
Nicht überall besteht das Privileg,
dass eine Schola aus Männern und Frauen
die Lieder singt, so wie heute in unserer
Feier.
Bei manchem Lied
hätte ich schon große Lust,
Regeln zu vergessen und
laut mitzusingen.
Doch das geht nicht.
Das wäre unverantwortlich.
Auch am heutigen Fest,
Allerheiligen, dem etwas anderen Osterfest gegen Ende des Jahres, sind uns Grenzen gesetzt.
Dabei lädt uns dieses Fest
dazu ein, freudig uns an alle
jene zu erinnern, für die die Auferstehung Jesu in ihrer eigenen Auferstehung von den Toten bereits Wirklichkeit geworden ist.
Diese Wahrheit muss verkündet
und laut besungen werden.
Weil sie von Zukunft spricht.
Von einer Hoffnung, die auch unser Leben betreffen will.
Vom Sieg über den Tod und
dass auch wir durch Christus erlöste,
vom Tod befreite Menschen sind.
In einem Lied in
unserem Gotteslob heißt es:
„Manchmal feiern wir mitten
am Tag ein Fest der Auferstehung, Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da. Manchmal feiern wir mitten im Wort ein Fest der Auferstehung. Sätze werden aufgebrochen und ein Lied ist da.
Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung, Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da.
Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung, Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.“ (GL 472)
Wo haben Sie selbst
in den zurückliegenden Monaten
für sich persönlich Momente
der Auferstehung erfahren?
Wo haben Sie ein ganz persönliches Glück gefunden? Gab es Tage und Augenblicke, in denen Sie trotz allem Freude und Ausgelassenheit erfahren konnten,
einen inneren Frieden entgegen den Zerrissenheiten und Unsicherheiten
dieser Zeit?
Welche inneren Sperren konnten Sie überwinden, dank ungeahnter Kräfte und Ressourcen, die in Ihnen bis jetzt möglicherweise verborgen geblieben sind?
Was bedeutet für Sie persönlich mitten am Tag ein Fest der Auferstehung zu feiern, gerade auch in dieser Zeit? Wie könnte das aussehen? Wer könnte dazu beitragen? Was? -
Einen Tag nach Allerheiligen
feiert die Kirche das Fest Allerseelen.
Allerseelen ist im Grunde genommen das Herunterdeklinieren der Glaubensbotschaft von Allerheiligen auf unsere Mitmenschen,
die vor uns gelebt haben und
die wir jetzt in der vollständigen
und erlösten Gemeinschaft
mit Gott glauben.
In der zweiten Lesung am Tag Allerseelen
heißt es u.a.: „Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selbst: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.“
Es ist für mich ein großer
Trost zu wissen, dass mein Leben Gott gehört und er bei allem, was mich erreicht
und ich auch in dieser Zeit an Begrenzung
und Einschränkung, an Zweifel und Leid,
das viele andere Menschen betrifft,
erfahre, bergend und sorgend
seine Hand über unser
aller Leben legt.
Wir gehören dem Herrn.
Auch in dieser Zeit sind wir sein Eigen.
Im Lied, das uns im Augenblick
noch verwehrt ist zu singen, heißt es:
„Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben, mir zum Heil und dir zum Ruhm, hast du mir´s gegeben. Väterlich führst du mich auf den Lebens Wegen meinem Ziel entgegen.“ (GL 435)
Gott lasse Sie wachsam
sein für seine Gegenwart auch in dieser Zeit.
Er erleuchte Ihr Gesicht mit dem Licht seiner Gnade, trage sie behutsam auf seinen Händen, bis wir ihm, hoffentlich bald, erneut unser Lob singen und unsere Auferstehung mitten am Tag erleben und feiern können.