„In jener Zeit als die
Volkmenge Jesus bedrängte
und das Wort Gottes hören wollte,
da stand er am See Gennesaret
und sah zwei Boote am See
liegen.“
Kommen Sie einmal mit,
einfach so, in ihren Gedanken
und stellen Sie sich die Szene
vor Ihrem inneren Auge vor,
von der das Evangelium
erzählt.
Begeben Sie sich mit mir mitten
hinein in das Gewimmel von Menschen
am Ufer des Sees und gehen
Sie achtsam umher.
Schauen Sie.
Hören Sie.
Spüren Sie.
Was sind das für Menschen,
die da stehen und Jesus
zuhören?
Was haben sich diese Menschen
zu sagen, von dem, was ihnen auf dem
Herzen liegt und warum sie überhaupt
da sind?
Welche Energien nehmen
Sie unter den Menschen
wahr?
Seitdem diese Leute
Jesus für sich entdeckt
haben, laufen sie ihm
hinterher. Kein Weg scheint
ihnen dafür zu weit zu sein,
wenn es darum geht,
Jesus zu sehen und
ihn zu hören, das,
was er ihnen zu sagen
hat über Gott und den
Menschen, das Leben
und die Welt.
Sie selbst stehen mitten
unter diesen Menschen, die
von einer inneren Sehnsucht
getrieben werden, von der
Suche nach all dem, was ihrem
Leben Halt und Sinn verspricht.
Wonach suchen Sie
selbst in Ihrem Leben?
Haben Sie den Sinn
und den Halt in Ihrem ganz
eigenen Leben schon gefunden?
Wonach sehnen Sie sich?
Mit welchen ganz eigenen
und persönlichen Anliegen,
möchten Sie sich Jesus
nähern?
Diese Fragen mögen
Sie überraschen und vielleicht
finden Sie nicht so schnell
eine Antwort auf Sie.
Lassen Sie sich Zeit.
Nehmen Sie sich die
Zeit auch über diesen
Gottesdienst
hinaus.
Erlauben Sie sich
diese Fragen und erlauben
Sie sich, sich mit der Suche nach
einer Antwort an Jesus
zu wenden.
Er kennt Sie.
Er lässt Sie nicht
einfach so stehen.
Er hört Ihnen zu.
Und bereits im Aussprechen
dessen, was Sie selbst so bewegt
und ihm Hören auf das, was
er Ihnen zu sagen hat, kann
sich etwas ereignen.
Vorausgesetzt, Sie lassen es
zu und Sie erlauben es ihm
und sich selbst.
Ulrich Schaffer hat einen
Moment ins Wort gebracht,
der darstellt, was geschehen
kann, wenn Menschen etwas
an sich geschehen lassen:
Wenn nicht hinter den Worten,
hinter den verzweifelten Blicken,
hinter der bewussten Abwendung,
hinter Erfolg und Verzicht
nur die unstillbare Sehnsucht
nach Nähe wäre,
woher käme dann die Unruhe,
die dich vor dem Fenster auf und
ab gehen lässt, bis du kalt
oder heiß geworden bist?
Manchmal bestehen wir über
und über nur aus Haut, die
berührt werden will.
Das ist unsere Berufung,
der wir uns widmen,
als wäre jede Tag der
letzte.
Ulrich Schaffer spricht
von der Sehnsucht des Menschen
nach Berührung. Einer Berührung,
die unter die Haut geht, die
das Innere des Herzens
erreicht.
Wir wissen von Jesus,
dass er immer wieder die
Menschen berührt, ihnen seine
Hände auflegt und dass die
Menschen, die diese Berührung
zulassen, geheilt davongehen.
Wollen Sie sich einmal vorstellen,
wie Jesus Sie selbst berührt und wie
er Ihnen seine Hände auflegt?
Spüren Sie dieser Berührung
nach. Immer wieder. Und
achten Sie einmal darauf,
was sie in Ihnen auslöst.
Gewiss:
Auch das braucht seine
Zeit. Eine solche Vorstellung
erscheint dem ein oder
anderen von Ihnen
möglicherweise sehr fremd.
Und dennoch, nehmen Sie
sich die Zeit, um sich von
Jesus berühren zu lassen.
Und empfinden Sie dieser
Berührung nach.
Dies geht eindeutig besser,
wenn Sie mit sich allein
sind; sich bewusst die
Zeit hierfür nehmen und
den Raum.
Manchmal bestehen wir über
und über nur aus Haut, die
berührt werden will.
Ja, manchmal kommen
wir mit bloßen Worten
nicht mehr weiter. Dann
versagen Worte. Dann wird es
Zeit auf den anderen zuzugehen,
ihn in die Arme zu nehmen
und einfach nur für ihn
spürbar nah zu sein.
Da.
Jesus kommt auf uns zu.
Mehr noch. Er lädt uns mit
den Jünger ein mit ihm ins
Boot zu steigen und auf Abstand
zu gehen.
Der Abstand vom Alltag
des Lebens tut not, um immer
wieder bis zu den ganz eigenen
Ressourcen und inneren
Quellen vorstoßen
zu können, die wir
fast vergessen würden.
Sie merken, dass wir
uns schon längst der Szene
die das Evangelium entwirft,
entzogen haben. Wir sind
mittlerweile bei uns
selbst angekommen
und unserer ganz persönlichen
Beziehung zu Jesus.
Wir lauschen auf unsere
ganz eigene innere Sehnsucht.
Wir spüren unseren ganz
eigenen inneren Bedürfnissen
nach.
Und wir kommen vor Jesus
zu stehen, der uns anblickt,
seine Nähe schenken will,
uns einlädt mit ihm
allein zu sein und auf
sein Wort zu hören.
Das sind ganz kostbare
Momente, die wir dabei
erfahren dürfen, in denen
es nur auf ihn und uns ankommt
und uns nichts anderes
stören muss oder seine
Aufmerksamkeit
auf sich zieht.
Angenommen wir ließen
uns immer wieder
darauf ein, mit Jesus ins Boot
zu steigen, mit ihm allein
zu sein, und nur mit ihm,
und schließlich auf sein Wort
zu hören – angenommen
wir würden dies tun:
Welchen Reichtum
würden wir aus der Begegnung
mit ihm für unser Leben
gewinnen?
Welche Inspiration?
Welche Orientierung?
Welche Wegweisung?
Welche Frage?
Welche Antwort?
Bei dir Jesus finden wir Ruhe.
Bei dir können wir uns abwenden
von den lauten Stimmen und
in Berührung kommen, mit all dem,
was unsere wirklichen Bedürfnisse
sind. Du stärkst uns mit deiner
Liebe. Du machst uns Mut,
wenn wir kraftlos werden.
Du tröstest uns, wenn unsere
Trauer größer wird als unsere
Hoffnung.
Berühre uns, sei uns nah,
damit wir diesen Tag
mit deiner Liebe
leben. Denn du bist
das Leben, dich
beten wir an.