Weltgebetstag.
Weltgebetstag für geistliche Berufe.
Worum geht´s?
Zunächst darum:
Dass es immer weniger
Priester in unserem Land gibt.
Dass immer mehr Gemeinden ohne einen Priester auszukommen haben.
Dass sich immer mehr Pfarreien einen Priester teilen müssen.
Es geht auch darum,
dass wir gegen diese Situation
„anbeten“ sollen, dass wir geistliche Berufungen in unseren Gemeinden entdecken sollen,
dass wir jungen Menschen Wege in die Nachfolge Jesu zeigen sollen.
Weil die augenblickliche Situation
unerträglich ist.
Für die Gemeinden.
Für die Priester.
Für die Hauptamtlichen.
Für die Kirche.
Weil die augenblickliche Situation
alles auf den Kopf stellt.
Die Gemeinden.
Die Kirche.
Sichergeglaubte Strukturen.
Weil es nicht so bleiben kann.
Weil es nicht so bleiben darf,
wenn wir unsere Kirche nicht vollends
an die Wand fahren wollen.
Weltgebetstag.
Weltgebetstag für geistliche Berufe.
Natürlich kommen wir
in unserer Kirche auch immer wieder an einen Punkt, an dem wir selber nicht mehr weiterwissen und nur noch Beten
helfen kann.
Anscheinend sind wir an diesem Punkt angekommen. Eine Gebetsinitiative
unserer Diözese „Samuel“
macht es deutlich.
Um geistliche und kirchliche
Berufungen soll gebetet werden.
Ja, das Beten kann helfen.
Ganz gewiss dürfen wir Gott
unsere Anliegen und Sorgen entgegenhalten,
auch die Sorge um unsere Kirche,
auch die Sorge um die abnehmende Zahl
der Priester und geistliche Berufungen
allgemein in unserem Land.
Aber mit dem Beten allein
ist und bleibt es nicht getan.
Vor allem dann nicht,
wenn der Eindruck vorherrscht,
dass man selber noch nicht alles
Kirchenmögliche
getan hat, was getan
werden könnte.
Die Frage ist erlaubt:
Haben wir in unserer
Kirche tatsächlich alles uns Mögliche getan,
damit geistliche Berufungen entstehen können
und Menschen eine solche Berufung als eine für sie mögliche Herausforderung entdecken und annehmen können?
Haben wir tatsächlich schon die Voraussetzungen geschaffen,
die es heutzutage jungen
Menschen erlauben,
sich für das Priestertum
zu entscheiden?
Sie merken, dass wir mit dieser Frage
an einem sehr sensiblen Punkt angelangen.
Es geht um die grundsätzlichen Zulassungsbedingungen
zum Priestertum.
Natürlich kann
man alles theologisch erklären und fundieren, die Ehelosigkeit, die anscheinend für das Priestertum so konstituierend und entscheidend ist und auch die Tatsache, dass ausschließlich Männern der Beruf des Priesters vorbehalten bleiben soll.
Ob dies Jesus tatsächlich je so verstanden haben wollte, diese Frage will man bis heute nicht wirklich beantworten.
Es ist so, wie es ist.
Keine Diskussionen!
Betet lieber!
Weltgebetstag.
Weltgebetstag für geistliche Berufe.
Aber man kann nicht alles wegbeten.
Schon gar nicht die pastoralen und soziologischen,
die gesellschaftlichen Wirklichkeiten eben,
in die wir als Kirche hineingestellt sind
und auf die wir zu reagieren haben.
Und dies nicht, weil wir nicht anders könnten
und uns nichts anderes übrigbleiben würde,
sondern weil wir der Überzeugung sind,
dass es tatsächlich auch anders geht
und auch dies theologisch fundiert,
nicht menschenverachtend,
sondern die Würde
des Menschen ernstnehmend,
auch von jungen Menschen,
die sich mit ganzem Herzen
dem Priestertum verschreiben möchten
oder bereits verschrieben haben.
Zugegeben,
bei all dem, was ich sage,
bricht auch eine persönliche Enttäuschung
über meine Kirche und deren Vertreter
hervor. Es ist die Enttäuschung darüber,
· wie man seitens Verantwortlicher
mit der Kirche,
mit ihren Priestern,
mit den vielen hauptamtlichen Frauen und Männern
und den Pfarreien
umgeht;
· wie man Berufungen im Keime erstickt
und bislang motivierte und engagierte Priester demotiviert, entmutigt und entkräftet;
· wie man Pfarreien im Stich lässt,
ihnen das Herz aus der Brust
reißt, indem man ihnen zumutet
auf die zentrale Feier ihres Glaubens
und das gemeindebildende Element
der Eucharistie zu verzichten;
· wie man der Kirche zunehmend den Lebensatem nimmt, weil man nicht den Mut findet, sich einer grundlegenden Veränderung zu stellen
und der Kirche ein neues Gesicht zu geben.
Dabei gibt das Evangelium von heute
die über Sein oder nicht Sein von Kirche
entscheidende Richtung an.
Jesus bezieht das Bild vom guten Hirten
zunächst auf sich selber.
Er ist der Hirte.
Er kümmert sich um seine Herde.
Er lässt ihr zukommen,
was sie zum Leben braucht.
Er schreckt nicht davor zurück
auch sein eigenes Leben
für das Leben seiner Herde hinzugeben.
Aber heute,
heute hat seine Kirche,
dieses Amt des Hirten inne.
Sie soll sich um die Menschen kümmern.
Sie soll den Menschen zukommen lassen,
was sie zum Leben brauchen.
Sie soll den Menschen Gott zukommen lassen
und damit die Erfahrung, dass sich der Mensch
geborgen und aufgehoben wissen darf
in seiner Güte und Barmherzigkeit,
in seinem Wohlwollen und seinem Erbarmen
und dass Gott das Leben des Menschen will,
unverstellt und frei,
erlöst von all dem,
was ihn niederdrückt
und gefangen hält.
Und wenn ich tatsächlich spüre,
dass es hierzu nicht nur an Menschen,
an Priestern, fehlt,
die sich dieser besonderen Aufgabe annehmen,
sondern dass diese Aufgabe
zugleich eine auch eine grundsätzliche Wandlung
der Strukturen notwendig macht,
dann ist es eine Pflicht,
sich dieser Wandlung zu stellen
nicht alles beim Alten zu belassen
und der Kirche Christi ein neues Profil
zu geben.
Doch was ist, wenn sich in diesem Punkt
die Hirten untereinander selber
nicht einig sind?
Innerhalb der deutschen Bischofskonferenz
ist ein Streit entbrannt, ob evangelische
Partner in einer konfessionsverschiedenen
Ehe, die katholische Eucharistie empfangen
dürfen, sofern sie das Verständnis teilen.
Eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe hatte
amtlich eine „Öffnung“ beschlossen.
Nun aber haben – gegen den Vorsitzenden
der deutschen und der bayrischen Bischofkonferenz, Marx, unter der
Federführung des Kölner Kardinals
Woelki einen Brief nach Rom
geschrieben, um eine
Klärung „von oben“
zu erhalten.
Sie vermuten nämlich,
dass die Bischofskonferenz
ihre Kompetenz überschritten
habe und gegen die Glaubenslehre
und gegen die Einheit der
Kirche verstoße.
Wieder einmal stellt
sich mit Hans Küng die Frage
der Wahrhaftigkeit.
Wer neue Wege der christlichen
Glaubensidentität blockiert,
muss sich nicht wundern,
wenn die Menschen mit
einer derartigen Kirche
nichts mehr anfangen wollen.
Es geht nicht darum,
der Welt und den Menschen
nach dem Mund zu reden,
es jedem recht machen zu wollen
und unsere eigene Identität zu verraten
und das, was wir vor Gott und für ihn
in dieser Welt sein sollen, zu verstecken.
· Es geht darum, die Zeichen der Zeit zu erkennen
und sich dabei zu fragen,
wie das Evangelium Christi
in unsere Zeit hinein übersetzt werden kann.
· Es geht darum,
die innere Überzeugung ins Wort zu bringen,
dass es so nicht mehr weitergehen kann,
dass Beten allein nicht hilft,
sondern dass Taten folgen müssen,
die den Mut zum Loslassen voraussetzen,
vor allem aber Vertrauen
und einen festen Glauben,
dass tatsächlich Neues entstehen kann,
wenn man es denn wirklich will.
Erkennen Sie indem,
was ich sage und ins Wort bringe,
meine ganz persönliche Betroffenheit,
meine ganz persönliche Enttäuschung,
aber auch meinen festen Willen,
an dem Platz, an dem ich stehe,
eine Wandlung möglich zu machen.
Selbst dann, wenn diese nur unsere
Gemeinden vor Ort betreffen sollte.
Entnehmen Sie für sich aus dem,
was ich sage und ins Wort bringe,
die Einladung zum Gebet
für die Kirche
und für ihre Verantwortlichen,
für den Papst und für die Bischöfe und ihre Berater und zum Mittun hier vor Ort,
in unserer Pfarrei und in unseren
Gemeinden.
Alles andere kommt von selber.
Besser gesagt:
Alles andere kommt von Gott!
Für ihn ist ja bekanntlich
nichts unmöglich.
Es stimmt hoffnungsvoll,
so war in einem Kommentar
zur augenblicklichen Auseinandersetzung
unter den deutschen Bischöfen zu lesen,
dass der Streit zwischen verschiedenen
Strömungen auf lehramtlicher
Ebene offen ausgetragen wird.
Schön und gut.
Aber wen interessiert das
noch?
Die Gleichgültigkeit
und das Desinteresse,
an dem, was mit uns als
Christen und Gemeinden und
um uns herum passiert,
die Verstockung des Herzens
ist auch für die Kirche
der größte Feind.
Stellen wir uns miteinander
den Herausforderungen!