Johannes sitzt im Gefängnis.
Es dauert nicht mehr lange,
da wird man seinen Kopf
Herodes auf einem
silbernen Tablett
übergeben.
Seine Zeit ist dann vorbei.
Der Vorläufer hat seine
Aufgabe erledigt.
Hinausgegangen war er,
um die Menschen auf den
Messias vorzubereiten:
„Bereitet dem Herrn den
Weg, ebnet ihm die Straßen.“
Unzählige waren zu ihm
an den Jordan gekommen,
um sich von ihm taufen zu lassen.
Auch Jesus.
Jetzt ist er an der Reihe.
Er, auf den alle gewartet hatten.
Das Lamm Gottes,
der Retter, der Messias,
der Herr.
Auch Jesus redet
von Umkehr.
Das Reich Gottes sei nah.
Die Zeit sei erfüllt.
Jetzt ginge es vor allem
um den Glauben an das
Evangelium, meint
er.
„Kehrt um und glaubt an
das Evangelium.“
Der Glaube ist entscheidend,
damit etwas passieren kann,
damit Gott am Menschen und
dieser Welt Großes vollbringen
kann. Ohne Glauben geht
gar nichts.
Ohne Glauben keine Wunder.
Ohne Glauben keine Heilung.
Ohne Glauben keine Vergebung.
Ohne Glauben keine Erlösung.
Ohne Glauben kein Reich Gottes.
Ja, nicht einmal Gott.
„Kehrt um und
glaubt an das Evangelium!“
Jesus lädt zuallererst
zum Glauben ein.
Immer wieder
sagt er den Menschen
auf den Kopf zu:
„Geh, nimm deine Bahre,
nimm deinen Stock, was
auch immer, dein Glaube
hat dir geholfen.“
Glauben Sie?
Glauben Sie wirklich?
Nein, nicht irgendwie
und auch nicht irgendwas.
Glauben Sie aus
ganzem Herzen,
von innen heraus und
aus tiefster Überzeugung -
glauben Sie, dass mit
Jesus eine neue Zeit
für uns Menschen angebrochen
ist; dass Gottes Reich tatsächlich
nah ist?
„Eine neue Zeit war angebrochen.
Die große neue Zeit des Gottvertrauens.“
sagt Franz Alt. „Danach trennte sich
Jesus von Johannes und ging seinen
eigenen Weg. Sein großes Anliegen
war, von nun an so von Gott zu sprechen,
dass es heilend wirkt und nicht mehr
verängstigend. Und genau so zeigte
er Wege zur Menschlichkeit – und
damit Wege zu Gott.“
Es gibt Menschen, die haben
dies geglaubt und erfahren.
Ihr Glaube und ihre Erfahrung
waren so groß und so stark,
dass sie alles stehen
und liegen ließen und ihrer
eigentlichen Bestimmung
gefolgt sind. Allen vorweg:
Simon,
Andreas,
Jakobus,
Johannes.
Eben noch standen sie
als Fischer in ihren Booten.
Jetzt hat er sie zu Menschenfischern
gemacht. Zu Boten der frohen
Botschaft, dass Gottes Reich
nicht nur nah, sondern
mitten unter den Menschen
ist. Wirklich. Tatsächlich.
Greifbar und zu erfahren.
Diesen Glauben stellen
heute viele Menschen in Frage.
Die Realitäten dieser Welt,
so scheint es, provozieren
einen tiefen inneren Zweifel
und überzeugen sie
eines anderen:
Dass Gott sich schon
längst über alle Berge
aus dem Staub gemacht hätte.
Die Welt, sie sei Gott-los
geworden, meinen sie.
Manchmal da scheint
es tatsächlich so zu sein
und zwar überall
dort, wo von den
Verheißungen
des Evangeliums
nichts zu erfahren
ist, rein gar nichts.
Stattdessen vieler Orten
Zerstörung, Anfeindungen
des Lebens, Hass,
Sinnlosigkeiten, Entwürdigung,
Tod und Gottesfinsternis.
Wo soll da Gott vorkommen?
„Ewiger, treuer Gott,
täglich schauen wir zu dir
auf und erwarten, dass du
uns siehst und hörst.
Doch deine Liebe
ist längst bei uns und
deine Vorsehung
begleitet unseren Weg
zu jeder Zeit.“
Diese Worte laden
uns ein, sich nicht irre
machen zu lassen
von den vielen Dingen
in dieser Welt, die
so gar nichts mit
Gottes Reich gemeinsam
haben, und die in einem
groben Widerspruch
zu Gottes Absichten
mit uns Menschen
stehen.
Gott ist nah.
Gott bleibt nah.
Auf diesen Glauben
kommt es an.
Ganz gleich, was
kommt.
„Kehrt um und glaubt
an das Evangelium.“
Die frohe Botschaft, ist die:
Gerade in den Momenten
und Augenblicken, in denen
wir Gott fern von uns meinen,
ist er uns am nächsten.
Mit dieser Spannung
und diesem scheinbaren
Widerspruch müssen
wir leben.
Wer sonst könnte uns
über die zahllosen Unebenheiten
unseres Lebens hinwegtragen?
Wer sonst ließe uns in den
Herausforderungen unseren
Lebens bestehen?
Wer sonst holte uns heraus
aus den tiefen Abgründen
unseres Lebens und stellte
uns wieder auf weiten
Raum?
Wer sonst machte unsere
Finsternis hell?
„Ich will dich loben,
mein Gott! Denn du hast
wunderbar gehandelt an dem,
der Staub ist.
Und an dem, der aus Lehm
geformt ist, hast du dich
sehr groß gezeigt …
Ich will deine Gnade
besingen und deine Macht
rühmen den ganzen Tag.“
Dieses Gebet aus den
Höhlen von Qumran
lässt keinen Zweifel
daran:
Gott hinterlässt
seine eindeutigen Spuren
im Leben des Menschen
und dieser Welt.
Er bleibt nicht außen vor.
Er ist nicht wegzudenken.
Schon gar nicht läuft
er vor dem ganzen Wust
dieses Lebens und dieser
Welt davon.
Jesus legt uns nah,
für diese Wahrheit
Zeugnis abzulegen und immer
und zuerst dort,
wo Umstände
und Menschen sie
im Keime ersticken
möchten und
verneinen.
„Denn du hast uns bestellt
zu Zeugen in der Welt …“
so singen wir aus dem Gotteslob.
Meinen wir es ernst damit?
Die Jünger haben diese
Aufgabe sehr ernstgenommen.
Für diese Wahrheit sind sie
in ein anderes Leben aufgebrochen.
Vom Fischer zum Menschenfischer.
Hinein in die Nachfolge Jesu.
Wie sehr vermag
uns die Botschaft von
der Nähe Gottes noch
zu bewegen und zu tragen?
Vor allem: Wie viel
Kraft besitzt sie, unserer
Leben von Grund auf neu
zu denken und falls
erforderlich wieder neu
zu ordnen? Auf Gott
hin auszurichten?
In der Kapelle
des Heinrich-Pesch-Hauses
in Ludwigshafen hängt
hinter dem Altar an der Wand
vor einem hell beleuchteten Hintergrund
eine Christusfigur. Jedoch nicht, wie
man vielleicht meinen möchte,
am Kreuz.
Diese Figur hat überhaupt
keine Arme und Hände. Beide Oberarme
sind in der Hälfte abgetrennt.
Zugegeben:
Eine Darstellung, an die
ich mich zunächst gewöhnen
musste.
An die Nähe des Reiches
Gottes zu glauben, bedeutet
für mich, daran zu glauben,
dass Gott mir unwiderrufbar
in Christus nahegekommen
ist.
Umzukehren und in der Nachfolge
dieses Mannes aus Nazareth zu stehen
bedeutet für mich, ihm meine Arme und
Hände zu überlassen, mich selber ihm
anheimzugeben, damit ich für ihn
die Dinge heute tue, die er an
den Menschen tun würde.
Hier, an dieser Stelle schließt
sich dann wieder der Kreis
und es stellt sich die Frage nach dem
eigenen Glauben neu.
"Wie sehr glaubst Du,
dass Gott Dir nahe ist
und wie sehr lebst Du diesen
Glauben, so, dass er Dir
zur Stärkung und
anderen Menschen
als Zeugnis dienen
kann?