Es geschieht am selben
Tag. Am Ostermorgen, an
dem die Frauen und Petrus
das leere Grab entdecken:
Zwei steigen aus.
Zwei machen nicht mehr mit.
Wütend vor Verzweiflung.
Sie kehren heim ins Dorf,
das Emmaus heißt.
Worüber sprachen sie?
Man kann´s sich denken.
Dennoch: Der Fremde,
der zu ihnen stößt
fragt nach: Was sind das
für Worte, die ihr euch
so aufgeregt einander
zuwerft?
Sie halten an.
Sie wenden sich dem
Fremden zu. Noch immer
erkennen sie ihn nicht.
Ihre Augen sind blind.
Verstört fragt einer der
Beiden nach:
Wo lebst du eigentlich?
Es kann doch nicht sein,
dass du von all dem nichts
mitbekommen hast, was in
Jerusalem passiert ist.
Jesus stellt sich dumm:
„Was denn?“
Jetzt gibt es kein Halten mehr
für diese Beiden. Aus ihnen platzt
es heraus: Das mit Jesus.
Unsere hohen Herren,
die Tempelvögte
haben ihn an die Römer
ausgeliefert. Jetzt ist er tot.
Und wir hatten so sehr
gehofft, dass er der ist,
der diese Sklavenwelt
befreien würde.
Ich frage Sie:
Wer hat nun mehr
Grund verstört zu sein und
sich zu wundern,
die Beiden oder der Fremde?
Wer müsste mehr enttäuscht
sein, über das, was hier
gerade passiert,
die Jünger oder Jesus?
Ihr beiden wisst von
nichts: Ihr habt keine Ahnung.
Wo ist euer Mut?
Wo ist euer Glaube?
Wo euer Vertrauen?
Sollte es nicht genauso
kommen?
Sie bekommen
eine Lehrstunde.
Welch ein Privileg.
Vom Meister selbst,
den sie immer noch
nicht erkennen.
So verstört sind sie.
So blind. So sehr
gefangen in sich und ihrem
Schmerz und der Wut und
dem Zweifel.
Es heißt:
Unser Zweifel sei der
Raum, in dem Gott
an uns glaubt.
Die beiden überkommt
der Zweifel total. Alles, was sie
jemals gesehen und gehört
haben wird durch ihren
Zweifel weggespült.
Jesus spürt es.
Doch er glaubt an sie.
Und er bleibt bei ihnen,
als sie ihn bitten, zu bleiben.
„Und es geschah“, fährt
Huub Oosterhuis in seiner
Erzählung der Emmausgeschichte
fort: „als er am Tische saß:
Auf dem war Brot, er nahm
das Brot, und sprach den Segen,
brach das Brot und gab es ihnen –
und sie erkannten ihn mit
off´nen Augen.
Und in diesem Augenblick,
da sie ihn erkannten, da
war er unsichtbar und fort,
verschwunden.
Ach war das Herz nicht
wie ein Brand in uns, als
er uns auf dem Weg die Schrift
erklärte?
Wir gingen nachts den ganzen
Weg zurück, und fanden in
Jerusalem uns alle voll
Lachen und Weinen:
Er, erschienen dem Petrus –
muss wohl wahr sein, dass
er lebt.
Und wir, verschüchtert erst,
doch dann unbändig, erzählten,
wie er uns die Schrift erklärte,
und wie wir seinem Charme
und sein Charisma erkannten,
als er das Brot nahm, brach
und gab.“
„Unser Zweifel ist der
Raum, in dem Gott an
uns glaubt.“
Zweifel dürfen sein.
Zweifel müssen sein,
wenn ich Klarheit und
Gewissheit gewinnen möchte.
Keiner kommt an ihm so
einfach vorbei.
Auch Gott gesteht uns
unsere Glaubenszweifel zu.
Mehr noch:
Gott kann unseren Zweifel
dazu verwenden, dass wir die Beziehung
zu ihm auf ein neues Fundament
stellen, dass wir uns seiner
gewisser werden können.
Die Verstörung und die Verzweiflung
wurde den beiden Aussteigern zum Segen.
Ihnen war es geschenkt,
Christus neu zu begegnen und zu
hören und beim Brotbrechen,
über ihren Zweifel hinauszuwachsen:
„Brannte nicht unser Herz in uns,
als er unterwegs mit uns redete
und uns den Sinn der Schrift
erschloss?“
Wir selber brauchen uns ob
unseres Zweifels nicht
zu schämen. Auch wenn wir
zweifeln und nicht glauben
können, Jesus glaubt an
uns, bleibt bei uns, spricht
zu uns, bricht immer
wieder das Brot für uns und reicht
es uns, bis auch wir begriffen
haben und unser Herz
zu brennen beginnt.
Das ist das Entscheidende.
Alles andere kommt von
dorther.