Eine Frage vorweg:
Hören Sie das Frohmachende
aus den eben gehörten Zeilen
heraus? Denn das sollen
sie ja sein, diese Zeilen,
eine frohe Botschaft
für alle, die sie hören.
Zugegeben,
ich habe da zunächst
meine Schwierigkeiten, dieses
Evangelium als eine frohe
Botschaft zu hören und
anzunehmen.
Zu schwer wiegen die
Worte auf mir. Und auch
die Bilder, die sie vor
meinem inneren Auge
wachrufen.
Ich bleibe schon bei der
Begegnung zwischen dem jungen
Mann und Jesus hängen.
Ein Mann fragt Jesus,
was er denn tun muss,
um das ewige Leben
zu erlangen.
Er scheint irgendwie zu
spüren, dass das, was er bislang
getan hat, ihn nicht wirklich nach
vorne bringt. Seine Sehnsucht
nach Sinn und Leben
erfüllt sich dadurch
nicht.
„Was muss ich tun?“
Jesus verweist ihn auf
die Gebote. Doch das scheint
dem Mann nicht auszureichen.
„Das tue ich schon längst“,
meint er, „aber ich spüre,
dass dies nicht reicht.
sag mir also, was ich
tun muss.“
In der Tat, der Glaube
an Gott ist mehr als die Erfüllung
von Gesetzen und Geboten.
Der Glaube an Gott setzt
eine lebendige Beziehung zwischen
ihm und den Menschen voraus
und betrifft den Menschen
in seiner ganzen Existenz.
Darauf geht Jesus
ein, wenn er zu dem Mann
sagt: „Geh, verkaufe alles,
was du hast, gib das Geld
den Armen und du wirst
einen bleibenden Schatz
im Himmel haben;
dann komm und folge
mir nach!“
An diesem Punkt verschlägt
es dem Mann die Sprache.
Traurigkeit legt sich auf
seine Seele und er geht
weg.
Was ist schiefgelaufen?
Woran ist der Mann gescheitert?
Die Forderung, alles zu verkaufen
und den Armen zu geben, ist die
Einladung Jesu an den Menschen,
nicht bei sich selbst stehen zu bleiben.
Vielmehr, aus sich selbst herauszugehen,
sich loszulassen, auf Gott hin loszulassen
und von ihm all das zu erhoffen,
wovon der Mensch bislang
geglaubt hat, dass er es selbst
fertigbringen müsste.
Die Erfüllung der Gebote
ist das eine, die wesentliche
Hingabe an Gott ist das andere.
Sie geht tiefer. Sie fordert ganz.
Doch soweit war der Mann
noch nicht gekommen.
Wo stehe ich?
Wie lebe ich meinen
Glauben?
Erschöpft er sich
im Besuch des sonntäglichen
Gottesdienstes, in der
Verrichtung einst erlernter Gebete
oder reicht er tiefer? Ich meine damit:
Berührt er mich in meinem Inneren?
Setzt er Regungen frei?
Bringt er mich in Kontakt
mit Gott und den anderen
Menschen?
Noch einmal:
Der Glaube an Gott
fordert immer ganz.
Es gibt keine Halbheiten.
Der Glaube an Gott
lädt mich ein, loszulassen
und auf ihn zu vertrauen,
in allem, was ist und
geschieht, in meinem Leben
und dem Leben der anderen
auch.
Der Glaube an Gott
lebt im Letzten nicht
von Äußerlichkeiten,
sondern von der inneren
Haltung der Liebe zu
ihm und allem, was
ist, auch zu meinem
Gegenüber.
War es das, was der
junge Mann verstehen
lernen musste und zu
begreifen hatte?
Die Jünger jedenfalls
bekommen es mit der
Angst zu tun: „Wer kann
dann noch gerettet werden?“
Ihre Frage ist berechtigt.
Eigentlich doch niemand,
zu mindestens die allermeisten
nicht. Oder?
Ich glaube nicht,
dass ich persönlich immer treu
und brav die Gebote erfüllt
hätte. Meine eigene Unzulänglichkeit
ist mir durchaus bewusst.
Darin scheint mir
der junge Mann ein
weites Stück voraus zu
sein.
Und seien wir einmal
ehrlich zu uns selbst:
Keiner hier ist so,
wie er sollte, wie er könnte,
wie er wollte. Oder?
Wir scheitern sehr oft
an uns selbst, an unseren
ganz eigenen Grenzen.
„Eher geht ein Kamel
durch ein Nadelöhr …“
Das lässt mich zunächst
erschrecken, für mich
selbst und für die vielen
anderen auch, die sich täglich
darum bemühen als gute
Christen zu leben und dabei
auch immer wieder an
ihre Grenzen kommen.
Die Furcht bliebe fest
in meinem Nacken sitzen,
wenn neben all den Worten
und den Bildern, die sie
wachrufen, nicht dieses
trostvolle und zusprechende
Wort stünde:
„Für Gott ist alles möglich.“
Das lässt aufatmen.
Gott öffnet Möglichkeiten
für uns, damit unser Leben
gelingen und bereits
heute ein Stück der Ewigkeit
in sich tragen kann, die
uns verheißen ist.
Sich für diese Möglichkeiten
Gottes mit uns und unserem
Leben zu öffnen, dazu
lädt uns das heute
Evangelium ein.
Gottes Möglichkeiten mit
uns und unserem Leben
sind immer größer als
die ganz eigenen.
Um das zu erfahren,
bedarf es dieses einen
Schrittes, dass wir uns
auf ihn hin loslassen,
mit all dem, was wir
sind und haben.
Nicht mit halben
Herzen. Wesentlich
vielmehr, aus Liebe
zu ihm und zum
anderen.
Was muss ich tun?
Immer brav
gewesen sein
genügt nicht
vor dem Schritt
durch das Nadelöhr
steht das Wort
loslassen
vor dem Hundertfachen
steht sogar
das Wort Verfolgung
hinter allem
aber steht
für Entschlossene:
ein Schatz im Himmel
und einer
der uns liebt
Jesus Charis Doepgen
Amen.