Da haben sie sich wohl getäuscht.
Jene Leute, die so laut schreien.
Jene Leute, die so laut weinen.
Jene Leute, die nicht aufhören wollen
mit dem Jammern.
Das Kind ist nicht tot.
Hatten sie sich tatsächlich
so täuschen können?
Anscheinend ja.
Jesus meint:
Es schläft nur!
Aber das will ihnen
nicht in den Kopf!
Das kann nicht sein.
Das ist unmöglich.
Das Mädchen ist tot!
Und sie lachen Jesus aus.
Dem wird es nun zu bunt.
Alle raus, hier!
Nur wenige bleiben bei ihm
und dem Mädchen.
Die Eltern. Die Jünger.
Dann geschieht das Unfassbare:
Talita kum!
Mädchen, ich sage dir, steh auf!
Das Mädchen steht auf,
so als wäre nie etwas gewesen,
und geht umher.
Jetzt schreien sie noch mehr,
die Leute.
Und sie geraten außer sich.
Sie sind entsetzt.
In der Tat,
das Mädchen war nicht tot.
Es lebt -
vielleicht mehr als je zuvor.
Es gibt ein Lied
von Marius Müller-Westernhagen:
Wenn dir jemand sagt,
du bist zu klein
und du hörst nur immer
lass das sein;
wenn dir jemand sagt,
du bist nicht schön,
kann die Lust aufs Leben
schon vergehn.
Steh auf.
Steh auf.
Steh endlich auf.
Steh auf.
Talta kum!
Mädchen, ich sage dir, steh auf!
Ich frage mich,
was diesem Mädchen die Lust
auf das Leben genommen haben mag;
was dieses Mädchen sich wie vom Leben
abgeschnitten vorkommen
und sich wie leblos und tot fühlen ließ?
Ich kenne die Antwort nicht.
Vermutungen will ich keine anstellen.
Aber ich kenne Menschen,
die sich in einer ähnlichen Lage befinden.
Menschen, die, von außen betrachtet, wie tot erscheinen.
Menschen, die sich selber, wie vom Leben abgetrennt vorkommen.
Ich sehe sie in unseren Straßen.
Ich sehe sie in den Geschäften.
Ich sehe sie hinter den Schaltern.
Ich sehe sie an den Fließbändern.
Ich sehe sie in unseren Gemeinden.
Und ich weiß,
wie gut es ihnen tut,
an der Hand genommen zu werden,
ein heilendes,
ein erlösendes,
ein sie wieder aufrichtendes Wort zu hören,
um wieder zum Stehen
kommen zu können,
um wieder langsam und allmählich
den Kontakt zum Leben finden zu können,
das ihnen wie aus ihren Händen geglitten
schien.
Wenn einer zu reden beginnt,
wo Fronten verhärtet sind,
das fängt der Friede an.
Wenn einer zu schweigen
beginnt, wo zu viele Worte
sind, da fängt der Friede an.
Wo einer zu denken beginnt,
wo offene Fragen sind,
da fängt der Friede an.
Wenn einer zu handeln
beginnt, wo viele Probleme
sind, da fängt der Friede an.
Wenn einer zu beten beginnt,
wo Menschen am Ende sind,
da fängt der Friede an.
Die Worte eines Liedes
von Ludger Edelkötter
betreffen nicht nur das
Leben eines Einzelnen.
Sie gelten auch für
die Herausforderungen
im Großen und vermögen
eine neue Richtung in
den vielen unbeantworteten
Fragen unseres Zusammenlebens
in dieser Welt zu zeigen.
Talta kum!
Mädchen, ich sage dir, steh auf!
Wir leben davon,
dass uns ein anderer anspricht,
dass uns ein anderer meint,
dass uns ein anderer ernstnimmt,
dass uns ein anderer annimmt,
dass wir uns einander annehmen
und uns umeinander kömmern.
Gott tut dies bedingungslos.
Das unterscheidet ihn von uns Menschen.
Und das richtet auf.
Unabhängig von dem,
was andere Menschen
über uns denken,
von uns meinen,
über uns sagen
und auch losgelöst von dem,
was wir selber
von uns annehmen wollen
oder nicht.
In der Tat,
so vieles kann uns die Lust
auf das Leben nehmen.
Manchmal sind es die Umstände.
Manchmal sind es die anderen.
Oftmals sind es wir selbst,
die wir uns im Wege stehen.
Jesus will uns Lust
aufs Leben machen.
Die Fülle des Lebens
hat er uns zugesagt.
Das gilt.
Das steht.
Davon geht er nicht ab.
Aber wir –
wir müssen aufstehen.
Endlich aufstehen,
nicht immer die anderen
verantwortlich machen wollen
für unser Schicksal,
für unsere Verletzungen,
für unsere Enttäuschungen,
für unsere Lähmungen,
dafür, dass es kein Vorankommen gibt
und anfangen eigenverantwortlich zu leben,
so wie es Gott gemeint hat,
als er uns schuf
und zum Leben rief.
Das wäre dann wie eine
Auferstehung mitten am Tag!