Jesaja ist Prophet.
Ein Bote Gottes,
von ihm auserwählt
und berufen, schließlich
von ihm zu seinem Volk
Israel gesandt.
Jesaja soll Sprachrohr
sein für Gott, der sein
Wort in die Zeit hineinsprechen
will zu einem Volk, das sehnlichst
auf seine Rettung wartet.
Jesaja soll Mut zusprechen.
Jesaja soll Vertrauen wecken.
Jesaja soll Hoffnung schaffen.
Jesaja soll Israel der Gegenwart
und Nähe Gottes vergewissern.
Israel ist Gottes auserwähltes Volk.
Mit ihm hat er sich angefreundet,
immer mehr vertraut gemacht
und seinen Bund geschlossen.
An ihm will er sich als mächtig
und stark, als heilsam erweisen.
Doch dieses Volk
ist zu Größerem berufen.
Da gibt es noch etwas,
zu dem es bestimmt ist.
Licht für alle soll Israel sein.
An ihm soll offenbar werden,
wie Gott zu jedem
Menschen steht.
Dieses Volk soll ein
Zeichen für die Welt
sein und Gottes Absicht
mit ihr.
Das ist die Berufung
dieses Volkes:
Zu zeigen, dass sich Gott
aller Menschen annimmt,
ausnahmslos.
Denn:
Gottes Liebe ist grenzenlos
und sein Wille zum Heil
ist umfassend, alle umgreifend,
alle einbeziehend, keinen
ausschließend.
In Jesus
selbst personifiziert
sich Gottes Wille.
Durch ihn bekommt die Absicht
Gottes mit dem Menschen
ein Gesicht.
„Und die, die an ihn
glauben“, schreibt Lothar Zenetti,
„die gehen durch Wüsten
finden das Manna;
das Wasser im Felsen.
Und die, die an ihn glauben,
die gehen durch Wasser
trockenen Fußes;
durch reißende Flüsse.
Und die, die an ihn glauben,
die gehen durch die Mauern;
gehen wie im Traum
durch verschlossene Türen.
Und die, die an ihn glauben,
die gehen durch Flammen;
lebende Fackeln,
die doch nicht verbrennen.
Und die, die an ihn glauben,
die gehen durch das Dunkel;
scheinen zu sterben
und siehe sie leben.“
Auf einen solchen Menschen,
muss verweisen werden, weil
in ihm die Antworten zu finden
sind, die Menschen für ihr
Leben suchen.
Weil sich durch ihn all jene Ängste
beruhigen können, die Menschen
Sorgen bereiten und unruhig sein lassen.
Weil er Verlorengeglaubten und
Aufgegebenen Vertrauen
zurückzuschenken vermag
in den Sinn ihres Lebens,
und den Glauben an ihren ganz
eigenen unverwechselbaren
Wert und das Ansehen, das sie
in den Augen Gottes besitzen.
Weil er die Aussicht auf ein
Leben für alle weckt, dem selbst
der Tod nichts mehr anhaben kann.
Weil er lehrt, dass die Liebe,
das Vertrauen ineinander und
der Glaube der einzige Weg zueinander
und zu Gott sind, und dass
nichts mehr die Menschen auseinander
zu bringen und von Gott zu entfernen
vermag als Neid, Eifersucht,
Habgier, Zweitracht, Rücksichtslosigkeit
und Gewalt.
Johannes tut es.
Er verweist die Menschen,
die um ihm stehen auf Jesus:
„Seht, das Lamm Gottes,
das die Sünde der Welt
hinwegnimmt.“
Wofür das Bild des
Lammes steht, bringt
Lothar Zenetti einmal
in einem anderen Gedicht
zum Ausdruck:
„Einer
der sich verschenkte,
der gab, was er hatte,
der Brot wurde und Wein,
ein Stück Brot,
ein Schluck Wein
für alle,
die hungern und dürsten
nach Brot,
nach Liebe,
nach Gerechtigkeit,
Seht,
welch ein Mensch,
der sich nehmen ließ,
brechen, kauen,
aufzehren,
Stück um Stück,
Tag um Tag,
schlucken, schlürfen,
ausnutzen, austrinken,
bis zum letzten
Tropfen seines Blutes,
bis alles
vollbracht war
und leer
das Grab.
Ja, dieser
war Gottes Sohn.“
In einer Welt,
die so orientierungslos
geworden ist, wie die unsrige …,
in der die grundlegenden
und die menschliche Existenz
sichernden Werte so sehr
in Frage gestellt
und die Würde des Menschen
so sehr mit Füßen getreten
werden …,
in der die Menschen
mehr Fragen stellen, als sie Antworten
auf diese Fragen bekommen …,
in der immer mehr Menschen
viel mehr Gründe zur Verzweiflung
ausmachen wollen, als zum Gücklichsein,
zur Zufriedenheit und zur Dankbarkeit …,
in der der Schwache auf
der Strecke bleibt und der Stärkere
sich am Ende allein durchsetzt …
… in einer solchen Welt
ist und bleibt es notwendig,
dass wir, wie Johannes,
unseren eigenen Zeigefinger
erheben und auf Jesus Christus
verweisen, da nur er allein
die Antwort auf die Fragen
geben kann, die Menschen
stellen und auf die
sie eine Antwort brauchen,
ganz dringend brauchen,
wenn sie nicht
gänzlich verzweifeln,
verloren gehen und ihre
eigene Identität verlieren
wollen.
Auch hierfür möchte ich
gerne einen letzten Gedanken
von Lothar Zenetti anführen,
überschrieben mit:
„Ohne dich“.
Ohne dich,
den großen Wanderer
und deine entschiedenen Fußspuren
im Sand, kommen wir keinen Schritt
weiter
Ohne dich
und deinen strahlenden Blick
aus Licht, der die Augen auftat
den Blinden, erlöschen die
Kerzen auf unserem Altar.
Ohne dich
und die Unwiderstehlichkeit
deiner sanften Stimme,
die uns zu teilen heißt,
geht uns noch heute
das Brot aus.
Ohne dich,
du spendabler Gast
bei der fröhlichen Hochzeit
von Kana, reicht unser Wein
nicht zum unaufhörlichen
Fest.
Wir können und wir
dürfen uns als Christen
unserer Verantwortung nicht
entledigen, wieder eindringlicher
die Welt, unsere Mitmenschen
und uns einander auf Jesus Christus
zu verweisen, wenn wir ihn wirklich
als den Weg, die Wahrheit
und das Leben glauben
und
ein unaufhörliches Fest
feiern wollen, bei dem
Gott selber der Gastgeber
sein wird und ein jeder
Mensch, ausnahmslos,
Geladener.