Das Schenken
macht für viele unter uns
Weihnachten aus.
Das Schenken bringt auch den ein
oder anderen jedes Jahr aufs Neue
in große Verlegenheit:
„Was schenke
ich dem anderen nur!“
Es gibt Menschen, die
fangen bereits mit Beginn des neuen Jahres
systematisch an, die Geschenke für
ihre Liebsten für das kommende Weihnachtsfest
zu kaufen. Ihre Absicht wird jedoch spätestens
dann in Frage gestellt, wenn sie die
Geschenke so gut versteckt haben,
dass sie sie dann, wenn sie
gebraucht werden, nicht
mehr finden.
Aber nun einmal im Ernst.
Weihnachten hat
zunächst nichts damit zu tun,
dass Menschen sich einander
beschenken.
Weihnachten hat mit Gott
zu tun, genauer mit der Tatsache,
dass er in Jesus Mensch geworden
ist und sich uns allen in
ihm zum Geschenk gemacht
hat.
An Weihnachten ist der Mensch
zuerst ein Empfangender und keiner
der selber etwas zu schenken hat.
Gott ist der, der dem Menschen
ein Geschenk macht.
Wie wäre es, wenn wir uns
die Spannungen, das Anspruchsdenken,
die Erwartungen, die Enttäuschungen
dieser Tage einfach einmal nehmen
lassen würden,
sie zur Seite schieben
und uns Jesus zum Geschenk
machen würden?
Weiterschenken,
was wir von Gott empfangen
haben. Nicht mehr und auch
nicht weniger?
Jesus zum Geschenk machen!
Wie soll das gehen?
Wer Jesus einem anderen zum
Geschenk machen will, der
muss zuerst einmal begriffen haben,
wer Jesus war und welche Absichten
er mit seinem Leben verfolgte.
Jesus, so erzählt es die Bibel,
wurde als Sohn Gottes irgendwo in
einem Stall in Bethlehem geboren.
Das war nichts Spektakuläres.
In dieser Nacht dürften wohl
einige Kinder das Licht der
Welt erblickt haben.
Das Besondere an der Geburt
dieses Kindes ist vielmehr, dass von
Anfang an feststeht, dass es sich
bei diesem Kind nicht um irgendein
Kind handelt, sondern um niemand
Geringeren als Gottes Sohn selbst.
Das lässt diese Geburt in einem
ganz anderen und besonderen
Licht erstrahlen.
„Und der Glanz des Herrn
umstrahlte sie“ heißt es in der
biblischen Weihnachtsgeschichte.
Ganz zu schweigen von dem
neuen Stern, der hoch am
Himmel zu leuchten anfing
und jedem, der nach dem
Neugeborenen suchte,
durch sein Strahlen
den Weg zeigte.
Die Zeit nach der Geburt des
göttlichen Kindes, ist eine
schwierige Zeit:
für die Mutter,
für den Ziehvater,
für das Kind.
Die Menschen tun sich
bisweilen schwer, Jesus als Geschenk
des Himmels zu begreifen und ihn
als den Retter, den Heiland, den
Messias anzunehmen.
Von Anfang an trachtet man
dem Kind nach seinem Leben.
Töten will man den Kleinen.
Später als er dann auf
eigenen Füßen steht und für sich
selber geradestehen muss, gehen
ihm die etablierte Religion
und ihre Vertreter an
den Hals.
Sie versuchen Jesus Fallen
zu stellen, wo immer es geht
und einen Strick aus dem zu drehen,
was immer er im Namen seines Gottes
zu den Menschen sagt und sie
zu leben lehrt.
Doch völlig unbeeindruckt
geht der Mann aus Nazareth seinen
Weg. Er tut, was er tun muss
und er lässt bleiben, was ihm ein Dorn
im Auge ist.
Jeder Mensch soll für
ihn zum Adressaten seiner Botschaft
werden. Der Botschaft, die Liebe
ist.
Für den Menschen
tut er alles, was diesen hin zu Gott
führt und ihm Heilung verspricht,
Heilung und Vergebung,
Liebe und Leben.
An diesem Punkt könnten wir langsam
anfangen zu begreifen, was es bedeuten
kann, Jesus anderen zum Geschenk
zu machen.
Jesus ist die Liebe.
Ihn anderen zum Geschenk zu machen
würde bedeuten, anzufangen andere
zu lieben, so wie er uns liebt und annimmt.
Die Liebe als Geschenk also.
Denn wo immer Menschen der Liebe
fähig und imstande sind, die Mauer
der Ichbezogenheit zu durchbrechen
und absichtslos und frei auf den anderen
zugehen, wird dem anderen Jesus zum
Geschenk gemacht.
Die Liebe ist kein einfaches
Geschenk. Manchmal wird sie
zu einer großen Herausforderung
für Menschen, die nie richtig
gelernt haben zu lieben. Im Hinblick
auf Menschen, für die man
nicht die leiseste Sympathie
empfindet.
Und dennoch:
„Liebt einander, wie
ich euch geliebt habe!“ sagt
der Zimmermann aus Nazareth.
„Hört niemals damit auf.
Macht sie euch zum Geschenk
und entdeckt, wozu ihr Kraft
der Liebe fähig seid.“
Liebe befreit.
Liebe bewirkt Wunder.
Liebe schenkt Leben.
Für die Liebe braucht es
im Grunde genommen nicht viel:
Ein offenes Herz und eine
geöffnete Hand, eine gute Absicht
und den wohlwollenden
Blick. Mehr nicht, aber
auch nicht weniger.
Jesus schenkt Vergebung.
Er lädt uns ein, die Vergebung
einander zum Geschenk zu machen.
Was haben Menschen sich nicht
alles zu verzeihen? Und was haben sie
sich nicht alles aus der
Tiefe ihres Herzens heraus
zu vergeben, damit endlich
wieder ein Neuanfang gesetzt
werden kann.
Auch dieses Geschenk
hat es wahrlich in sich und wird
für den ein oder anderen
zu einer Herausforderung:
„Ich soll den ersten Schritt auf
den anderen zugehen?“
„Ja. Genau, Du!“ So hat es Jesus
gemeint, als er sagte:
„Seid barmherzig, wie euer
Vater barmherzig ist.“
Seien wir einmal ehrlich:
Niemand von uns kommt
wirklich ohne dieses Geschenk
aus.
„Macht euch die Vergebung
zum Geschenk. Wenn es sein muss,
dann auch unter dem Weihnachtsbaum.
Ort und Zeit sind völlig egal.
Hauptsache ihr tut es,
einander vergeben und verzeihen,
um miteinander einen Neuanfang
zu setzen.“
Jesus ist der Retter und Heiland.
Heilend aneinander zu wirken,
dazu lädt uns sein Evangelium
ein.
„Tut einander Gutes.
Schaut hin, wo Unheil ist.
Heilt die Wunden des anderen.
Ohne Zurückhaltung. Geht nicht
am anderen vorbei, wie Priester
und Levit in der Geschichte
von dem, der unter die Räuber
gefallen ist. Wirkt heilend aneinander.
Denn Gott hat euer Heil im Sinn.
Jede Zeit kennt ihre eigenen Wunden.
Jeder Mensch hat seine eigenen Blessuren.
Manche sichtbar, äußerlich.
Andere Wunden sitzen in der
Tiefe der Seele.
Die Wunden der andern
zu sehen. Sie zärtlich zu berühren,
in dem man nachfrägt:
„Was fehlt Dir bloß?
Was kann ich für Dich tun?
Was brauchst Du?“,
darauf käme es an
in einer Zeit, in der viele
sich nur noch um sich selber
drehen, sich zum Maßstab
aller Dinge nehmen und der zunehmende
Egoismus den Gemeinsinn,
die Solidarität unter Menschen
zerstört.
So vieles würde einen anderen Stellenwert
in unserem Leben einnehmen, wenn es
uns endlich gelingen würde über den eigenen
Tellerrand hinauszublicken:
in das Gesicht des anderen hinein,
in die Not des anderen;
in seine Angst und Sorge
hinein.
„Was soll ich dir tun?“
Das war Jesu Frage an den blinden
Bettler vor den Stadtmauern Jerichos.
Jesus anderen Menschen zu
einem Geschenk werden zu lassen,
bedeute, in Jesu Namen, auf den
anderen zuzugehen und ihn
zu fragen: „Was soll ich dir tun?“
Das kann schon der Mensch sein,
der mir nach dem Kirchgang über
den Weg läuft.
Weihnachten hat mit Gott
zu tun, genauer mit der Tatsache,
dass er in Jesus Mensch geworden
ist und sich uns allen in
ihm zum Geschenk gemacht
hat.
An Weihnachten ist jeder von uns
zuerst ein Empfangender und keiner
der selber etwas zu schenken hat.
Gott ist der, der dem Menschen
ein Geschenk macht: Jesus.
Es gibt Menschen, die haben
sich fest vorgenommen, sich an
Weihnachten nichts zu schenken.
Nichts zu schenken?
Wirklich gar nichts?
Hm??
Wie wäre es, wenn wir uns
uns Jesus zum Geschenk
machen würden und an andere
weitergeben, was wir alle
von ihm empfangen haben:
Gnade über Gnade.