Als Kind bekam
ich sehr oft von meinen Eltern
zuhören: „Wenn wir nicht
da sind, mach bloß niemandem
die Tür auf. Schon gar nicht
jemanden, den Du nicht
kennst.“
Das waren klare Worte;
Worte, die Besorgnis
zum Ausdruck brachten und
auch die Angst meiner Eltern,
dass mir etwas passieren
könnte.
„Mach bloß niemandem
die Tür auf.“
Gott braucht
keine Tür, um in das Leben
eines Menschen eintreten
zu können.
Vielmehr steht er plötzlich
und unvermittelt
vor einem, schaut einen an,
spricht zu einem, packt
einen, überwältigt einen.
Bei Maria ist es so geschehen.
Ehe sie sich versieht und anfängt
ihren eigenen Augen zu trauen,
steht Gabriel vor ihr.
„Mach bloß niemandem
die Tür auf.“
Gott braucht keine Tür.
Er ist einfach da.
Plötzlich.
Unerwartet.
Überwältigend.
Ich bin der Ich-bin-da.
So ist sein Name.
Ganz gleich wie,
in welcher Gestalt,
in welcher Weise.
Gott ist da.
Mose begegnet er in einem
brennenden Busch, der brennt,
aber nicht verbrennt. Die Stimme
beauftragt ihn, Gottes Volk
zu befreien.
Dem Volk Israel zeigt Gott
seine Gegenwart in dem
geteilten Meer, durch das
es hindurchziehen kann,
damit die Ägypter es
nicht umbringen können.
Gott ist da.
Das erfahren Menschen,
die Jesus begegnen.
Blinde, Lahme,
Bettler, Sünder,
Aussätzige und
vom Leben Gezeichnete.
In Jesus
erfahren sie Gott;
bekommen ihn zu greifen,
zu verstehen, zu sehen,
zu spüren.
Das Lied sagt es auch:
„Überall ist er und nirgend
Höhen, Tiefen, sie sind sein.
Er ist Gott, Gott für uns,
er allein ist letzter Halt.
Ja, er heißt: „Gott für uns“;
wir die Menschen, die er liebt.
Darum können wir ihm folgen,
können wir sein Wort verstehen.“
Gott ist da.
Keine Frage.
Die Frage ist eine ganz andere,
nämlich die:
Lassen wir ihn da sein?
In unseren Herzen,
in unserem Denken,
in unserem Beten,
in unserem Handeln,
in unserem Miteinander,
in unseren Gesprächen,
in unserem Leben,
in unseren Gottesdiensten,
in unserer Kirche,
in unseren Gemeinden -
wirklich da sein?
Auch wenn es sehr
oft den Anschein hat,
dass Gott das Weite
gesucht hat; er die Flucht
ergriffen hat - Momente
der Gottesferne gibt es
schließlich auch -
Gott ist da.
Er bleibt auch da.
Die Geschichte von den Spuren
im Sand muss ich Ihnen nicht
erzählen. Sie kennen sie.
Und sie wissen auch
um ihre Botschaft:
Gott ist erst recht
dann da, wenn wir ihn
am schmerzlichsten
vermissen.
Haben Sie seine Nähe schon
einmal ganz bewusst gespürt?
Wann und wie haben Sie ihn
in ihrem Leben erfahren?
Wann das letzte Mal?
Wann gab es diese Momente
des Friedens, des Trostes,
der Freude, des Gutseins,
der Harmonie, der Leichtigkeit
des Herzens, der Geborgenheit -
Augenblicke der Erfahrung
mit Gott?
Gott ist da.
Und er hat mit jedem
von uns seine Absichten.
Maria sollte Mutter werden.
Mutter seines Sohnes.
Gottesmutter.
Das war ihre
Berufung.
Haben Sie Gottes
Absicht mit ihrem Leben
schon erkannt?
Wissen Sie, was er
mit Ihnen vorhat?
Was ist Ihre
Lebensberufung?
Gott ist da, und:
Er wartet auf ein Ja.
Auf das Ja des Menschen,
auf unser Ja. Ein Ja, das
mit ganzem Herzen gesprochen
wird, ein verbindliches Ja,
ein unverrückbares Ja.
Kein: Ja-Aber.
Maria hat´s gegeben.
Nach anfänglicher Furcht.
Mit ganzem Herzen.
Und sie blieb ihrem
Ja treu. Treu bist
unter das Kreuz
ihres Sohnes.
Christen sind Jasager.
Zumindest doch im Hinblick
auf Gott.
Wie Maria sagen sie Ja
zu Gott und seinen Absichten
mit ihnen. Sie sagen Ja
zum Leben; ja zum Heil.