Es ist ein vertrautes Bild,
welches das Evangelium
entwirft und vor unserem
inneren Augen entstehen
lässt.
Jesus sitzt da.
Einfach nur da.
Um ihn herum finden
sich Menschen zusammen
und er redet mit ihnen.
Seine Jünger sitzen
dabei.
Jesus redet in Form
von Bildern, Gleichnissen
und Geschichten,
die den Menschen
den Zugang zu dem, was
er ihnen zu sagen hat
vereinfachen sollen.
Ein Gleichnis bringt sehr
treffend zum Ausdruck,
was viele Worte nicht
bewirken können.
Es spricht das Herz des
Menschen an und versetzt
ihn in die Lage, zu begreifen,
und Gottes Wort aufzunehmen.
Jesus erzählt vom Sämann.
Es geht dabei um die Worte,
die er zu den Leuten spricht und
die er ausstreut, wie ein Sämann
den Samen auf dem Acker.
Und zu sagen hat Jesus
den, die sich um ihn
versammelt haben, doch Einiges,
Entscheidendes über Gott,
den Menschen selber und
das Leben.
Doch Jesus bemerkt auch,
dass seine Worte ganz unterschiedlich
bei Menschen ankommen und
dementsprechend wirken bzw.
ihre Wirkung verfehlen.
Die verschiedenen Bilder
des Gleichnisses verdeutlichen
dies.
Nun könnte man sagen,
dass dies nichts Neues ist.
Das geht nicht nur Jesus so,
das geht jedem Prediger
mehr oder weniger so.
Und sehr oft fällt
ja auch das ganz eigene
Wort bei anderen auf
steinigen Boden,
dann, wenn wir merken:
Der andere hört mir gar
nicht zu. Ich erreiche ihn
nicht. Was ich sage,
das scheint ihn nicht
zu interessieren.
Was ich meine,
geht ihm in das eine Ohr hinein
und aus dem andere wieder
hinaus.
Jesus belässt es aber nicht
dabei. Er findet sich damit
nicht ab.
Für ihn ist es entscheidend,
dass der Mensch sich durch seine
Worte tief in seinem Herzen
anrühren lässt und dass
das so verinnerlichte Wort
im Leben des Menschen
konkret wird, eben
Frucht hervorbringt
und dem Leben
dient.
Dieser Weg führt
zunächst über das Hören.
Vom Hören zum Verstehen.
Und dann schließlich
zum Fruchtbringen.
Hören bedeutet
empfangsbereit
zu sein für Gottes Wort.
Dazu muss der Mensch
anhalten und innehalten.
Dazu braucht er feste Orte
und auch Zeiten für das ganz
bewusste Hinhören auf das,
was Gott ihm zu sagen
hat.
Der Glaube und die Freude
am Glauben beginnt mit dem
Hören. Ein Hören, das so offen
und empfangsbereit wie der
Ackerboden für den Samen
sein sollte.
Das Hören fällt schwer,
wo es dem Menschen nicht
gelingt zu schweigen, ganz eigene
Gedanken hintenanzustellen
und nur da zu sein für das,
was Gott ihm sagen will.
Wann haben wir uns das
letzte Mal bewusst zum Hören
auf Gott Zeit genommen?
Wann haben wir einmal
alles aus unseren Händen gelegt,
uns in Ruhe niedergelassen,
ein Wort der Schrift gelesen
und es auf uns wirken
lassen?
Glaube ist mehr als
Gefühl. Glaube ist auch eine
geistige Auseinandersetzung,
eine innere Aneignung und
immer tieferes Verstehen.
Das geht nicht allein.
Ich muss mich dazu
mit anderen zusammensetzen
und mich mit ihnen
auseinandersetzen.
Ich frage dabei, wie er das
Wort versteht. Was das Wort
in ihm auslöst. Wie das Wort
ihn betroffen macht.
Durch die Äußerungen
des anderen lasse ich mich
bereichern.
Das kann beim Bibelteilen
oder in Glaubensgesprächen
geschehen.
Wann haben wir uns
zum letzten Mal mit anderen
zusammengesetzt und über
den Glauben, das Wort
Gottes gesprochen?
Viele fühlen sich damit
überfordert. Es ist ihnen
fremd. Fremd und manchmal
sogar peinlich. Schade
eigentlich.
Solche Gespräche und
Begegnungen können einem
auch ganz unerwartet geschenkt
werden.
Mir ist es so passiert,
am vergangenen Wochenende,
bei einem Glas Wein in einer
Winzerstube.
Ein seltsamer Ort, denken
Sie vielleicht. Nun - nicht
seltsamer wie ein Ufer
an einem See in Judaä.
Zu Anfang fragte ich nur,
wie denn der Wein schmecke.
Dann ergab eine Frage
die andere. Ein Gespräch
entwickelte sich. Das wurde
immer tiefer und persönlicher.
Am Ende ging es um den Glauben
und um Gott und das Leben.
Es war ein schöner und
bereichernder Abend mit
vollkommen fremden Menschen.
Und es ging um Wesentliches
und Entscheidendes.
Für mich sind
dies Sternstunden.
Sie erfüllen und berühren
mich. Sie haben für
mich etwas mit Gott zu tun,
der mir in allen Dingen
begegnen möchte.
Was auf der anderen Seite
daraus geworden ist,
das kann ich nicht sagen.
Das Furchtbringen, von dem
Jesus im Gleichnis spricht,
das liegt gar nicht mehr
in unserer Hand.
Das kommt allein von
Gott her und ist Gnade,
Geschenk, dem das Hören und
das Verstehen
vorausgeht.
Von Lothar Zenetti stammt
ein schöner Gedanke, der mit
dem Titel: „Das Lied von Gottes
Wort“ überschrieben ist:
Es ist ein Wort auf deinen
Lippen, das geht vor uns her,
das geht über das Wasser
und wer es vernimmt,
der folgt wie im Traum.
Wenn du sprichst
vermehrt sich das Brot,
werden selig die Armen,
verlorene Söhne finden nach Haus.
Es ist ein Wort auf deinen Lippen,
das legt einen Schatz in den täglichen
Acker und wer ihn erkennt, gibt alles
dafür.
Wenn du sprichst, dann sehen
wir schon mit verwundeten Augen
die kommende Stadt, hier, wo
wir sind.
Es ist ein Wort auf deinen
Lippen, das geht wie ein Lauffeuer
rund um die Erde, das wandelt den
Staub in flammendes Licht.
Alles käme folglich darauf
an, das Wort, sein Wort, zu hören
und zu verstehen. Den Mut zu haben,
richtig hinzuhören und sich
berühren zu lassen, von dem,
was er uns zu sagen hat.
Es gibt auch Menschen, die
reden Gott in Grund und
Boden. Bei denen kann
Gott gar nicht zu Wort
kommen.
Im alten Gotteslob fand sich
noch ein Lied, das mit den Worten
beginnt:
Herr, gib uns Mut zum Hören,
auf das, was du uns sagst.
Wir danken dir, dass du es mit
uns wagst.
Ja, Gott wagt es immer wieder
aufs Neue mit jedem einzelnen
von uns. Er wird nicht müde
sein Wort in unser Leben
hineinzusäen, auf dass wir uns
von diesem Wort berühren lassen,
es wurzeln lassen und begreifen,
damit Frucht daraus erwachsen
kann.
Provozierend klingt der
Gedanke von Charis Doepgen:
Die Saat am falschen Ort –
jedenfalls dreimal, nur einmal
der Volltreffer mit hundertfacher
Frucht.
Die Chancen stehen schlecht,
nur eins zu drei, dass Gottes Wort
in unserer Welt gedeihlichen Boden
findet.
Wir hören mit halben Ohr
nur einmal so nebenbei,
als Geräuschkulisse für feierliche
Momente – das genügt nicht.
Wer hört und versteht,
muss sein Leben ändern.