Da gehen sie hin,
die Beiden, versunken in
ihren Gedanken und der Traurigkeit,
die sie so sehr gefangen nimmt,
dass sie für die andere Wirklichkeit
keine Augen haben:
Dass Jesus auferstanden ist.
Dass Jesus auf sie zukommt.
Dass Jesus mit ihnen redet.
Wer sollte es ihnen verdenken?
Der Mensch, in dem für sie Gott wohnte,
war tot. Der Mittelpunkt ihres Glaubens
und Lebens war ihnen genommen
worden. Alles war aus.
Beide stolpern durch das Niemandsland
der Enttäuschung. Und mit jedem
Schritt werden sie müder, schwerer,
schwermütiger.
Andreas Knapp fasst in einem
Gedicht diese Stimmung ein:
ich lief weg
ganz benommen
vernagelt in meinen schmerz
todtraurig in mich selbst
vergraben
So kann das sein, wenn man
sich ganz gefangen nehmen lässt
von dem, was unendlich traurig macht,
niedergeschlagen sein lässt,
die Hoffnung und die
Zuversicht raubt.
Man hat dann keine Augen mehr
für das ganz Offensichtliche, für
das, was auch noch ist, an Wahrheit,
an Wirklichkeit. Man ist in der Tat
benommen, vernagelt, in sich
selbst vergraben.
Es braucht eine gute Weile
bis die Jünger empfindsam werden für
die Gegenwart Jesu. Nur langsam
erreicht sie die Wahrheit
und mit ihr die Botschaft
des Ostermorgens, dass
Jesus von den Toten
auferstanden ist und
lebt.
In dem Gedicht heißt es weiter:
ach du
ich hatte gar nicht mehr
bemerkt
dass du ja auch noch da bist
den ganzen Weg schon
ob ich ein stück brot will
eigentlich habe ich gar
keinen appetit aber
danke
Beim Brechen des Brotes
fällt es ihnen wie Schuppen
von den Augen.
Auch hierfür finder der Dichter
die entsprechenden Worte:
mir wird ganz heiß
du hast den ganzen weg über
meinen selbstgesprächen zugehört
wie
und nicht nur
du
Doch noch ehe
sie richtig zu sehen
und zu begreifen beginnen,
ist er schon wieder weg, Jesus.
Wie vom Erdboden verschluckt.
Ihnen vorausgegangen.
Das hält sie nicht davon
ab, aufzuspringen und den ganzen
Weg zurückzulaufen, den sie
gekommen sind. Jetzt allerdings
anders: Erfüllt mit Freude.
Erfüllt mit Kraft. Eben ganz
außer sich und nicht mehr
gefangen in der Dunkelheit,
die zuvor ihr Begleiter
gewesen war.
Vorbei sind die Zweifel
und die Unsicherheiten.
Vorbei sind die Depression
und die innere Leere.
Jetzt haben auch sie
den Tod überwunden.
auferstanden
aus und vorbei
Schluss und Ende
Sterben und Tod
der Erfinder des Lebens aber
hat das letzte Wort sich
noch vorbehalten
steht auf
gegen die Schwerkraft des Todes
steht auf
wie ein Weizenkeimling
in verbrannter Erde
alles vermag der Glaube
an Sinn
wie das frühe Licht
durch dunkle Gitterstäbe
wächst Hoffnung überlebenslänglich
wie ein Funkenflug
in den verdorrten Dornbusch
flammt Liebe auf unverlöschlich
Ob sich die beiden Jünger
die Freude an der Auferstehung
ihres Herrn bewahren können?
Nicht nur über diesen einen Tag
hinaus. Überhaupt?
Dann, wenn es wieder einmal
dunkel werden sollte in ihrem
Leben?
Dann, wenn sie wieder einmal
alles wie verloren glauben?
Aus und vorbei.
Dann, wenn sie wieder einmal
der Lebensmut verlässt und sie
Zweifel und Sinnlosigkeit
überkommt?
Diese Frage nimmt
uns alle mit hinein in die
Geschichte von Emmaus.
Sie fragt uns sehr direkt:
Woran machen wir unsere
Hoffnung fest?
Woran halten wir uns,
wenn uns die Finsternis
überkommt?
Rechnen wir damit,
dass alles Sinn hat und
es immer noch eine andere
Wirklichkeit neben der
gibt, die wir für wahr halten
wollen?
Wie den Jüngern damals
ist uns kein anderes Zeichen
gegeben, als das Wort Jesu
und das Mahl.
Das Mahl, in dem Jesus
selber das Brot in seine
Hände nimmt, den Dank
spricht, das Brot bricht
und uns entgegenreicht,
als sein eigenes Leben.
Hier feiern wir das Leben.
Hier feiern wir die Hoffnung.
Hier feiern wir den Glauben.
Hier finden wir die Kraft.
Hier finden wir die Stärkung.
Hier finden wir die Freude.
Hier dürfen wir unseren
Alltag einbringen. Auch das,
was uns selber wie benommen
und vernagelt, todtraurig
und in uns selbst vergraben
sein lässt, um am Ende, selber
auferstanden, den Weg hinaus
in das Leben gehen zu können,
ganz in der Gewissheit,
dass er, der Auferstandene,
alle Wege mit uns gehen
wird und schon immer
auch voraus.