Da sitzen sie,
Zusammengekauert,
hinter verschlossen Türen
und verriegelten Fenstern,
und warten darauf,
dass sich doch endlich
etwas tue, dass sich
das ereignen möge,
was Jesus ihnen verheißen
hat.
Kritiker der Kirche
in ihren eigenen Reihen
und auch außerhalb der Institution
sehen darin ein Bild, wie Kirche
heute ist:
Sie sei eine Gemeinschaft
von Gläubigen, die zugleich
verängstigt und hoffend ist,
meinen sie. Mit der Kraft des
Heiligen Geistes scheint
sie nicht wirklich zu rechnen.
Und genau dies sei ein
eingefleischter Kapitalfehler.
Kirche werde wahrgenommen
als die, die Grenzen hütet,
sich zurückzieht,
sich den Herausforderungen
der Zeit nicht stellt,
die Angst hat vor
fremden Kulturen.
Dabei befreit der Geist
aus Enge und Verschlossenheit, wie wir hörem.
Er schenkt die Weite des Herzens
und den Blick für das,
was wirklich und wesentlich ist.
Die Kirche stecke in vielen
Sackgassen fest, heißt es
weiter. Sie sei dem eigenen
Systemdenken verhangen.
Ihr fehle die Bereitschaft, sich
von Gottes Geist bewegen
zu lassen. Ohren und Augen
hielte sie verschlossen
und klage darüber, dass
sie Gottes Gegenwart
nicht mehr wahrnehme
und sich auf der anderen
Seite so viele Menschen
von ihr verabschieden.
Der wahre Geist dagegen
führt in die Weite und in die
Tiefe, in die Höhe und zum
einzelnen Menschen in seiner
Größe und zugleich in seiner
Not. Das ist das Gegenteil
von Festgefahrensein oder
gar Gleichgültigkeit.
Inmitten der Kirche gibt es
aber auch prophetische Stimmen.
Zweifelsohne gehört dazu die Stimme
von Papst Franziskus. Erschreckend
ist dabei nur die geringe Zahl
derer, die sich ihm anschließen.
Die meisten beobachten ihn
von außen.
Doch so wie uns ein Zug
nicht mitnimmt, wenn wir nicht
einsteigen, so sind wir auch als
Kirche nur unterwegs, wenn
wir nicht draußen bleiben.
Viele sind auf einem guten Weg.
Manchmal wird dies kaum
wahrgenommen. Oft fühlen
sie sich allein in ihren Bemühungen.
Gottes Geist zeigt sich in Menschen,
die bei Gott und bei den Menschen sind.
Er zeigt sich in Menschen, die ihren
Glauben leben und ihn mit aller
Selbstverständlichkeit in ihrem Alltag
zu leben versuchen.
Er zeigt sich in allen, die nicht
resignieren, sondern um ihren
Glauben ringen.
Er zeigt sich in Menschen,
die sich verabschiedet haben
und wieder den Weg zur Kirche
finden.
Und er zeigt sich in den vielen
kritischen Stimmen, die auf
Festgefahrenes und hohl Gewordenes
aufmerksam machen.
Diese Fragen stellen sich immer
wieder aufs Neue und können uns
Orientierung geben. Sie können
uns herausholen aus der eigenen
Verschlossenheit:
Leben wir, was wir feiern?
Leben wir, was wir glauben?
Leben wir, was wir erbitten?
Dass wir hinter
den eigenen Ansprüchen
und Möglichkeiten als Kirche
und einzelne zurückbleiben,
das kommt immer wieder
vor. Das ist auch nicht
das wirkliche Problem.
Zum Problem wird dagegen,
wenn wir Haltungen einnehmen,
die dem Glauben voll und
ganz entgegenstehen –
und wir merken es nicht.
Wir bitten um die Kraft von
oben, den Heiligen Geist und zugleich
versagen wir uns seiner Wirkung;
halten fest an Gewohntem
und starr Gewordenem;
lassen uns nicht mehr
zu einem neuen Aufbruch
bewegen, weil wir es uns
viel zu bequem eingerichtet
haben, hinter unseren Mauern
und mit unseren Gewohnheiten;
dem „Es war schon immer so!“
und unnachgiebigen
Besitzstandsdenken.
Unsere Glaubwürdigkeit
steht dabei auf dem Spiel.
Es gilt zu leben, was wir
vom Evangelium verstanden
haben - der Geist Gottes hilft
uns dabei. Wer ihn in sich
wirken lässt und durch sich;
wer es ihm erlaubt immer wieder
leer Gewordenes und schon
lange Überholtes aufzulösen,
Grenzen zu sprengen und die
Weite des Herzen zu wagen,
der hat nicht nur Gott im Zentrum,
sondern auch den Menschen.
Und wer den Menschen im Blick
hat, der hat Gott im Blick.
Der verstorbene Theologe,
Yves Gongar, sagte einmal:
Wesentlich ist die Treue zu Christus
durch allen Wandel der Zeit. Traditionen
sind wertvoll, müssen aber immer wieder
aufgegeben werden, wenn sie der Tradition
(Christus) im Wege stehen. Diese Unterscheidung
hilft uns, änderbare Traditionen nicht
für unveränderbare und lebendige
Traditionen zu halten.
Das ist vor allem
eine Herausforderung
für unsere Gemeinden vor Ort.
Dabei helfen offene Gespräche,
faires Ringen, offene Augen
und aufgeschreckte Ohren
und dass wir Gott und den
Menschen im Blick haben
und miteinander zu unterscheiden
lernen, was lebendige
Tradition ist und was Traditionen sind,
an die wir uns zwar gewöhnt haben,
die aber dem Evangelium und dem
Wirken des Geistes im Wege stehen
und die unsere Glaubwürdigkeit
als Kirche untergraben.
Ich bin davon überzeugt,
dass, wenn Gottes Geist am Werk
ist und wir es Gottes Geist erlauben,
uns herauszuholen aus Enge
und Verschlossenheit, so wie
es die Jünger getan haben,
werden alle überrascht aufhorchen.
Dann gibt es nicht Sieger und
Verlierer, sondern vom
Geist beschenkte Menschen.