Hauptmann ist er.
Soldaten sind ihm unterstellt.
Denen hat er zu befehlen.
Er sagt ihnen, was sie
zu tun und zu lassen haben.
Auf sein Kommando
stehen alle still und
stramm. Auf seinen Befehl
hin ziehen alle in die
Schlacht. Sein Wort
zählt. Er genießt
ein großes Ansehen.
Was es für einen solchen
Mann bedeutet, sich der Hilfe
eines anderen anzuvertrauen,
sich seine eigene Schwäche und sein
eigenes Unvermögen einzugestehen,
das kann man nur erahnen.
Zudem, der Mann, den
er um Hilfe bittet ist ein Jude.
Zwischen den Römern
und den Juden besteht
ein großer Graben,
der unüberwindbar scheint.
Die Römer unterdrücken
die Juden. Sie halten ihr
Land besetzt.
Das alles scheint dem
Mann nichts auszumachen,
wenn es um das Leben eines
anderen Menschen geht.
Sein Diener ist krank.
Er liegt im Sterben.
Falscher Stolz.
Hochmut und Selbstüberschätzung
scheinen hier nicht angebracht
zu sein. Das könnte den
totkranken Mann Kopf und
Kragen kosten, sein Leben
eben.
Er schickt die Ältesten
zu Jesus. Sie legen für den
Hauptmann ein gutes Wort
ein. Es stellt sich heraus:
Er ist nicht wie die vielen
anderen, seiner Armee.
Er ist gottesfürchtig.
Er ist gläubig.
Er ist dem jüdischen Volk
zugeneigt.
Als wenn dies schlussendlich
für Jesus ausschlaggebend wäre,
wenn es um das Leben eines
Menschen geht. Da gibt es für
ihn keine Bedingungen.
Keinem soll das Heil
verschlossen bleiben.
Jede und jeder ist es ihm wert.
Auch, wenn sich der Hauptmann
selber nicht für würdig erachtet,
dass Jesus in sein Haus
kommt.
Zudem: Er weiß,
dass er Hilfe braucht.
Zu wissen und zuzugeben,
dass ich Hilfe brauche,
das ist für viele unter uns
schon ein großer Schritt.
Hilfe zu brauchen und Hilfe
zu suchen, das ist auch
ein Schritt. Schließlich,
um Hilfe zu bitten, kostet
manchen unter uns
sehr viel Überwindung.
Die meisten scheitern
an diesem Schritt, weil sie
es sich nicht eingestehen
können, dass sie angewiesen
sind, dass sie ihre Grenzen
haben, dass ihre eigenen
Möglichkeiten beschränkt
sind.
Gerade die seelisch
belasteten Menschen unter uns,
oder suchtabhängige Menschen,
vermögen einen solchen
Schritt nur schwerlich zu
gehen. Das bedeutet
oftmals auch eine
große Belastung für
die Angehörigen.
Auch Beziehungskonflikte
und Lebenskrisen könnten
oftmals überwunden werden,
wenn Menschen sich bei ihrer
Bewältigung helfen lassen
würden.
„Ich brauche keine Hilfe!
Ich kann mir selber helfen!
Ich bin nicht auf andere angewiesen!“
Auffallend viele Männer tun sich
schwer damit, Hilfe anzunehmen
und sich ihren Grenzen
zu stellen. Ganz nach
dem Motto:
„Selbst ist der Mann!“
Ist der aber nicht!
Nicht immer.
Schwäche zu zeigen,
das ist nicht leicht.
Doch ist es tatsächlich eine
Schwäche, wenn man sich
Unvermögen eingesteht
und um Hilfe bittet.
Ist es nicht vielmehr
doch ein Zeichen von Stärke
und von Selbstbewusstsein,
zu sehen, wo ich
stehe und mir dort Hilfe
zu suchen, wo ich nicht
mehr weiterweiß und
in meiner Entwicklung
weiterkomme, mir
vielmehr selber
im Wege stehe.
„Viel lieber also will ich
mich meiner Schwachheit rühmen,
damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.
Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, …
Ich rühme mich meiner
Schwäche“, meint der Apostel
Paulus, „in meiner Schwäche
bin ich stark.“
Manchmal bedarf
es nur eines kleinen Impulses
von außen, der dann aber
Entscheidendes erwirken
kann.
Wie sehr bin ich
mir meiner ganz eigenen
Grenzen bewusst?
Wie leicht fällt es mir,
diese anzuerkennen
und andere um Hilfe und
um Unterstützung
zu bitten?
Schließlich: Was hält
mich davon ab?
Gibt es vielleicht doch
eine ganze Menge guter
Gründe, die Dinge einmal
aus der Hand zu geben
und mir helfen zu lassen?
„Nimm Gottes Liebe an.
Du brauchst dich nicht allein zu müh'n,
denn seine Liebe kann
in deinem Leben Kreise zieh'n.
Und füllt sie erst dein Leben,
und setzt sie dich in Brand,
gehst du hinaus,
teilst Liebe aus,
denn Gott füllt dir die Hand.“
So heißt des in einem
Kirchenlied.
Der Beter des Psalm scheint
diese Zeilen nur zu bestätigen,
wenn er ruft:
„Ich hebe meine Augen
auf zu den Bergen:
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom
Herrn, der Himmel und Erde
gemacht hat. Er lässt deinen
Fuß nicht wanken; er, der
dich behütet schläft nicht …
Der Herr ist dein Hüter,
der Herr gibt dir Schatten;
er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne
nicht schaden, noch der Mond
in der Nacht. Der Herr
behüte dich vor allem Bösen;
er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn
du fortgehst und wiederkommst,
von nun an bis in Ewigkeit.“
(Psalm 121)
Um einen Menschen
Hilfe zukommen zu lassen,
bedient sich Gott immer
wieder ganz unterschiedlicher
Mittelsmänner und -frauen.
Er stellt sie uns sozusagen
auf unseren Weg. Wir müssen
sie nur sehen und anerkennen
wollen. Auch hierbei geht
es um Achtsamkeit dem
Leben und den anderen
Menschen gegenüber,
schlussendlich Gott
selber gegenüber.
Der Mittelsmann
für Erlösung und Heil
ist für den römischen
Hauptmann Jesus selber.
Als er hört, dass Jesus in
der Stadt ist, lässt er nach
ihm schicken.
Am Ende ist sein
Diener wieder gesund.
Es hat sich als gut erwiesen,
den eigenen Grenzen und
Möglichkeiten Beachtung
zu schenken, falschen Stolz
zu überwinden und
um Hilfe zu bitten.
Leben konnte somit
gerettet werden.