Lk 13,22-30
Eins steht fest:
Die Tür ist eng.
Ihre Maße kennen
wir zwar nicht.
Doch so viel wissen
wir schon: nicht jeder
kann durch sie
hindurchgehen.
Nicht einfach so!
Viele versuchen zwar
hindurchzukommen, aber
es gelingt ihnen nicht.
Kommen nur die ethisch
Durchtrainierten und moralisch
Gertenschlanken hindurch?
Und bleiben die Molligen
mittendrin stecken?
Wie ist es mit den
Superdicken - brauchen
die es erst gar nicht
zu versuchen?
Gehören die dann zu
jenen, die vergeblich
an die Tür klopfen
und sich eine Abfuhr
einhandeln?
Beruhigend in dem
doch eher beunruhigenden
Evangelium bleibt für
mich die Tatsache, dass am Ende
aus allen vier Windrichtungen
Menschen kommen werden
und durch die Tür
hindurchtreten werden,
um am Tisch Platz zunehmen.
Und dass so Mancher,
der im Leben immer nur
zu den Verlierern gehörte
und auf der Schattenseite
zu stehen kam, endlich
zu den Ersten gehören
darf.
Eins steht fest:
Die Tür ist eng.
Ihre Maße kennen
wir zwar nicht.
Doch so viel wissen
wir schon: nicht jeder
kann durch sie
hindurchgehen.
Nicht einfach so!
Bleiben wir noch
ein wenig bei diesem Bild.
Was sich vor der Tür abspielt,
verstehe ich als mein augenblickliches,
ganz persönliches Leben.
Das Leben,
so wie ich es kenne,
wahrnehme und
erlebe.
Die Frage, die sich
mir zunächst aufdrängt
ist dabei diese:
Wie sieht mein
augenblickliches
Leben aus?
Bin ich zufrieden?
Bin ich glücklich?
Ist mein Leben so,
wie ich es mir vorstelle?
Und schließlich:
Was trägt dazu bei,
dass ich glücklich bin?
Es gibt Menschen, die
sind mit ihrem Leben
unzufrieden, manche unter
ihnen sogar mehr als das.
Sie fühlen sich nicht wohl in
ihrer Haut. Sie spüren,
das kann es nicht sein, was
mit meinem Leben gemeint
ist.
Es fehlt Entscheidendes.
Es muss noch etwas
anderes geben. Etwas,
das mich zutiefst erfüllt;
etwas, das meinem Leben
einen tieferen Sinn verleiht,
als den, den es im Augenblick
besitzt.
Die Frage ist sicherlich
angebracht: Was lässt einen
Menschen so unerfüllt und
unzufrieden mit sich und
seinem Leben sein?
Was trägt dazu bei,
dass sich ein Mensch
in seiner Lebenssituation nicht
gut fühlt?
Die Antworten sind
sicherlich so unterschiedlich,
wie wir Menschen unterschiedlich
sind. Zumeist spielen sie
auf ein existenzielleres,
tiefgründenderes
Defizit an.
Mein Blick geht
wieder in Richtung Tür.
Was sich hinter ihr verbergt,
das stellt für mich das wahre
Leben dar. So wie es sein
sollte, damit ich glücklich
und zufrieden bin.
Das Evangelium spricht
vom Reich Gottes.
Es erzählt von Gottes
Tisch, der zum Platznehmen
einlädt.
Jesus deutet es an
einer anderen Stelle
als das „Leben in Fülle“.
Er meint damit das
unverstellte,
freie, erlöste
und heile Leben.
Auch hier drängt sich
eine Frage dazwischen:
Wie sähe mein Leben
aus, wenn ich frei,
erlöst, heil wäre?
Woran würde ich spüren,
dass ich Leben in Fülle
besitze?
Vor allem, wie gelange
ich durch diese Tür,
die mich dahin führt?
Zunächst:
Es geht nicht nur
um die Tür am Ende
unseres Lebens.
Die Tür, sie steht
hier und heute vor uns.
Immer wieder lädt sie
uns ein durch sie
hindurchzugehen.
Mancher hat die Tür
noch gar nicht entdeckt.
Ein anderer hat sie im Blick
und sieht, dass sie noch
verschlossen ist.
Einem dritten fehlt
der entscheidende,
der passende Schlüssel
für diese Tür.
Für andere steht die Tür
bereits einen Spalt breit
offen.
Wieder andere brauchen
nur noch hindurchzuschreiten.
Es fehlt eben nur noch
an diesem entscheidenden
Schritt, durch den
alles anders werden
kann.
Eins steht fest:
Die Tür ist eng.
Ihre Maße kennen
wir zwar nicht.
Doch so viel wissen
wir schon: nicht jeder
kann durch sie
hindurchgehen.
Nicht einfach so!
Denn dazu gehört,
dass ich einiges von dem,
das mich daran hindert durch
die Tür hindurchzugehen,
loslassen lerne, immer mehr.
Es gibt Dinge im Leben,
die einen Menschen daran
hindern, den entscheidenden
Schritt nach vorne tun
zu können; Dinge, die ihn
festhalten und nicht loslassen
wollen: Selbstsucht,
Gier, Schuld, unverarbeitete
Trauer, die Leugnung von Tatsachen,
das Nichtwahrhabenwollen
von Umständen, die nun einmal so
sind, wie sie sind und nicht
anders und auch nicht
geändert werden können.
Was hält mich fest?
Was steht mir im Wege?
Was nimmt mich gefangen?
Was verhindert es, durch
die enge Tür zu gelangen,
dorthin, wo mein wahres
Glück zu finden ist?
Die Tür ist eng.
Ihre Maße kennen
wir nicht.
Ich stelle sie mir
trotz der beschriebenen
Enge weit vor.
Sie bietet jedem die
Möglichkeit, hindurch
zu gelangen, auch den
vermeintlich Molligen.
Vorausgesetzt, sie entledigen
sich all dem Sperrigen
in ihrem Leben;
all dessen, was sie am
Leben hindert und damit
daran, durch die Tür
zu gelangen.
Darum muss sich
jeder selbst bemühen.
Das kann einem niemand
abnehmen.
So verstehe ich auch
Jesu Mahnung einzuordnen:
Er will, dass wir alles dransetzen,
um durch diese Tür zu gelangen.
Dass wir uns nicht geschlagen
geben von den Widrigkeiten
des Lebens, vielmehr die
Tür ins Auge nehmen,
draufzugehen und hinter
uns lassen, was uns hindert
durchzugehen. Vor allem,
was uns daran hindert
zu leben!
Jesus selber bezeichnet
sich als die Tür.
Der Glaube an ihn schenkt
die wunderbare Fähigkeit,
Ballast abzuwerfen
und tatsächlich der Mensch
zu werden, der ich bin.
Der Glaube an ihn kann
mir wirklich helfen, allen
Plunder abzustreifen, der es nicht
wert ist, dass ich mich mit
ihm beschäftige.
Der Glaube kann mir
helfen, glücklich zu sein, dankbar
und gelassen und in Übereinstimmung
mit meinem Leben zu leben.
Eine Geschichte,
Antoni de Mello
erzählt von einem Mann,
der sich zu Christus bekehrte
und seinem ungläubigen
Freund:
„Du bist also Christ geworden?
„Ja.“
„Dann musst du eigentlich
über ihn Bescheid wissen.
Sag mir, in welchem Land wurde
er geboren?“
„Das weiß ich nicht.“
„Wie alt war er, als
er starb?“
„Das weiß ich nicht.“
„Wie viele Predigten hat er
gehalten?“
„Das weiß ich nicht.“
„Du weißt sehr wenig für
jemand, der behauptet, zu Christus
bekehrt worden zu sein.“
„Du hast Recht. Ich schäme mich,
so wenig von ihm zu wissen.
Aber so viel weiß ich:
Noch vor drei Jahren war ich
ein Trinker; ich hatte Schulden;
meine Familie brach auseinander;
meine Frau und meine Kinder fürchteten
sich jeden Abend vor meiner
Heimkehr.
Aber jetzt habe ich das Trinken
aufgegeben; wir haben keine Schulden
mehr; wir sind eine glückliche
Familie; meine Kinder erwarten
mich ungeduldig jeden Abend.
Das alles hat Christus für
mich getan. So viel weiß
ich von ihm.“
Eine Tür besitzt immer
auch einen Türrahmen.
Auch den gilt es zu sehen,
in den Blick zu nehmen.
Mit seinem Leben und
seiner Botschaft hat Jesus
den Türrahmen für uns
Christen abgesteckt.
Das Gebot der Nächstenliebe,
die Solidarität mit denen, die
am Rande stehen, der Einsatz
für Frieden und Gerechtigkeit,
all das definiert eindeutig die
Türpfosten.
Sie verhindern, dass wir
uns nur um uns selber drehen
und andere sich selber
überlassen.
Wem es tatsächlich gelingt,
die enge Tür zu durchschreiten,
die aus falschen Sorgen und aus
Engagements und Haltungen,
Einstellungen und Leidenschaften,
die im Grunde nicht lohnen,
herausführt
und dabei den anderen,
den Menschen neben sich,
in den Blick zu nehmen, der
hat schon die entscheidende
Schwelle überschritten,
der ist schon vom Tod
ins Leben hinübergegangen.
Und ich meine, dass derjenige
am Ende seines Lebens auch
keine Angst zu haben braucht,
nicht durch die Tür zu passen,
ganz gleich welches tatsächliche
Maß sein Körperumfang misst.