Wer wollte es nicht,
das Heil sehen, das Heil
erfahren.
Vor allem in einer Welt,
die so schrecklich heillos
ist.
Machen wir uns nichts
vor. Wir sind weit davon
entfernt, erlöst zu sein.
Zu sehr sitzt uns
die Erfahrung des
Unerlöstseins,
zu sehr die Hinfälligkeit
dieser Welt und unseres Lebens;
zu sehr, die eigene Begrenztheit
in unserem Nacken.
Die Welt ist nicht heil.
Belege hierzu gibt es
genügend.
Wir sind nicht heil.
Sehen Sie sich einmal
um und in die Gesichter
der Menschen hinein.
Und wir sehnen uns
danach, geheilt zu werden:
Geheilt von Unfrieden und
Unverstandenwerden;
geheilt von blinder Wut,
zerstörendem Terror
und vernichtender Gewalt,
geheilt von ganz eigenen
Schwächen und Begrenzungen,
die uns darin hindern das Leben
zu erfahren, wie es von Gott
gedacht wurde, als er
und ins Leben rief.
Diese Sehnsucht beschreibt
ein neues Lied in unserem
Gotteslob so:
„Da wohnt ein Sehnen
tief in uns, o Gott, nach dir,
dich zu sehen, dir nah zu sein.
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst
nach Glück, nach Liebe, wir
nur du sie gibst:
Um Frieden,
um Freiheit,
um Hoffnung, in Sorge,
im Schmerz;
um Einsicht, um Beherztheit,
um Beistand, in Ohnmacht,
in Furcht;
um Heilung, um Ganz sein,
um Zukunft, in Krankheit,
im Tod;
dass du, Gott, das Sehnen,
den Durst stillst.
Wir hoffen auf dich,
sei da,
sei uns nah.“
In diesen Momenten voller
Sehnsucht und Durst
warten wir geradezu auf
Gottes Ankunft.
Auf unsere Erlösung
und unsere Befreiung.
Und nichts scheint uns näher
und mehr zu entsprechen,
als die Bitte, dass er die
Berge von uns nehme,
die zu besteigen uns
schwerfällt und
die wir sehr oft
selber zwischen uns und
den anderen errichtet haben.
Wenn ich das Evangelium
richtig verstehe, ergeht
aber genau hierzu die
Stimme an uns.
An Sie.
An mich.
„Bereitet dem Herrn
den Weg. Ebnet ihm die
Straßen. Jede Schlucht
soll aufgefüllt werden,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist soll gerade werden,
was uneben ist, soll zum
ebenen Weg werden!“
Das hört sich nach einer
Menge Arbeit an, denn
vieles in dieser Welt
läuft nicht gerade.
Hügel und Täler
tauchen um jede
Ecke, die wir genommen
zu haben meinen,
erneut auf.
Es läuft einiges
schief in diesem Leben
unter Menschen,
in unserer Welt.
In einem Gebet
lese ich:
„Gott
wie oft reden wir nur von uns,
was wir gemacht haben,
was wir machen wollen,
wie schlecht es uns geht,
was wir alles für Probleme
haben,
wie ungerecht man
uns behandelt …!
Wie oft überschütten wir
andere mit einem Schwall
von Worten, der unser
Gegenüber mundtot macht.
Wie oft nehmen wir unser
Gegenüber gar nicht wahr,
weil wir so seht mit uns
beschäftigt sind.
Wir warten auf deine
Ankunft.
Wir warten auf unsere
Erlösung und Befreiung.
Befreie und erlöse uns
von unserer Zentriertheit
auf uns selbst.
Nimm von uns die Berge an
unnötigem Ballast,
die den Weg zum anderen
verstellen.“
Bitten ist gut.
Gott diese Bitten
hinzuhalten,
ist noch besser.
Aber Gott nimmt uns
nicht ab, was wir selber
imstande sind zu tun.
Oder ist es mittlerweile
soweit mit uns Menschen
gekommen, dass
wir selber nicht mehr
in der Lage sind, uns aus der
Zentriertheit auf uns selber,
diesem heillosen Egoismus,
zu befreien.
Manchmal hat es tatsächlich
den Eindruck, dass der Mensch
zu sehr in dem ganzen
Wust seines Lebens steckt, als dass
er aus eigenen Kräften jemals
wieder da heraus kommen
könnte.
Es ist, als wenn
Gott fest damit gerechnet
hätte. Deshalb hat er
uns einen Weg gezeigt,
auf dem es möglich ist,
aus der Verstrickung
in sich selber
herauszugelangen.
In Jesus Christus
kommt er uns dieses
Weges bereits entgegen.
In ihm tut er, was
er seinerseits für uns
tun kann, aber er nimmt
uns das eigene
Graben, Aufschütten
und Gerademachen
nicht gänzlich ab.
Elie Wiesel bringt
dies in seiner Geschichte
von Rabbi Schmelke sehr
schön auf den Punkt:
„Eingedenk des Talmudwortes,
wonach es genügt, dass alle Menschen
bereuen, damit der Messias komme,
beschloss ich in diesem Sinn auf sie
einzuwirken. Ich war sicher,
dass es mir gelingen würde.
Aber wo beginnen?
Die Welt ist so groß.
Ich würde mit dem Land
anfangen, das ich am
besten kannte: meiner Heimat.
Aber es ist riesengroß, mein
Land.
Gut beginne ich also mit
der Stadt, die mir am nächsten
liegt: mit meiner Stadt.
Aber sie ist groß, meine
Stadt, ich kenne sie
kaum.
Schön, ich fange also in
meiner Straße an.
Nein: mit meinem Haus.
Nein: mit meiner Familie.
Also gut,
ich werde mit mir
selber anfangen.“
Fangen wir an.
Jeder und jede für sich
und alle miteinander,
zunächst bei sich,
und bleiben wir uns
gewiss, Gott kommt
unserem Tun entgegen,
weil er unser Heil
will, durch Christus,
unseren Herrn.