Der Schein trügt.
Die Stimmung bleibt
nicht so wie sie ist.
Die Begeisterung
schlägt um, in die lauten
Rufe derer, die ihm
ans Leben wollen.
Aus dem anfänglichen
„Halleluja“ entsteht
das „Kreuzig ihn!“
Jesu Weg ist ein
Weg ins Abseits. Vor den
Toren der Stadt findet
er seinen Platz, am Holz
eines Kreuzes.
Zwar zieht er mit
seinen Jüngern
hinauf nach Jerusalem,
um dort wie viele anderen
Juden auch, das Passahfest
zu begehen. Doch sein eigener
Weg führt nach unten.
Hinein in die vermeintliche
Ausweglosigkeit, jetzt in
die ganz eigene, seinen
Tod.
Das ist der Weg,
der sich von Anfang an
abzeichnet. Ein Weg,
den viele nicht wahrhaben
wollten, nur Jesus nicht.
Immer wieder versucht er
seine Jünger auf diesen
Moment vorzubereiten.
Doch sie begreifen nicht.
Sie wollen ihn nicht
verstehen.
Als eine „Karriere
nach unten“ hat man Jesu
Werdegang bezeichnet.
Paulus bringt es in
seinem Brief an die Philipper
auf den Punkt:
„Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran
fest, wie Gott zu sein,
sondern entäußerte sich
und wurde den Menschen
gleich.“
Welch ein Abstieg!
So oder so!
Mehr als zweitausend
Jahre später bemerkt
der Nachfolger dessen,
den er Kephas nannte,
Petrus, der Fels, dass
sich die Kirche an die
Peripherie begeben
müsste. An den Rändern
sei ihr Platz, sagt Franzikus.
Gottes Peripherie
ist der Mensch.
Dorthin begibt er
sich in seinem Sohn
Jesus von Nazareth.
Nichts Neues also, was
der Papst anspricht und
von der Kirche fordert.
Jesus hat es in vorbildlicher
Weise, anschaulich für
uns alle, gelebt.
Sein Ort waren die
Menschen am Rande.
Das Leben am Rande.
Das, welches man
gerne aus dem Auge
verliert, verdrängt,
nicht wahrhaben will.
Schon gar nicht
in gut situierten
Gesellschaften.
Auch heute nicht.
Jesus geht drauf zu.
Auf Zöllner,
auf Sünder,
auf Ausgestoßene,
auf Prostituierte,
auf Zerlumpte,
auf Heiden.
Das ist schon ein
Halleluja wert.
Aus dem Mund der Geretteten.
der Geheilten, der Erlösten,
der Befreiten, der ins Leben
Zurückgeholten.
Nicht aber aus dem Mund
der etablierten Religion
und der römischen Besatzungsmacht.
Für sie bringt Jesus die bestehende
Ordnung durcheinander.
Mit seinen Lehren und Anschauungen
stellt er vieles in Frage und gänzlich
auf den Kopf.
Wirklich?
Jesu Ansinnen ist es,
dass die Menschen ernst
machen mit dem, was sie sagen
und verkünden und zu glauben
vorgeben. Es geht dabei mehr
als um das Gesetz und dessen
Einhaltung. Es geht um das
Herz. Es geht um die Liebe:
Die Liebe zu Gott.
Die Liebe zum Nächsten.
Die Liebe zu sich selber.
„Liebet einander wie
ich euch geliebt habe“,
so lautet sein Auftrag
an seine Jünger, an uns
die Kirche.
Jesu Leben, Jesu Sicht
der Dinge, des Menschen
und Gottes stoßen auf
Ablehnung.
Menschen reiben
sich, an dem was er sagt
und lehrt.
Während für die einen
Jesu Worte und Jesu Handeln
befreiend wirken, sind sie
anderen mehr als ein Dorn
im Auge. Sie stellen eine
existenzielle Bedrohung
da.
Deshalb:
Jesus muss weg.
Am besten ganz weg.
Tot eben.
Am Ende bekommen jene
die Zustimmung, die am
lautesten schreien.
Es kommt zur Verhandlung.
Eher doch ein Trauerspiel,
das vor allem jene, die
das Sagen haben, enttarnt
und bloßstellt, jene die
um ihr eigenes Ansehen,
ihren Einfluss und ihre
Macht bedacht sind.
So etwas sollte man
sich merken.
Das hat sich in
all den Jahren
nicht verändert.
Am Ende jedoch
ziehen sie den Kürzeren.
„Gottes Peripherie
ist der Mensch.“
Gott nimmt den am Rande
stehenden Menschen wahr.
In Jesus macht er sich
zum ihm auf den Weg. -
Was für eine Welt ist
das, die darauf mit
Verurteilung und dem
Tod am Kreuz reagiert?
Nein, heute werden
keine Kreuze aufgestellt
und Leiber von Menschen
angeschlagen. Zumindest
bei uns nicht.
Heute gehen Bomben
in die Luft.
Heute brennen
Heime für Flüchtlinge
und Asylanten.
Heute werden Menschen
auf Straßen überfallen,
gedemütigt und kleingemacht.
Kinder missbraucht.
Frauen vergewaltigt.
Verkehrte Welt.
Es war schon immer so.
Am Schluss ersteht
jener in die Höhe, der
den Weg nach unten in
die Tiefe gegangen ist.
Das ist mehr als ein
Halleluja wert.
Ein ganzes Fest
haben Christen daraus
gemacht: Ostern.
Ein Fest, das alle
enttarnt, vielleicht auch
beschämt, die einen anderen
Weg gehen wollen,
als er ihn gegangen ist,
jene, die nur das
ganz Eigene sehen
wollen.
Amen.