Wollen wir vom Himmel sprechen?
Heute am Fest Christi Himmelfahrt?
Worüber sonst, wenn nicht über den Himmel?
Schließlich hoffen wir alle darauf.
Schließlich ist er das Ziel unseres Lebens.
Schließlich wollen wir alle dorthin.
Wirklich?
Nichts ist so wenig greifbar,
wie der Himmel.
Nichts ist so wenig fassbar,
wie jener Zustand, den wir
als den Himmel benennen
und den Gott uns allen
in Aussicht stellt.
Viele beschäftigen sich lieber
mit klaren Fakten und bewegen
sich gerne auf sicherem Boden.
Dabei spielt es keine Rolle,
ob wir bis zum Mond und weit
darüber hinaus fliegen können.
Auch das spielt sich noch
innerhalb
des Empirischen,
des Messbaren,
des Nachweisbaren,
des Erforschbaren,
des Faktischen ab.
Aber der Himmel,
so wie er uns zugesagt ist?
Soviel steht fest,
der hat mit alldem sehr
wenig zu tun.
Eigentlich gar nichts.
Der Liedermacher
Reinhard Mey
hat einmal eine Annäherung
an den gemeinten Himmel
unternommen, obwohl
dies sicherlich nicht seine
Absicht gewesen ist:
Über den Wolken
muss die Freiheit wohl
grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
bleiben darunter verborgen
und dann würde, was uns groß
und wichtig erscheint,
plötzlich nichtig und klein.
Der Mann hat irgendwie
Recht. Je mehr ich mich
mit einem Flugzeug von
dieser Erde entferne,
desto kleiner erscheinen
die Dinge meinem Auge.
Vieles wird relativ,
winzig und klein.
Manches kann ich
von oben mit dem bloßen
Auge schon gar nicht mehr
erkennen. Es besteht
für mich nicht mehr.
Das Gefühl, das mich
dabei ergreift, ist unbeschreibbar.
Ich komme mir irgendwie kleiner vor.
Und diese Welt und ihre Probleme
auch sie werden irgendwie kleiner
dabei.
Dennoch.
Für immer kann ich mich
nicht in der Luft halten.
Einmal beginnt der
Pilot mit dem Landeanflug
und die Erde hat mich wieder
zurück und mit ihr
der Alltag und sein
ganzer Wust.
Der Kabarettist
Hanns Dieter Hüsch fragt:
Wie steht’s mit dem Himmel?“
Und dem Himmel in uns,
ich meine den Ort, wo in uns
Leib und Seele und Glauben sitzen.
Was spielt sich bei uns ab?
Könnten wir nicht heute
wie Jesus auch in unseren eigenen
Himmel fahren, in den, der in
uns sitzt, in dies
großartige Gemisch,
in diese Komposition aus Liebe,
Zuversicht, Gottvertrauen,
Geduld, Hoffnung und Glauben,
da, wo Toleranz und Freundlichkeit
in uns sitzen und wohnen?
Was wir vermögen, ist unendlich,
wenn wir in unseren eigenen Himmel
fahren.
Dieser Gedanke kommt mir
irgendwie vertraut vor.
Ich habe ihn schon einmal
gehört, mit anderen Worten
ausgedrückt, von Angelus Silesius:
Halt an, wo läuft du hin?
Der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für.“
Klar doch, jeder von uns
trägt eine Ahnung von Himmel
in seinem Herzen und eine
Sehnsucht danach sicherlich auch.
Und es stimmt auch,
dass Gott und damit auch der Himmel
uns innerlicher sind,
als wir es oftmals selber glauben.
Aber der Himmel,
den der Glaube meint,
den können wir
nicht aus uns selber heraus
bewirken.
Der wird uns geschenkt.
Von Gott geöffnet.
Irgendwann kommen wir
unausweichlich an unsere Grenze.
Ich meine jene Grenze, an der
wir einen anderen an uns
wirken lassen müssen,
wenn es hinter dem Horizont
für uns tatsächlich weitergehen
soll. - Ich meine Gott.
Und wie geht es dahinter
für uns weiter?
Was kommt nach diesem
Leben?
Es wäre vermessen,
wenn ich es wirklich sagen könnte.
Ich kann es nicht.
Das macht ja diese große
Spannung aus, in der wir uns
alle als Christen bewegen und
in der wir auszuhalten haben,
mit der wir leben müssen:
dass wir es nicht wissen.
Ich weiß nur eins:
Dass Gott uns immer wieder
in die Nähe seines Himmels
führt, sein Wort durch unseren Kopf
gehen lässt, seinen Blick in unser
Herz senkt.
Dass Gott uns sichtbar und unsichtbar
zeigt, dass wir nicht verloren sind,
auch wenn die Welt verloren ging
und dass er sich unser erbarmt,
so wie auch wir uns erbarmen
sollen.
Die Hilflosen und die Beladenen,
die Obdachlosen- und Besitzlosen
sollen unser besonderes Augenmerk
haben.
Die Kunst des Zusammenfühlens
und Zusammendenkens sollen wir wieder
lernen mit ihm, dem Sohn und dem
Heiligen Geist.
Auf Gottes Weise die Dinge
zu Ende zu denken, sollen wir,
sodass
wir neu anfangen können
mit ihm und mit allen Geschöpfen,
die er gemacht hat,
den Menschen aller Arten und Abarten,
den Weißen und den Farbigen,
allen, die unter seinem Himmel,
der heute in Leib und Seele
bei uns ist, leben und sterben
und sich wiedersehen.
Lassen Sie mich mit
einem anderen Wort
Hanns Dieter Hüschs
enden.
Wir alle bleiben Gottes Kind,
auch wenn wir schon erwachsen sind.
Wir werden immer kleiner, bis wir
am Ende wissen, vom Mund
bis zu den Zehen, wenn wir
gen Himmel müssen,
Gott will uns heiter sehen.
Um den Himmel können wir
niemals wissen.
Den Himmel können wir
nur erahnen.
Mit dem Blick
auf den bevorstehenden Himmel
wünsche uns allen
die Heiterkeit,
die uns unser Glaube
schenkt.