Die Erfahrung von Emmaus
bleibt nicht ohne Wirkung.
Nachdem er sie ein Stück
ihres Weges begleitet, ihnen
zugehört und den Sinn der Schrift
erschlossen hat;
nachdem er ihrer Einladung gefolgt ist
und bei ihnen blieb;
nachdem er mit ihnen das
Brot geteilt und es ihnen
in diesem Augenblick
wie Schuppen von den Augen
gefallen war, laufen sie zu den
anderen Jüngern zurück
und erzählen ihnen,
was gesagt werden muss,
unbedingt:
Der Herr ist auferstanden!
Jesus lebt!
Aber was ist das?
Jetzt, in dem Moment,
in dem er wieder
vor ihnen steht,
den beiden und den
anderen Jüngern auch?
Sie bekommen es
mit der Angst zu tun.
Sie meinen, einen Geist
zu sehen.
Sie trauen ihren
Augen nicht.
Anscheinend
reicht diese einmalige Erfahrung
Jesu in Emmaus nicht aus.
Anscheinend
hat die Begegnung sie
nicht wirklich in der Tiefe
getroffen.
Anscheinend braucht
es immer noch weitere
Erfahrungen,
Vergewisserungen,
Bestätigungen.
Die Emmausjünger
noch einmal –
und wieder holt ihr Reden
IHN in die Mitte
aber ihr Glaube
war noch nicht ansteckend
für die Gemeinde
Schrecken
Bestürzung
Zweifel
weichen zwar
dem Staunen und der Freude
aber ihr aller Glaube
braucht noch sein Wort
und das Mahl
um ihre Augen zu öffnen
Charis Doepgen OSB
Jesus fängt noch einmal
von vorne an. Wieder einmal.
Wie schon so oft.
„Warum seid ihr so bestürzt?
Warum lässt ihr in eurem Herzen
solche Zweifel aufkommen?“
Bei diesen Worten erinnere
ich mich an Thomas, den Zweifler.
Auch an Petrus, den Kleingläubigen,
erinnere ich mich. Und dass
Jesus immer wieder überzeugen
muss. Sie und die vielen anderen
auch.
Karl Rahner schreibt einmal:
Ach, es gibt Menschen,
die meinen sie wüssten, woran
sie sind. Mit sich, ihrer Gesellschaft,
ihrem Leben, ihrer Aufgabe.
Natürlich weiß man viel von
alldem.
Und warum sollten einem
diese Einsichten nicht als Speise
und Weggeleit
auf dem Weg dienen,
der in die Unbegreiflichkeit
seiner selbst und Gottes führt.
Nein, zu begreifen
ist sie nicht, die Auferstehung.
Die Jünger damals hatten ihre
Probleme damit.
Und wir, die Heutigen,
nicht weniger.
Viele Christen kommen
an diesem Punkt schon
gar nicht mehr mit.
Dabei ist dies der
alles entscheidende Punkt
christlichen Glaubens.
Auf ihn kommt es an.
Jesus gibt seinen Jüngern
Unterstützung.
Etwas, woran sich ihr Glaube
festmachen soll.
Er isst vor ihren Augen
ein Stück gebratenen Fisch.
Und dann öffnet er ihnen
die Augen für das Verständnis
der Schrift.
Nichts anderes tun wir heute.
Wir halten miteinander Mahl
und wissen Jesus in unserer Mitte.
Wir hören Gottes Wort
und wissen in diesem Wort
Gott selbst gegenwärtig.
Vermag diese Feier
unseren Glauben
zu stärken?
Karl Rahner fährt
mit seinem Gedanken so fort:
Aber immer mehr
merkt man, wie alle Erkenntnis
eben doch nur Weg in die
Unbegreiflichkeit ist, dass das
eigentliche Wesen der Erkenntnis
die Liebe ist, in der die Erkenntnis
außer sich gerät
und der Mensch sich willig
loslässt in die Unbegreiflichkeit.
Eben darauf käme es an:
Sich loszulassen.
Auf Gott hin loszulassen.
Und dabei zu spüren,
dass sein Wort trägt.
Dass Gott hält,
was er uns in Christus
zugesagt hat.
Warum, barmherziger Gott,
füllst du meine Gedanken und Sinne
nicht Tag für Tag
mit leuchtender Gegenwart?
Diese Frage
des schweizer Pfarrers Kurt Marti
ist zu begreifen.
Besonders in den Momenten,
in denen nichts aufleuchtet,
vielmehr alles von Dunkelheit
umhüllt zu sein scheint,
drängt sie sich auf.
Doch Gott ist gegenwärtig.
Er bleibt gegenwärtig.
Er ist da in den Wirklichkeiten
dieser Welt und unseres Lebens,
auch dann, wenn Finsternis
seine Nähe verdeckt.
Herr,
mache auch aus uns
den Ängstlichen
und Zweifelnden
Zeugen für dich.
Charis Doepgen OSB