Dieser Sonntag gibt
das Thema vor: Erntedank;
und wir geben uns dem Segen
Gottes anheim;
bitten ihn um seinen Segen
für das Gedeihen der Früchte
und das Gelingen unserer Arbeit;
sagen ihm Dank für die Ernte
dieses Jahres.
Vor diesem Hintergrund
das heutige Evangelium zu hören
und sich darauf einzulassen,
das ist schon etwas schräg,
meinen Sie nicht auch?
„Darf ein Mann seine
Frau aus der Ehe entlassen?
Wann begeht der Mensch
Ehebruch und wann nicht?
Schließlich:
Was aber Gott verbunden hat,
das darf der Mensch nicht
trennen!“
Dieser Sonntag gibt
das Thema vor: Erntedank.
Das heutige Evangelium jedoch
weist in eine ganz andere Richtung,
in der es zu überlegen und
zu denken gilt, nur nicht
in die Richtung,
die uns dieser erste Sonntag
im Oktober vorgibt.
Zugegeben:
Viele unter uns sind
gespannt, was als Ergebnis
bei der römischen Bischofssynode
über die Familienpastoral
in diesen Tagen herauskommen
wird.
Dabei geht es u.a. um die Fragen,
die das heutige Evangelium
anschneidet.
Vor allem geht es um die
Frage, wie die Kirche künftig mit
Menschen umgehen mag, denen
die eheliche Verbindung solche
Wunden geschlagen hat,
dass sie sich voneinander
trennen mussten.
Und es geht um die Frage,
wie diese Menschen in das
Leben der kirchlichen Gemeinschaft
wieder eingebunden werden
können und zwar so,
dass sie Heilung ihrer Wunden
und nicht den Ausschluss
von wesentlichen Lebensvollzügen
der Kirche erfahren.
Doch wie bereits gesagt:
Dieser Sonntag gibt ein
anderes Thema vor:
Erntedank.
Wenn wir die Welt
betrachten, stellen wir
fest, dass das Eingreifen
des Menschen in die Natur
oftmals dazu führt,
dass die Erde, auf der wir
leben, in Wirklichkeit
weniger reich und schön wird,
immer begrenzter und trüber,
während gleichzeitig
die Entwicklung der Technologie
und des Konsumangebots
grenzenlos weiter
fortschreitet.
Es hat den Anschein,
dass der Mensch bestrebt ist,
auf diese Weise die unersetzliche
und unwiederbringliche Schönheit
der Erde und der Schöpfung
auszutauschen gegen eine
andere, die von ihm
immer mehr geschaffen
wird.
Wenn der Mensch sich
der Natur und der Umwelt ohne
Offenheit für das Staunen
und das Wunder nähert;
wenn er in seiner Beziehung zur
Welt und zur Schöpfung nicht
mehr die Sprache der Geschwisterlichkeit
und der Zärtlichkeit spricht,
wird sein Verhalten das
eines Herrschers und eines Konsumenten;
eines Ausbeuters der Ressourcen,
der unfähig ist,
seinen ganz eigenen Interessen
eine Grenze zu setzen.
Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die
Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster
zu pflegen:
Er versucht sie nicht zu sehen,
kämpft, um sie nicht anzuerkennen,
schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts
passieren würde.
Das ist bedenklich,
weil er dabei nicht bemerkt,
wie sich Mensch und
Schöpfung immer mehr
voneinander entfernen.
Wenn dagegen die bloße
Tatsache, Mensch zu sein,
viele andere Menschen dazu
bewegt, die Natur zu pflegen,
ein Teil derer sie
ja selber sind, kommen wir
erst recht nicht als
Christen umhin festzustellen,
dass unsere Aufgaben im Bereich
der Schöpfung, unsere Pflichten
gegenüber der Natur und dem
Schöpfer Bestandteil unseres
Glaubens sind.
Hieraus ergibt sich
eine ökologische Verpflichtung
für uns alle.
Keiner hat einen Anlass
sich nur um sich selber zu drehen
und sich nicht um die anderen
Geschöpfe zu kümmern
und sich ihrer anzunehmen.
Gerade, wegen unserer einzigartigen
Würde und weil wir mit
Vernunft begabt sind, sind wir aufgerufen,
die Schöpfung mit ihren inneren
Gesetzen zu respektieren.
Die Unachtsamkeit in dem Bemühen,
eine angemessene Beziehung zur Schöpfung
zu pflegen und sie zu erhalten, sich
um sie zu sorgen und sie zu behüten,
zerstört im Letzten die innere Beziehung
des Menschen zu sich selber,
zu anderen und zu Gott.
Der Impuls den hierzu
Papst Franziskus gibt, ist
jener:
„Wir müssen uns stärker bewusst
machen, dass wir eine einzige
Menschheitsfamilie sind.
Es gibt keine politischen,
oder sozialen Grenzen und Barrieren,
die uns erlauben, uns zu isolieren,
und aus ebendiesem Grund auch keinen
Raum für die Globalisierung
der Gleichgültigkeit.“
Die echte Sorge
um unser eigenes Leben,
um das der anderen
und unsere Beziehung zur Natur
sind nicht voneinander
zu trennen.
Das hat seinen Grund:
Jedes Geschöpf ist Gegenstand
der Zärtlichkeit des Gottes, der ihm einen
Platz in der Welt zuweist. Sogar das
vergängliche Leben des unbedeutendsten
Wesens ist Objekt seiner Liebe, und in
diesen wenigen Sekunden seiner Existenz
umgibt er es mit seinem Wohlwollen.
Papst Franziskus schreibt in
seiner Enzyklika „Laudato si“
„Niemand verlangt, in die Zeit
der Höhlenmenschen zurückzukehren.
Es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit
auf andere Weise zu betrachten,
die positiven und die nachhaltigen
Fortschritte zu sammeln und zugleich
die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch
einen hemmungslosen Größenwahn
vernichtet wurden.“ (LS 114)
Wie jede zwischenmenschliche
Beziehung auch, lebt unsere Beziehung
zur Schöpfung von Achtsamkeit,
Wohlwollen, Vorsicht, Respekt,
Wertschätzung und Anerkennung,
Liebe und Zärtlichkeit.
Keiner hat diese Beziehung
zwischen Schöpfung und Mensch
so zärtlich und mit Liebe erfüllt
ins Wort gebracht wie Franz von
Assisi:
„Dich und all deine Schöpfung
will ich loben, mein Gott.
Besonders unsere Schwester, die Sonne,
die dafür sorgt, dass es Tag wird
und mit ihrem Licht uns leuchtet.
Hoch oben am Firmament
und prächtig in mächtigem Schein
ist sie Symbol deiner Herrlichkeit.
Sei gelobt, mein Gott,
durch Bruder Mond und all die Sterne,
die du in den unendlichen Weiten
des Alls geschaffen hast.
Sei gelobt mein Gott,
durch Bruder Wind,
durch Luft, Wolken
und belebendes Wetter.
Sei gelobt, mein Gott,
durch Bruder Wasser,
das so nützlich ist,
köstlich und rein.
Sei gelobt, mein Gott,
durch Bruder Feuer,
das uns wärmt.
Sei gelobt, mein Gott,
durch unsere Schwester Erde,
die uns versorgt und nährt,
Früchte hervorbringt,
farbige Blumen und Gras.
Sei gelobt, mein Gott,
durch all jene, die aus Liebe zu dir
verzeihen können und
Elend und Mühsal ertragen.
Selig sind jene,
die Toleranz und Frieden bewahren,
weil sie von Dir die Krone empfangen.
Sei gelobt, mein Gott,
durch unseren Bruder Tod,
dem kein Lebender entrinnen kann.
Wehe all jenen, die dich erkannt
und dennoch gesündigt haben.
Selig auch jene, die sich gefunden
in Deinem heiligsten Willen,
denn ihnen kann der Tod nicht an.
Lobt und preist Gott voll Dankbarkeit
und dient ihm mit aller Demut.“
Gott findet sich in allen Dingen.
Gerade weil er in allen
Dingen zu finden ist, sind alle
Dinge auf eine wundersame
Art und Weise untrennbar
miteinander verbunden und kraft
ihrer Möglichkeiten
füreinander verantwortlich.
Mit den Worten
Papst Franziskus
möchte ich Sie einladen
zum einem Gebet:
„Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls
gegenwärtig bist und im kleinsten
deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner
Liebe ein,
damit wir das Leben und
die Schönheit hüten.
Überflute und mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern
leben und niemanden schaden.
Gott, der Armen hilf uns,
die Verlassenen und Hilflosen
dieser Erde, die so wertvoll
sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt
sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns, den Wert
von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst
verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf dem Weg zu deinem unendlichen
Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns
bist. Ermutige uns bitte in unserem
Einsatz für Gerechtigkeit, Liebe
und Frieden.“ (LS 246)
Darum bitten wir
dich, durch Christus,
in dem alles geschaffen
ist, das Unsichtbare
und Sichtbare,
dir zur Ehre.