Mk 1,29-39
Krank ist sie.
Und sie liegt im Bett.
Fieber hat sie.
Und sie ist vollkommen
entkräftet.
Nicht Besonderes.
Nichts Außergewöhnliches.
Wer schon einmal eine starke
Grippe hatte, weiß, wie es
der Frau geht.
Wer Fieber hat,
gehört ins Bett.
Wer erkältet ist,
muss sich warm halten.
Schwitzen hilft.
Ein heißer Tee ist förderlich.
Vor allem Ruhe und viel Schlaf
tun gut.
Tipps wie man sie auch
der Apothekerrundschau
entnehmen kann.
Was also ist das Besondere an
dieser Begebenheit, dass man
sie sich erzählt, immer wieder
in Erinnerung ruft und das seit
nun mehr fast 2000 Jahren?
Auf den ersten Blick hin
erkenne ich nichts Aufsehen
erregendes. Wirklich nichts.
Ob vielleicht gerade dies
das Besondere ausmacht?
Das allzu Selbstverständliche,
dieser Szene?
Es ist nicht viel, das Jesus tut.
Er besucht die Frau.
Er tritt an ihr Bett.
Er hält ihr die Hand.
Er richtet sie auf.
All dies ist so alltäglich.
All dies ist so normal.
All dies ist so gewöhnlich.
Wirklich?
Nein, ist es nicht.
Das ist weder alltäglich.
Das ist weder normal.
Noch ist es gewöhnlich.
Ich denke an die Menschen,
die in ihrer Not alleingelassen werden.
Wo da niemand ist, der an die Tür
klopft, ins Zimmer tritt und fragt:
„Was fehlt Dir?
Was kann ich Dir tun?
Was brauchst Du?“
Ich denke an die Menschen,
die in ihren Sorgen einfach übergangen
werden.
Wo da niemand ist, der sich Zeit für sie
nimmt, der sich hinsetzt und ihnen zuhört.
Der sagt:
„Ich kann Dich gut verstehen.
Ich kann so gut mit dir fühlen.“
Ich denke an die Menschen,
die schon lange keine warme Hand
mehr zu spüren bekommen haben,
eine Hand, die hält, die sie zärtlich
über den eigenen Handrücken streichelt
und zu verstehen gibt:
„Ich bin dir nah.
Ich lass dich nicht allein.
Ich bleibe bei dir.“
Ich denke an die Menschen
eingeschlossen hinter den Häuserfassaden
unserer Stadt,
hinter den Fenstern unserer Krankenhäuser,
hinter den Türen der Zimmer
in unseren Pflegeheimen.
Und ich denk an Menschen
wie dich und mich, die irgendwann
einmal selber darauf angewiesen
sind genau dies zu erfahren:
Nähe,
Zuwendung,
Wärme,
Geborgenheit,
Zärtlichkeit,
Verstehen,
Ermutigung,
Trost.
Zupackende Hände.
Vieles von dem, was Leben
ausmacht und nicht nur in
Tagen der Krankheit, der Einsamkeit,
des Kummers und der Not zählt,
sondern auch in dem ganz alltäglichen,
banalen und oftmals nichtssagenden
Auf und Ab, das unser Leben bestimmt.
Alfred Delp, sagt:
„Es wird kein Mensch an die Botschaft
vom Heil glauben, solange wir uns nicht
blutig geschunden haben im Dienste
des psychisch, physisch, sozial,
wirtschaftlich, sittlich oder sonst wie
kranken Menschen …
Damit meine ich das Sich-Gesellen zum
Menschen in allen seinen Stationen
mit der Absicht, sie ihm meistern zu helfen.
Damit meine ich das Nachgehen und
Nachwandern auch in den äußersten
Verlorenheiten und Verstiegenheiten
des Menschen, um bei ihm zu sein
genau und gerade dann, wenn ihn
Verlorenheit und Verstiegenheit
umgeben.“
Jetzt wird´s herausfordernd.
Jetzt gibt´s keine Ausnahme mehr.
Jeder ist und jeder bleibt gefordert.
um die Ecke verspricht, der gebrechlichen
Frau Meyer in diesem Winter bei
Schneefall den Bürgersteig freizuschaufeln - reihum, damit niemand zu sehr belastet wird.
für Leute, die prekär wohnen; diesmal bauen
sie einer vielköpfigen Familie ein Regal
unter die Treppe.
dass irgendwo wegen Krankheit oder nach einem
Unfall der Alltag aus dem Ruder läuft, kommen
ein paar Jugendliche zum Putzen oder Einkaufen,
bis es wieder geht.
Gemeinsam lässt sich viel bewegen,
was auch in unserer Stadt die große
Bürgerinitiative für „unser Hospiz“
zeigt.
Oder die Menschen, die sich einsetzen
bei der „Dürkheimer Tafel“.
Oder denken Sie an
die vielen Solidaritätskundgebungen
in den Städten unseres Landes:
"Unsere Stadt ist bunt.
Unsere Stadt ist vielfältig."
Oder ...
Oder ...
Oder ...
Krank ist sie.
Und sie liegt im Bett.
Fieber hat sie.
Und sie ist vollkommen
entkräftet.
Jesus besucht die Frau.
Er tritt an ihr Bett.
Er hält ihr die Hand.
Er richtet sie auf.
„Da wich das Fieber
von ihr und sie sorgte
für sie.“
Wir brauchen keine Sterne
vom Himmel zu holen, wenn es
darum geht, einander auf
die Beine zu helfen,
beizustehen und die Qualität
des Lebens und die Würde
des Menschen zu sichern.
Es müsste nur das vermeintlich
Selbstverständliche, wieder
selberverständlich werden.
„Geht hinaus“, hat Jesus gesagt
und nicht „Setzt euch hin und wartet,
ob einer kommt!“