Groß, größer am größten.
Hoch, höher, am höchsten.
Reich, reicher, am reichsten.
Darauf kommt es an.
Darauf kommt es heute an.
Ansonsten gehörst du zu den
vermeintlichen Verlierern
dieser Welt, kannst nicht mithalten,
fällst einfach hinten herunter.
Das haben auch schon längst
die Kleinsten unter uns
begriffen.
Groß, größer am größten.
Hoch, höher, am höchsten.
Reich, reicher, am reichsten.
Darauf kommt es an.
Darauf kam es schon immer an.
Reichtum und Armut
sind auch ein sich durchtragendes
Thema in der Heiligen Schrift,
das durch die Worte Jesu,
sehr pointiert kommentiert wird:
Eher ginge doch ein Kamel
durch ein Nadelöhr,
als dass ein Reicher
in den Himmel käme,
meint er.
Der Turmbau von Babel
offenbart die Versuchung des
Menschen, immer höher
hinauszuwollen, unbeeindruckt
von den Grenzen, die das
Menschsein selber mit sich
bringt und ein solches
Vorhaben von Anfang an
schon zum Scheitern
verurteilt.
Und die Jünger?
Auch sie unterliegen nicht
mindert der Versuchung, sich zu
vergleichen, unterschiedlich
einzuschätzen und zu bewerten,
schließlich für sich in Anspruch
zu nehmen, der Größte
zu sein.
Über nichts anderes
nämlich haben sie sich
auf dem Weg miteinander
unterhalten.
Ausgerechnet sie!
Ich kann mir sehr gut vorstellen,
wie es Jesus die Sprache verschlägt,
wie er tief Luft holt und sich erst
einmal hinsetzen muss,
um dieses Gerangel unter seinen
Jüngern zu verkraften.
Hat er sie da gerade
richtig verstanden?
Mit was beschäftigen sie
sich da eigentlich?
Kann es tatsächlich
sein, dass dies die Frage
ist, die sie antreibt?
Es ist so!
Anscheinend haben
sie immer noch nicht sein
Ansinnen verstanden.
Anscheinend ist ihnen
immer noch nicht klar,
um was es Jesus wirklich
geht.
Und es kommt,
wie es kommen muss.
Jesus rückt ihnen
erst einmal den Kopf zurecht.
Er muss es, damit sie nicht
einem grundlegenden Irrtum
anheimfallen und unterliegen.
„Wer der Erste sei will,
soll der Letzte von allen und
der Diener aller sein.“
Ein klares Wort.
Ein hartes Wort.
Ein herausforderndes Wort
zugleich - vor allem doch
für jene, die, oftmals durch ihre
Ellenbogen und eine gewisse
Unverfrorenheit unterstützt,
immer nur die Größten
sein wollen,
die Stärksten,
die Reichsten,
die Höchsten,
die Schnellsten,
die Angesehensten,
die Wichtigsten,
die Einflussreichsten,
die Mächtigsten,
…
Jesus stellt ein Kind in
die Mitte der Zwölf.
Man stelle sich einmal vor:
Ein Kind!
Das ist nicht hoch.
Das ist nicht groß.
Das ist nicht reich.
In den Augen
vieler eher doch eher unbedeutend
leicht zu übersehen, manchmal
auch gar nicht gewollt.
Aber nicht in Gottes Augen.
Für ihn ist es gerade umgekehrt.
Da ist das Niedrige hoch.
Da ist das Kleine groß.
Da ist das Arme reich.
Das ist himmlische Rechenkunst,
die man nur mit dem Herzen
begreifen und durch
keine Rechentabellen
und erfolgreichen Bilanzen
nachweisen
kann.
Das Kind in der Mitte
macht einen Strich
durch die Rechnung.
Es stellt alles auf den Kopf.
Auch die Frage der Jünger
vom Anfang, wer von ihnen
der Größte sein stellt sich
augenblicklich nicht mehr.
Die Frage ist vielmehr die:
Wo sind die Schwachen?
Wo sind die Kleinen?
Wo sind die Hilfsbedürftigen?
Wo sind die, die keine Lobby besitzen?
Wo sind die Ausgrenzten?
Wo sind die Gemiedenen?
Es ist eine heilige Pflicht,
ihnen zu dienen.
Darin sieht Jesus die wahre
Größe, die ein Mensch
anstreben soll.
Ein Kind hat das Recht,
schwach zu sein und nicht
mit Verantwortung überfordert
zu werden.
Es hat ein Recht von Stärkeren
aufgenommen und liebevoll
umsorgt zu werden.
Es darf erst einmal heranreifen
und lernen auf beiden Beinen
zu stehen.
Wo sind die Kinder,
die Jesus meint?
Wo sind die Erniedrigten?
Die Kleingemachten?
Die Ausgebeuteten?
Die Vertriebenen?
Die Geschundenen?
Die Suchenden?
Die Orientierungslosen?
Die Gebeutelten?
Die Heimatlosen?
Die Armen?
Die Kinder im Sinne
Jesu?
Die Nachrichten versorgen
uns in diesen Tagen mit
vielen oftmals schockierenden
Eindrücken, die uns
begreifen lassen, auf sehr direkte
und unverstellte Art und Weise,
wo sie zu finden sind, die Kinder,
die Jesus meint.
„Wer ein solches Kind,
um meinetwillen aufnimmt,
nimmt mich auf!“ sagt er.
Das Wort setzt
einen ganz eindeutigen
Akzent.
Es bedeutet zunächst
etwas anderes als selbst
wie ein Kind zu werden.
Es fordert den Menschen
als Erwachsenen heraus.
Es fragt den Menschen in
seiner Verantwortung
für seine Mitmenschen an.
Was tue ich,
was trage ich dazu bei,
damit das Kleine
umsorgt ist,
sich entfalten und
leben kann?
Über Größe streiten
wir immer noch gerne.
Jesu Schocktherapie
ist bezaubernd:
Er stellt ein Kind in
die Mitte.
So ein Kind
schaut auf mit strahlenden
Augen.
So ein Kind
läuft in die geöffneten Arme
mit dem Vertrauen,
dass alles gut wird.
Zeigen wir uns
dieses Vertrauens würdig?
Sind unsere Arme wirklich
offen?
Das Ziel ist bestimmt.
Jesus hat es gesetzt.
Wir sind am Lernen.
Ein Leben lang.