Es entspricht
wohl gänzlich der Natur
des Menschen und auch
der Absicht des menschlichen
Verstandes, die Dinge,
mit denen er es in der
Welt zu tun hat, begreifen
und verstehen zu wollen.
Anders gibt sich
der Mensch, so scheint es,
nicht zufrieden.
Und wenn er die Dinge
schließlich durchschaut,
erschlossen und begriffen hat,
dann hält er die Einsichten
und die Ergebnisse fest.
Er macht seine Erfahrungen oft
auch zugänglich
für andere, die ähnliche Fragen
haben, wie er, die vielleicht
auch auf dem aufbauen,
was sich ihm gezeigt hat,
um weitere, neuere,
tiefere Einsichten zu gewinnen.
Von Anfang der Geschichte
Gottes mit dem Menschen an,
wollte der Mensch
Gott begreifen.
Er wollte verstehen, wer dieser
ist. Ergründen wollte er das
Geheimnis Gottes.
Erkenntnis gewinnen.
Schon der erste Versuch,
die Geheimnisse der Welt,
des Lebens und das Geheimnisses
schlechthin, Gott,
durchschauen zu wollen,
schlug kläglich fehl.
Die Bibel erzählt von
Menschen, die Erkenntnis
erlangen wollten und dabei
auf die Nase gefallen,
gescheitert sind.
Für immer fielen sie
aus dem Urzustand
des Lebens heraus.
Das Paradies blieb
ihnen fortan verschlossen.
Und dennoch hat
der Mensch niemals damit
aufgehört, Gott begreifen,
verstehen, ergründen zu wollen
und das Geheimnis, das
er ist.
Manche haben sich dabei sogar
selber so sehr in diese Rolle
hineinvertieft,
dass Gott keinen Platz mehr
in ihrem Leben fand.
Sie führten sich selber auf,
wie Gott, ließen sich als
Gott verehren, anbeten
und verherrlichen.
Größer wie Gott,
wollten sie sein.
Immer höher hinaus.
Von Anfang an.
Als Gotteskomplex
hat der Psychologe
Horst Eberhardt Richter
diesen Wahn bezeichnet.
Er zieht sich wie ein roter
Faden bis in unsere Zeit hinein.
Viele wurden so auf diesem
Weg Gott-los.
Gott
verstehen, ihn begreifen
wollen. Das Dogma sagt
zunächst:
Gott ist in drei
Personen
einer, ein Gott.
Gott Vater.
Gott Sohn.
Gott Heiliger Geist.
Ich will diesen Glaubensinhalt
respektieren und durch meinen
eigenen Glauben gerne würdigen.
Ja, Gott ist für mich der Vater,
der Ursprung allen Lebens,
der auch mein Leben gewollt
und geschaffen hat.
Der Gott jenseits von uns.
Ja, Gott ist für mich zugleich der Sohn,
der dieser Welt und den Menschen,
und auch mir selber nahegekommen ist
und begreifbar gemacht hat,
was Leben sein und bedeuten
kann, was seinen Sinn ausmacht
und wohin es zielt.
Der Gott mit uns.
Ja, Gott ist für mich auch Heiliger
Geist, der in mir ist und wirkt,
der mich antreibt und
Trost und Freude und
Lebensmut erfahren lässt.
Der Gott in uns.
Wer jetzt meint,
dass ich damit Gott begriffen
hätte, der irrt.
Dass ich Gott nie gänzlich fassen,
ihn begreifen und verstehen
kann, das bleibt für mich
eine der großen Herausforderung
meines ganz eigenen Lebens.
Ganz gleich wie nah
ich ihm auch zu kommen
wünsche, er bleibt
für mich der Unerreichbare,
der Unverstehbare.
Das macht die Spannung aus,
der ich mich in meinem
Glauben zu stellen habe,
die ich anerkennen muss,
wenn ich an diesem Gott,
an meinem Gott,
nicht verzweifeln will.
Dem nahen
und dem zugleich
so fernen Gott.
Dem verstehbaren
und den zugleich so
unverständlichen Gott.
Meister Eckerhart
sagt:
„Kein Bild erschließt uns
die Gottheit oder Gottes Wesen.
Denn bliebe irgendein Bild
in dir oder ein Gleichnis,
du würdest niemals eins
mit Gott.“
Gott ist in
drei Personen ein Gott.
Gott, der Vater.
Gott, der Sohn.
Gott, der Heilige Geist.
Was will mir dieses Glaubensbekenntnis
für mein ganz persönliches Leben bedeuten?
Was will es sagen im Hinblick
auf mein Zusammenleben mit anderen?
Hat dieses Dogma
Relevanz für das konkrete Leben?
Und wenn ja, welche Bedeutung
hat es dann?
Ein Aspekt
scheint mir ganz wesentlich:
Gott ist Beziehung.
Gott ist Austausch.
Gott ist Begegnung.
Gott ist Interaktion.
Doch sich selber
genügt er nicht.
Gott sucht ein Gegenüber.
Das ist der Mensch.
In Jesus von Nazareth
begegnet er ihm.
Und nach seinem Tod,
und nach seiner Auferstehung,
und nach seiner Himmelfahrt
durch den Heiligen Geist,
der in jedem einzelnen
von uns wirkt
und am Schaffen ist.
„Alles wirkliche Leben ist
Begegnung“, sagt einmal
der Theologe und
jüdische Philosoph,
Martin Buber.
Gott ist Begegnung.
Gott will Begegnung.
Von Gott zu Mensch.
Von Mensch zu Gott.
Von Mensch zu Mensch.
Gott beruft Menschen dazu,
einander zu begegnen,
aufeinanderzuzugehen
in Achtung,
in Aufmerksamkeit,
in gegenseitiger Wertschätzung,
in Liebe,
verbunden durch den Heiligen Geist,
der die Liebe ist.
Das gilt für Christen
in besonderer Weise.
Christen sind Menschen
der Begegnung.
Beziehungsmenschen.
Sie sollen hinausgehen.
Sie sollen die Begegnung
mit anderen suchen.
Und, was noch
entscheidender ist:
Sie sollen in der Begegnung
mit anderen Gott
aufscheinen lassen.
Spürbar.
Fühlbar.
Merklich.
Eindrücklich.
„Salz“ sollen Christen sein!
„Licht“ sollen Christen sein!
Heißt es im Evangelium.
Salz in dieser oft schalen
und so faden Welt.
Licht in den Dunkelheiten
und Verstiegenheiten
der Menschen.
Das Konzil sagt:
„Zu den wichtigsten
Aspekten der heutigen Welt
zählt die Vervielfältigung
der gegenseitigen Beziehungen
unter den Menschen …
Gott, der väterliche Sorge
für alle trägt, wollte,
dass alle Menschen
eine Familie bilden
und sich in brüderlicher
Gesinnung behandeln.
Weil nämlich alle nach
dem Bild Gottes geschaffen
sind …“
Und schließlich:
Wenn Jesus den Vater bittet,
„dass alle eins seien …, wie auch
wir eins sind“ (Joh 17,21) …
deutet er eine gewisse
Ähnlichkeit an
zwischen der Einheit
der göttlichen Personen
und der Einheit
der Kinder Gottes
in der Wahrheit und
der Liebe.“
„Geht hinaus!“
sagt Jesus und nicht:
„Setzt euch hin
und wartet bis einer
kommt.“
Das entspricht
ganz dem Wesen
des dreifaltigen Gottes.
Der Begegnung ist.
Der die Begegnung sucht.
Mit jedem von,
durch Christus,
im Heiligen Geist.