Da sitzen sie nun.
So als wäre nichts gewesen.
So als sei nichts passiert.
So als sei nichts zu erwarten.
Und dann packt einer
die Gelegenheit beim Schopf:
„Ich gehe fischen.“
Sein Wort motiviert die anderen:
„Ich gehe auch mit.“
Und als sei ihr Alltag nicht
eintönig und enttäuschend genug,
bekommen sie noch eins drauf:
Sie haben keinen Erfolg.
Die Netze bleiben leer.
Das kommt vor.
Es gibt diese Stunden,
diese Tage und diese Zeiten,
in denen wirklich nichts hervorsticht;
in denen sich so gar nichts tut;
in denen die Netze leer bleiben;
in denen die See ruhig bleibt.
Totenstill eben.
Phil Bosmanns greift eine solche
Situation in einem seiner Gedichte auf:
Es ist nicht alles Sonnenschein im Leben.
Jeder hat mal einen schwarzen Tag.
Einen Tag, an dem nichts gut geht,
an dem überhaupt nichts geht.
Alles läuft schief.
Vielleicht hast du sogar Tage erlebt,
an denen du von allem genug hattest,
an denen du lieber tot sein wolltest.
Wenn immer alles schief geht,
wenn es niemals besser kommt als befürchtet,
dann wird das Leben schwer.
Dann kann es so dunkel werden,
dass man nirgends mehr
einen Hoffnungsschimmer sieht.
In solchen Augenblicken darfst du
niemals eine Entscheidung treffen.
Hab Geduld mit dir selbst und warte,
bist du wenigstens eine Nacht
ein bisschen geschlafen hast.
Die Jünger schlafen nicht.
Sie fahren vielmehr wieder
auf den See hinaus.
Wieder werfen sie ihre
Netze aus.
Dieses Mal mit dem Erfolg,
dass die Netze fast zerreißen.
Ein Wunder zu später Stunde?
Und am Ufer wartet der,
der sie ein zweites Mal
hinausgeschickt hat.
Und es brennt ein Feuer.
Und darauf Fisch und Brot.
Und sie erkennen ihren Herrn.
Und auch das kommt vor,
dass sich inmitten des grauen Alltags
etwas ereignet,
das alle bisherige Wahrnehmungen
und gemachten Erfahrungen sprengt,
dass sich inmitten des grauen Alltags
etwas ereignet,
das nicht mit dem Verstand
zu begreifen ist,
dass sich inmitten des grauen Alltags
etwas ereignet und Er auf einmal dasteht
und einlädt zuzugreifen,
satt zu werden, zu leben
und dem Leben zu vertrauen
und all seinen guten Absichten,
die stärker sind und bleiben
als jede Erfahrung,
die dem Tod näher bringen
will.
Diese Momente
gilt es zu sehen.
Diese Momente
gilt es zuzulassen.
Diesen Momenten
gilt es Platz zu lassen.
Der Liedermacher Klaus Hoffmann
stellt dies in einem seiner Lieder fest.
Neue Wunder, heißt das Lied,
aus dem ich gerne zitieren will:
Mal mir ein Haus, zieh einen Zaun
und auf dem Dach pflanzen wir die Blumen
und im Garten zeichne einen Baum.
Und wenn die Welt uns mal vergisst,
dann wird es gut sein, hier zu wohnen,
wo in allen Räumen Glück und Liebe ist.
Nur das Fenster, das lass frei,
mal es nicht aus.
Lass es frei, frei für die Wunder,
denn Wunder kommen,
wie sie wollen gehen sie ein und aus.
Lass es frei, frei für die Wunder,
denn ein Wunder gehört
in jedes wundervolle Haus.
Mal mir die Welt, wie sie sein soll,
mal sie mir bunt in verrückten Farben,
meinetwegen bewegt, langweilig und toll.
Und wenn sie dann schreien,
toben und bellen,
ganz egal, was sie dazu sagen,
mal deine Welt, wie sie dir gefällt.
Einen Platz lass leer, den Himmel
lass leer, mal ihn nicht aus, lass ihn frei,
frei für die Wunder, denn Wunder
kommen, wie sie wollen,
bloß nicht wie bestellt.
Hast du deine Schuldigkeit getan,
fang noch mal von vorne an,
träum dir deinen Traum,
deinen eigenen Traum,
ganz egal, wie finster sie auch schauen.
Lass es frei, frei für die Wunder,
denn Wunder kommen, wie sie wollen,
bloß nicht wie bestellt.
Lass es frei, frei für die Wunder,
denn ein Wunder gehört
in jede wundervolle Welt.
Das Wunder
sind nicht die vollen Netze.
Das Wunder
ist nicht der reiche Fischfang.
Das Wunder besteht vielmehr darin,
dass Er dasteht;
dass Er auf uns wartet;
dass Er uns Mut macht;
dass Er uns einlädt,
ein Leben zu erfahren,
das immer noch offenbleibt
für ein Wunder, das unseren
Alltag verschönert in vielen
verrückten, tollen Farben.
Vielleicht auch leuchtend gelb,
wie die Sonne des Ostermorgens.