Welch ein Bild:
Offene Gräber.
Menschen, die aus
den Gräbern heraus geholt
werden.
Das Bild erschreckt mich.
Es erinnert mich an
einen Horrorfilm.
In solchen Momenten
schalte ich zumeist
auf ein anderes Programm.
Bei Ezechiel ist es anders.
Das Bild lädt mich ein,
Teil von ihm zu werden.
Es fängt an,
mich zu faszinieren.
Und ich beginne
mir auszumalen
und vorzustellen:
Totes erwacht zu neuem Leben.
Gebeine werden mit Fleisch überzogen.
Und schließlich:
Ein Geist ist da.
Gottes Lebensatem,
eingehaucht in Totgeglaubtes.
In der Tat,
kein anderer, außer Gott,
kann sich so als Herr über
Leben und Tod zu erkennen
geben.
Und das Bild setzt sich fort.
Über das nicht enden wollende
Evangelium hinweg bleibt
am Ende das Bild eines
Menschen vor meinem Auge stehen,
dessen Verwesung schon lange
begonnen hat und jetzt,
die Leinenbinden an sich
herabhängend vor den anderen
Leuten steht.
Welch ein Bild.
Welch eine Inszenierung.
Gottes Tat.
Die Botschaft ist klar.
Die Botschaft ist schnell
auf den Punkt gebracht:
Gott führt aus dem Tod heraus.
Gott führt ins neue Leben.
Und:
Gott haucht dem Leben
neuen Geist ein.
Auf diesen Geist
kommt es an.
Fragen beschäftigen mich:
Was sind heute die Gräber
des Menschen?
Was ist heute dunkel bei uns
und hält uns zurück und hindert
uns am Leben?
Wo zeigt sich mitten im Leben
der Tod?
Misereor
gibt seine eigenen
Antworten.
Misereor
verweist uns auf Menschen,
die in ihrem Leben
wie tot sind.
Misereor
zeigt auf die Ungerechtigkeiten
in dieser Welt, an denen
Menschen zugrunde gehen.
Misereor
zeigt auf den Hunger und die Not
hunderttausender, die wie lebendig
begraben in ihren Gräber liegen
und darauf warten,
dass sie herausgeholt werden.
Mut ist, zu geben,
wenn alle nehmen.
Mit wem teilst du?
An dieser Frage kommen
wir nicht vorbei.
Sie folgt uns auf dem Fuß.
Sie lässt uns nicht los.
Sie will beantwortet werden.
Teile dich mit
und teile dein Leben mit denen,
von denen du zu viel genommen.
Teile dich aus
und teile die Hoffnung mit denen,
die den Himmel suchen.
Auch wenn das letzte Brot
in deiner Hand liegt:
Will es als Rose blühn.