Selig, die ein reines Herz haben,
denn sie werden Gott schauen.
Was eigentlich ist ein reines Herz?
Ein Herz,
das stets das Gute
zu tun beabsichtigt?
Ein Herz,
das lauter,
das ehrlich ist,
ohne Schuld,
ohne Fehl,
ohne Makel?
Ein Herz,
das liebt,
das verzeihen kann,
die Fehler der anderen
und auch die eigenen,
das nicht nachträgt,
das bereit ist, im anderen
das Gute zu sehen
und anzuerkennen?
Selig, die ein reines Herz haben,
denn sie werden Gott schauen.
Die Frage steht im Raum:
Hätten wir Aussicht darauf,
Gott zu sehen,
ihn zu erkennen,
ihn zu begreifen?
Wohl kaum.
Wer von uns könnte
ernsthaft von sich behaupten,
dass sein Herz rein sei?
Frei von Neid und Gier.
Unbelastet von Missgunst und Eifersucht.
Gelöst von Gefühlen und Gedanken,
die das Leben verstellen und belasten?
Das eigene und das der anderen auch.
Nein!
Ginge es tatsächlich darum,
dass das reine Herz eines Menschen die Voraussetzung
dafür bildet, Gott schauen zu dürfen,
dann wäre die Aussicht darauf äußerst gering.
Und was ist mit denen,
die wir heute als Heilige verehren
und von denen wir glauben,
dass sie Gott schauen,
von Angesicht zu Angesicht schauen?
Heiligen war das reine Herz
nie in die Wiege gelegt.
Im Gegenteil.
Manche von ihnen
brauchten zur Läuterung
Ihres Herzens ein ganzes
Leben lang.
Heilige waren in den wenigsten
Fällen tatsächlich Vorbilder in
Sachen "reines Herz".
Ihre Herzen waren nicht
weniger belastet als die unsrigen.
Von Zweifeln.
Von Kleinglauben.
Von Finsternis.
Mutter Theresa
zweifelte Zeit ihres Lebens
an der Gegenwart Gottes
und dass Gott tatsächlich
ist. Diese Unsicherheit
quälte sie geradezu ihr
ganzes Leben lang.
Und dennoch verehrt
die Kirche sie als heilige Frau.
Als einen Menschen reinen Herzens,
der Gott schaut.
Selig, die ein reines Herz haben,
denn sie werden Gott schauen.
Nein!
Kein Mensch kann von
sich behaupten, dass er
reinen Herzens sei,
nicht einmal jene,
die wir als Heilige verehren,
könnten dies tun.
Und dennoch glauben wir
daran, dass der Himmel
sich für sie alle geöffnet hat,
dass sie Gott erfahren,
dass sie ihm begegnen,
dass sie ihn schauen.
Dieser Glaube wirft
auch ein Licht auf
unser eigenes Leben
und unsere eigenen Wirklichkeiten
und Lebenserfahrungen.
Vor allem schenkt er uns
Hoffnung und Zuversicht:
Dass Gott sehr wohl
um unsere Schwächen und Fehler weiß.
Dass ihm unsere Unzulänglichkeiten
und Grenzen nicht fremd sind.
Dass er die Schwachheit unseres Herzens kennt.
Und dass er selber alles einsetzt,
am Ende sogar sein eigenes Leben,
dass wir ihn schauen können,
vorausgesetzt,
dass wir uns
der Läuterung des eigenen Herzens
nie entziehen, dass wir ...
... hoffen wider alle Hoffnung,
glauben, dass es dennoch weitergeht.
Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich,
damit die Welt auch morgen noch besteht.
Fühlen, wo Gefühle sterben.
Licht sehn da, wo alles dunkel scheint.
Handeln anstatt tatenlos zu trauern.
Trösten auch den, der ohne Tränen weint.
Wach sein, Zeichen klar erkennen,
helfen trotz der eigenen großen Not.
Aufstehn gegen Unrecht, Mord und Lüge,
nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht.
Trauen dem, der uns gesagt hat:
"Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit."
Mit uns ist er auch in unserem Suchen,
bis wir ihn schauen im Licht der Ewigkeit.
Heinz Martin Lonquich
Noch schauen wir in
einen Spiegel, aber dann,
eines Tages, irgendwann,
schauen wir einander von Angesicht
Angesicht, meint Paulus.
Das ist aufregend.
Das ist motivierend.
Das macht stark.
Das lässt hoffen.
Das lässt guter Dinge sein.
Das lässt uns feiern:
Alle Heiligen und mit ihnen
jeden von uns.
Und unseren Gott allemal.