Aus!
Endgültig aus.
Verlassen von allen.
Jesus am Kreuz.
Tot!
Niederlagen hatte
er schon oft einzustecken.
Immer wieder setzte man ihm zu.
Seitens derer,
die ihm jetzt den Prozess gemacht,
unaufhörlich seinen Tod herbei geschrien haben
und die sich jetzt selbstzufrieden die Hände
reiben.
Aus!
Endgültig aus.
Verlassen von allen.
Jesus am Kreuz.
Tot!
Jesu Niederlage
stellt alles in Frage.
Sein Leben.
Seine Worte.
Die Hoffnungen,
die Menschen mit ihm verbunden hatten.
Die Zuversicht,
die Menschen in ihrem Herzen trugen.
Das Leben.
Den Sinn.
Den Menschen.
Gott selbst!
Hier geht es nicht
nur um das einzelne Schicksal
eines jungen Mannes aus Nazareth.
Hier geht es um den Menschen überhaupt.
Um seinen Glauben an den Gott,
der das Leben des Menschen will
und der sich in diesen Augenblicken
des Todes Jesu
so fragwürdig macht.
Jesus selbst scheint
an diesem Gott in die Irre zu gehen,
der in den laufenden Prozess nicht eingreift,
sondern geschehen lässt,
was unaufhörlich seinen Lauf nimmt.
Mein Gott,
mein Gott warum
hast du mich verlassen!“
Das ist die Frage.
Und:
Warum ein solches Ende?
Warum ein solcher Ausgang für das,
das mit den besten Absichten
und so gut begonnen hatte?
Warum Gottes Sohn am Kreuz?
Mein Gott,
mein Gott warum
hast du mich verlassen!“
Das ist die Frage,
die sich durch die Geschichte
des Menschen bis zum heutigen Tag
hindurchträgt
und die der Mensch,
der sich mit Gott verbunden weiß
und von ihm getragen glaubt,
immer wieder stellen wird:
Dann,
wenn ihm selbst dieser Gott
so unbegreiflich erscheint,
so wenig zu verstehen ist
in seinen Absichten und Plänen.
Dann,
wenn er sich von diesem Gott im Stich gelassen
und aufgegeben fühlt in den Dunkelheiten,
die sich über sein Leben legen.
Dann, wenn er mit diesem Leben
nicht mehr klarkommt
und alles so fragwürdig erscheint,
Dann,
wenn er sich von Gott
und dieser Welt verlassen
meint.
Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen,
bist fern meinem Schreien,
den Worten meiner Klage?
Mein Gott, ich rufe dich bei Tag,
doch du gibst keine Antwort:
ich rufe dich bei Nacht
und finde doch keine Ruhe. Ps 22
Ja, es gibt diese Augenblicke
der Gottesferne, der Gottesfinsternis.
Momente, in denen der Mensch
nicht einmal mehr nach Gott rufen kann,
weil es für ihn den Anschein hat,
dass ihn Gott sowieso nicht hört
und weil er dann
so leer,
so ausgebrannt,
so haltlos ist,
dass er nicht nur an seinem Gott,
sondern am Leben grundsätzlich
in die Irre zu gehen droht.
Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen,
bist fern meinem Schreien,
den Worten meiner Klage?
Teresa von Avila
sagt einmal:
Alles Elend komme daher,
dass wir nicht sehen,
wie nahe Gott uns ist.
Wir können die Erfahrung
des Kreuzes in unserem Leben
nicht zur Seite schieben.
Immer wieder werden wir mehr
oder weniger darunter zu leiden haben
und verzweifelt nach Gott rufen.
Wir können aber auch
die Wirklichkeit der Gegenwart
Gottes in unserer Seele nicht leugnen,
diese Kraft, mit der er uns innewohnt und
solche Momente der vermeintlichen
Gottesferne durchzustehen hilft.
Geben wir endlich die Illusion auf,
dass Gott nicht anwesend,
dass Gott nicht gegenwärtig sei.
Er ist es.
Trotzdem.
Ob wir es für möglich halten
wollen oder nicht.
Dass Gott dem Menschen
tatsächlich nahe ist
und unsere Wege
durch diese Welt mitgeht,
auch jene die durch die Erfahrung
des Kreuzes geprägt sind,
das wird uns in Jesu
Leiden und Sterben und Tod
vor Augen geführt.
Zuletzt in dem Moment,
in dem er sein ganzes
Schicksal in die Hand
seines Gottes
legt.
Papst Franziskus meint:
In dieser Nacht muss
ein einziges Wort verbleiben –
das Kreuz.
Das Kreuz Jesu ist das Wort,
mit dem Gott auf das Böse
der Welt geantwortet hat.
Manchmal scheint es uns,
als antworte Gott nicht auf das Böse,
als verharre er im Schweigen.
In Wirklichkeit hat Gott gesprochen,
er hat geantwortet,
und seine Antwort ist das Kreuz Christi:
ein Wort, das Liebe, Barmherzigkeit
und Vergebung ist.