Die wenigsten Menschen
geben sich nicht damit zufrieden,
dass die Dinge so sind,
wie sie sind.
Sie wollen sie verstehen.
Sie wollen sie erklären.
Sie versuchen einen Sinn
in ihnen zu sehen,
Zusammenhänge zu erkennen
und Entwicklungen
zu überschauen.
Kurz:
Der Mensch
will das Leben begreifen,
erst recht das eigene und all das,
was es ausmacht und bestimmt.
Und dennoch bleibt ihm dabei
die Erkenntnis nicht erspart,
dass es Dinge gibt,
die er nicht verstehen,
die er nicht erklären,
in denen er keinen Sinn
sehen kann.
Das lässt ihn bisweilen verzweifelt sein.
Das lässt ihn nicht selten in die Irre gehen.
Insbesondere, wenn es sich um Dinge handelt,
die das eigene Leben
oder das nahe stehender
Menschen betreffen.
Lässt es sich verstehen,
warum ein Mensch, noch jung an Jahren,
plötzlich und unvermittelt aus dem Leben scheiden muss?
Lässt es sich verstehen,
warum eine Beziehung zwischen Menschen
plötzlich enden muss?
Lässt es sich verstehen,
was das Leben von einem will,
wenn es einen so sehr in die Knie zwingt
und einen Menschen an ihm verzweifeln lassen will?
Auf der anderen Seite
muss ich aber auch fragen:
Lässt sich das Glück eines Menschen verstehen?
Lässt sich die Freude eines Menschen begreifen?
Lässt sich das Schicksal, das es mit einem Menschen gut meint,
erklären?
Alles in unserem Leben läuft
auf diese eine Frage hinaus:
Welcher Sinn
steckt hinter unserem Leben
und den vielen Erfahrungen,
die es ausmachen und bestimmen,
den guten und den weniger guten?
Und manchmal stehen wir dann da,
so ziemlich
hilflos und verdutzt,
verzweifelt und deprimiert,
weil wir im Augenblick den Sinn
in den Dingen
nicht
verstehen,
erklären,
erkennen,
überschauen
können.
Alles hat seine Zeit,
meint der Prediger im Buch Kohelet.
Auch das Verstehen kennt seine Zeit.
Wie oft ergeht es uns so,
dass sich erst nach Jahren
der Sinn in den Dingen erschließt
und wir sagen:
Ja, dem musste so sein,
dem konnte und durfte gar nicht anders sein,
es war gut, so, wie es gekommen ist,
auch wenn wir dies zu Anfang
nicht annehmen,
verstehen
und
akzeptieren wollten.
Henry Nouwen schrieb einmal:
Die Kunst des Lebens zeigt sich darin,
dankbar zu sein und sich darüber zu freuen,
was wir sehen können,
und nicht darüber zu klagen,
was im Dunkeln und Ungewissen liegt.
Wenn es uns gelingt,
den nächsten Schritt zu tun
und darauf zu vertrauen,
dass es auch hell genug für den folgenden Schritt
sein wird,
werden wir auf dem Weg durch das Leben
mit Freude voranschreiten
und überrascht sein,
wie weit wir kommen.
Denn nichts ist verhüllt,
was nicht enthüllt wird,
und nichts ist verborgen,
was nicht bekannt wird,
meint Jesus.
Bis sich aber der Sinn
in den Dingen für uns erschließt,
er enthüllt und bekannt wird,
gilt es zu vertrauen
und sich die Zusage Jesu zu eigen zu machen,
sie ganz tief in unser Herz und unser Bewusstsein
einzulassen:
Fürchte dich nicht,
nicht vor den Menschen,
nicht vor dem Leben.
Halten wir zu ihm,
mit Vertrauen und Glauben
und mit Hoffnung,
so wie er zu uns halten wird
in den vielen Stunden
unseres oft so unbegreiflichen
und
manchmal
so sinnlos erscheinenden Lebens.