Emmaus
Zwischen den Zeilen
bist du zu lesen
zwischen den Menschen
zuweilen zu spüren.
Und auf dem Weg
von Pontius zu Pilatus,
von mir zu mir selbst
und auch von mir weg
zu den andern;
kann sein einen
Atemzug lang
bist du zu spüren.
Zwischen den Zeilen
bist du zu lesen,
zwischen den Menschen
zuweilen zu spüren.
Gestern zum Beispiel,
als wir das Bauernbrot
aßen in Emmaus wir beide
an dem Tisch in der Mitte
zu dritt.
Gibt es tatsächlich
eine Ahnung Gottes?
Gibt es wirklich ein Spüren
seiner Gegenwart?
Lothar Zenetti meint: Ja.
Gott kann erahnt werden.
Gott kann erspürt werden.
Wohl:
Zwischen den Zeilen.
Zwischen den Menschen.
Zuweilen.
Gott ist da, wenn auch verborgen.
Das ist auch die Botschaft der Bibel.
Die Bibel weiß um seine Gegenwart
in einer Feuersäule bei Nacht,
in einer Wolke bei Tag,
in dem leisen Säuseln des Windes,
in den Worten der Propheten.
Zwischen den Zeilen
bist du zu lesen
zwischen den Menschen
zuweilen zu spüren.
Das setzt unsere Aufmerksamkeit voraus.
Die Aufmerksamkeit für Gott
in den Dingen, die uns umgeben und mit denen wir zu tun haben,
in den Menschen, die uns begegnen und zu denen
wir eine Beziehung pflegen.
„Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.
Du bist nicht sichtbar für unsere Augen,
und niemand hat dich je gesehen,
wir aber ahnen dich und glauben,
dass du uns trägst, dass wir bestehen.
Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in den Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.“ Gl 298
Manchmal jedoch können
wir uns noch so sehr darum bemühen,
zwischen den Zeilen zu lesen,
in unserem Gegenüber
die Herrlichkeit unseres Gottes
erkennen zu wollen
und es will uns trotzdem
nicht gelingen.
Manchmal da kommt uns
auch Gott so ferne vor
und wir selbst uns von
ihm so verlassen.
Aber selbst dann lässt
er uns nicht los.
Er ist mit uns
von Pontius zu Pilatus,
auf den vielen Strecken unseres Lebens,
dann,
wenn Schrecken, Angst und Not uns niederdrücken;
wenn wir wie gebeugt durchs Leben gehen,
ohne seinen Sinn und sein Ziel erkennen zu können,
wenn uns die Frage nach dem Warum
allzu sehr quälen will.
Und selbst dann,
wenn ich mich nur noch um mich selber drehe
und so sehr mit mir selbst belastet bin,
dass ich es allein mit mir nicht aushalten kann,
nur noch weglaufen möchte
vor mir,
vor dieser Welt
und dem ganzen Wust des Lebens,
bleibt er da.
an meiner Seite
auf dem Weg von mir zu mir selbst.
Und auch in meinem Nächsten
darf ich ihn erkennen,
in dessen Lächeln,
in dessen ermutigenden Wort,
in dessen wohlwollender Umarmung,
in dessen Sorge um mich,
in dessen Gebet für mich.
Auf dem Weg zu den andern:
kann sein einen Atemzug lang
ist er zu spüren.
Es gibt eine Ahnung Gottes im Leben!
Er gibt ein Gespür für seine Gegenwart!
Die Jünger können
davon erzählen.
Ihnen gingen die Augen auf.
Ihnen brannte das Herz in der Brust.
als er unterwegs mit ihnen redete und ihnen den Sinn
der Schrift erschloss.
Sie konnten ihn erkennen.
Es gibt diese Momente,
von denen wir fest annehmen und glauben dürfen,
dass sich Gott selbst an unsere Seite stellt,
uns behutsam an der Hand nimmt,
uns unseren Blick wieder nach oben richtet
und sich uns zu erkennen gibt.
Zwischen den Zeilen
bist du zu lesen,
zwischen den Menschen
zuweilen zu spüren.
Gestern zum Beispiel,
als wir das Bauernbrot
aßen in Emmaus wir beide
an dem Tisch in der Mitte
zu dritt.
Heute zum Beispiel,
wenn wir das Brot essen,
wir, an diesem Tisch in der Mitte,
mit ihm.