Er kann den Mund
nicht halten.
Er redet immerzu.
Er redet dazwischen.
Er redet drauflos.
Er redet, wenn es darum
geht, Zeugnis zu geben.
Für manche ist das
nicht mehr zum Aushalten.
Sie haben genug von ihm gehört.
Sie wollen sich seine Worte nicht
mehr länger zumuten.
Sie fangen an, mit ihren Zähnen
zu knirschen und sich zu empören.
Schließlich stürmen sie
auf ihn los,
treiben ihn die Stadt hinaus,
greifen nach den Steinen
und machen ihn mundtot.
Am Ende ist er mausetot.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die da sind du doch nicht leben,
sich betrügen mit dem Schein.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die am Materiellen kleben,
sich nicht mehr am Kleinen freun.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die sich selbst zum Himmel heben,
nicht vergeben, nicht verzeihn.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die verkrampft nach oben streben
und dem Weg zum Armen scheun.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die das Nichts zum Sinn erheben,
sagen sinnlos sei das Sein.
Wolfgang Steffel
Stephanus gibt Zeugnis
von einem offenen Himmel.
Von Gott, der das Leben ist.
Von Gott, der das Leben will.
Unverstellt, frei, erlöst, heil.
Dazu kommt Gott in die Welt.
Dazu bückt er sich dem
Menschen entgegen.
In Jesus, seinem Sohn.
Diese Zuwendung Gottes
lässt Stephanus
nicht gleichgültig.
Diese Zuwendung Gottes
sollte jeden herausfordern,
der sich in diesen Tagen
und Wochen
zum Glauben an den
menschgewordenen
Gott bekennt.
So ist der christliche Glaube:
Er bestimmt einen dazu,
Stellung zu beziehen.
Er bestimmt einen dazu,
Partei zu ergreifen.
Er bestimmt einen dazu,
aufzustehen und loszugehen.
Viele lassen sich schon lange
nicht mehr bestimmen.
„Glaube sei eine
private Angelegenheit“,
meinen sie.
„Er gehöre nicht in
die Öffentlichkeit.“ -
Da kann ich nicht
unterschreiben.
Weil es in meinen Augen darum
geht, Jesus im Gesicht der anderen,
in ihren Stimmen, in ihren Bitten
zu erkennen. Seine Einladung,
Beziehung zu schaffen und einander
beizustehen, anzunehmen
und zu helfen,
kann ich nicht ausschlagen,
wenn ich meinen Glauben
wirklich ernstnehmen
will.
Franziskus meint:
Brechen wir auf, gehen wir hinaus,
um allen das Evangelium Jesu Christi
anzubieten! Mir ist eine verbeulte
Kirche, die verletzt und beschmutzt
ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen
ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund
ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit,
sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern,
krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt
ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich
in einer Anhäufung von fixen Ideen und
Streitigkeiten verstrickt ist.
Wenn uns etwas in heilige Sorge
versetzen und unser Gewissen beunruhigen
soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele
unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft,
das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus
Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft,
die sie aufnimmt, ohne einen Horizont
von Sinn und Leben.
Das Zeugnis, das wir zu geben
hätten und zu dem uns Franziskus
aufruft, brächte uns sicherlich
nicht den Tod, zumindest nicht
in unserem Land.
Die größte Gefahr mit der wir
zu rechnen hätten, ist vielmehr
die Gleichgültigkeit der Gesellschaft
in Sachen Religion und Glauben.
Und dennoch möchte
ich es am Ende meines Lebens
nicht versäumt haben,
Menschen vom Sinn des Lebens
überzeugt zu haben,
Menschen auf das Kleine
und Unscheinbare,
das Grund zur Freude sei kann,
hingewiesen und aufmerksam gemacht zu haben;
Menschen von der Kraft der Vergebung
erzählt zu haben
und auf keinen Fall den Weg
zu den Armen gegangen zu sein.
Dass wir allen Zeugnis geben,
die da sind und doch nicht leben …
Man muss dabei nicht immer gleich
mit Steinen rechnen.
Haben Sie Mut dazu!
Erleben Sie zudem,
wie sehr Menschen darauf warten,
angesehen, ernstgenommen,
und wertgeschätzt zu werden
und ein bisschen von der Freude,
dem Heil und der Zuversicht zu
erfahren, die in Christus
ihren Grund haben.
Brechen Sie auf.
Gehen Sie hinaus.
Öffnen Sie ihren Mund.
Erzählen Sie davon, was Sie
als gläubiger Mensch bewegt
und seien Sie sich gewiss,
dass Sie diesen Aufbruch zum
anderen hin niemals allein
unternehmen.
Und noch etwas gibt es,
das ich Ihnen gerne weitergeben
will und das auf einer ganz eigenen
und persönlichen Erfahrung
beruht:
Am Ende werden Sie
selber immer wieder
als ein Beschenkter
heimkehren und Sie werden
erfahren, dass sich der
Aufbruch lohnt.
Immer wieder.
Stets von neuem.