Zugegeben:
Es ist ein Kreuz
mit dem Kreuz.
Nicht wenige tragen
an ihm schwer.
Viele sind des Tragens
müde.
So wie der Mann,
von dem ich erzählen
will:
Ein Mann war
mit seinem Los unzufrieden
und fand seine Lebenslast
zu schwer.
Er ging zu Gott
und beklagte sich darüber,
dass sein Kreuz
nicht zu bewältigen sei.
Gott schenkte ihm einen Traum.
Der Mann kam
in einen grossen Raum,
wo die verschiedenen Kreuze
herumlagen.
Eine Stimme befahl ihm,
er möchte sich das Kreuz aussuchen,
das seiner Meinung nach
für ihn passend
und erträglich wäre.
Der Mann ging suchend
und prüfend umher.
Er versuchte ein Kreuz
nach dem anderen.
Einige waren zu schwer,
andere zu kantig und unbequem,
ein goldenes leuchtete zwar,
war aber untragbar.
Er hob dieses und
probierte jenes Kreuz.
Keines wollte ihm passen.
Schliesslich untersuchte
er noch einmal alle Kreuze
und fand eines, das ihm passend
und von allen das erträglichste
schien.
Er nahm es
und ging damit zu Gott.
Da erkannte er,
dass es genau
sein Lebenskreuz war,
das er bisher so unzufrieden
abgelehnt hatte. –
Als er wieder erwacht war,
nahm er dankbar seine Lebenslast
auf sich und klagte nie mehr darüber,
dass sein Kreuz zu schwer für ihn
sei.
Zugegeben:
Es ist ein Kreuz
mit dem Kreuz.
Nicht wenige tragen
an ihm schwer.
Viele sind des Tragens
müde.
Aber ein Leben
ohne das Kreuz,
einmal leichter,
einmal schwerer
zu tragen?
Machen wir uns
nichts vor:
Das gibt es nicht.
Nicht wirklich.
Jeder trägt sein Kreuz:
Das Kreuz der Einsamkeit.
Das Kreuz der Verzweiflung.
Das Kreuz der Angst.
Das Kreuz der Sorge.
Das Kreuz des Erwachsenwerdens.
Das Kreuz des Streits.
Das Kreuz des Krieges.
Das Kreuz der Gewalt.
Das Kreuz der unerfüllten Liebe.
Das Kreuz der Enttäuschung.
Das Kreuz der Krankheit.
Das Kreuz der Verbitterung.
Das Kreuz unerfüllter Sehnsucht.
Das Kreuz der Perspektivenlosigkeit.
Das Kreuz verlorener Hoffnung.
An welchem Kreuz
tragen Sie im Augenblick?
Liegt es schwer auf Ihren
Schultern?
Zugegeben:
Es ist ein Kreuz
mit dem Kreuz.
Nicht wenige tragen
an ihm schwer.
Viele sind des Tragens
müde.
Sie können einfach nicht mehr.
Sie sehen keinen Sinn darin.
Sie erkennen nicht, wie
sie das Kreuz überwinden können.
Sie spüren nur noch
die Last mit dem Kreuz.
Unser Glaube nimmt uns
die Erfahrung des Kreuzes nicht ab.
Er redet das Kreuz im Leben
eines Menschen nicht schön.
All das Schwere,
die ganzen Lasten,
die ein Mensch zu tragen hat,
löscht er nicht einfach aus.
Aber:
Unser Glaube orientiert uns
in eine andere Richtung.
Unser Glaube eröffnet uns
eine andere Perspektive.
Unser Glaube weist einen
Weg, um mit dem Kreuz
umgehen zu können.
Er lädt uns ein,
uns an dem zu orientieren,
der im Namen Gottes
und für uns Menschen
sein Kreuz auf sich genommen
hat;
der im Namen Gottes
und für uns Menschen
am Kreuz sein Leben
gelassen hat;
der im Namen Gottes
und für uns Menschen
am Kreuz seinen
Lebensatem ausgehaucht
hat;
dessen Kreuz für uns
Rettung,
Heil,
Erlösung
bedeutet.
für uns Menschen
alles hat seinen Preis
was du auch lebst
oder entscheidest
du musst dafür bezahlen
du kannst dich nicht
durchs Leben mogeln
was immer du auch überspringst
es holt dich wieder ein
du musst die Suppe auslöffeln
und auch für dich selbst geradestehen
es wird dir nichts geschenkt
die dicke Rechnung kommt zum Schluss
einmal aber hat
ein anderer bezahlt
einfach so und unbegrenzt für alle
ein für alle Mal.
Andreas Knapp
Kann uns das Wort trösten?
Kann uns das Wort die Erfahrung
mit dem Kreuz erleichtern?
Es wird Stunden geben,
da wird dieser Glaube
uns Trost geben können.
Es wird auch Momente
geben, in denen wir keinen
Halt in diesem Glauben finden
werden.
Weil wir zu verzweifelt sind.
Weil wir zu kleingläubig sind.
Weil das Kreuz zu schwer erscheint.
Weil es schmerzt und einfach
nur weh tut.
Stelle dein Leben
unter das Geheimnis des Kreuzes!
Das heißt nicht: Leide!, sondern
lebe aus dem Glauben an Gott,
auch wenn deine Pläne
und Wünsche durchkreuzt werden.
Albert Sieger OSB
Ich erinnere mich an
eine gute Freundin.
Vor mehr als zwanzig Jahren
ist sie an Krebs verstorben.
Und ich erinnere mich
an einen meiner letzten Besuche
bei ihr an ihrem Krankenbett.
Daneben, zum Greifen nah,
hing ein kleines Kreuz.
Plötzlich, ganz unvermittelt,
sagte sie zu mir:
„Schau, wenn ich es nicht
mehr aushalte, wenn mir
mein Leben zwischen meinen Fingern
zerrinnt, wenn ich nicht mehr
weiterkann und nicht mehr
weiterweiß, dann schaue
ich auf das Kreuz.
Es gibt mir Kraft.
Es gibt mir Ruhe.
Es gibt mir Hoffnung.
Wie Verlust und Gewinn
sich in unserem Leben verteilen,
ob die Rechnung für unser Leben
aufgeht, das entscheidet
sich in unserem Glauben
an die Unbekannte
des Kreuzes.
Gott möge uns segnen,
wenn wir unser Kreuz tragen,
dass wir in Jesu Kreuz Kraft
und Hoffnung finden.
Gott möge uns segnen,
wenn wir einsam und verzweifelt
sind, dass Jesu Einsamkeit
am Kreuz uns tröstet und hilft.
Gott möge uns segnen,
wenn wir am Boden liegen,
dass uns die Erhöhung Jesu
am Kreuz aufrichtet
und stärkt.