Haben Sie etwas zurückbehalten können,
von dem, was Jesus sagt?
Von seinen Worten
über das Gesetz und seine Erfüllung,
über die Gerechtigkeit und ihr Ausmaß,
über den Umgang
unter Brüdern,
unter Gegnern
und Feinden,
über die Ehescheidung
und die Bedeutung und die Würde
der Frau,
über den Schwur
und dass ein Ja ein Ja sein soll
und ein Nein ein Nein?
Das heutige Evangelium überfordert mich.
Es wiegt schwer und erschlägt mich geradezu.
Ich spüre wie es mir die Luft zum Atmen nimmt.
Und ich merke, dass ich ihm nicht gerecht werden kann.
In meinem Denken nicht.
In meinem Handeln nicht.
Schon gar nicht in einer Predigt
am Sonntagmorgen.
Aber es einfach stehen lassen?
Es gut sein lassen.
Darüber hinweg gegen.
Mich mit den Worten
der heutigen Lesung
anfreunden.
Das kann ich auch nicht.
Irgendwann kommt es mir sicherlich wieder in die Quere.
Irgendwann bremst es mich wieder aus,
holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück
und konfrontiert mich gnadenlos
mit den Wirklichkeiten meines Lebens
und mit seinem Anspruch,
den es an mich stellt.
Den Jesus an mich heranträgt.
Dabei scheint alles so einfach zu sein,
mit dem, was Jesus sagt und meint.
Damit wir verstehen.
Jesus greift auf.
… die Alten haben gesagt
und dass zu ihnen gesagt worden sei.
Aber er lässt es nicht dabei.
Er führt es weiter.
Er entwickelt es weiter.
… ich aber sage euch.
Am Ende wird es radikal.
Geht auf die Wurzeln aller
Existenz und spitzt sich auf
das eine Gebot hin zu:
Das der Liebe.
Ein Gesetzeslehrer will
Jesus auf die Probe stellen.
Wir kennen die Geschichte.
Und dass Jesus sich nicht auf
die Probe stellen lässt,
das wissen wir auch.
Vielmehr, dass der Lehrer
seine eigene Frage zu beantworten
hat.
Und damit er die Antwort auch versteht,
erzählt Jesus die Geschichte vom Samariter,
dem barmherzigen,
der dem unter die Räuber gefallenen
seine Hilfe und Unterstützung zukommen
lässt.
Am Ende scheint der Groschen gefallen
zu sein und Jesus meint zu dem Mann:
Geh und handle ebenso.
Jetzt sind wir an dem Punkt angekommen,
auf den alles, was im Evangelium zu lesen
und zu hören ist, hinausläuft;
den Punkt, der den Menschen wirklich
herausfordert.
Bei der Suche nach Erlösung wird am
Ende die Frage nach der Liebe gestellt.
Es wird nicht berücksichtigt,
was wir getan,
woran wir geglaubt,
was wir erreicht haben.
Nichts wird davon in die Waagschale
gelegt. In die Waagschale gelegt wird
die Art, wie wir unseren Nächsten geliebt haben.
Die Fehler, die wir begangen haben fallen nicht
ins Gewicht.
Wir werden nach dem beurteilt,
was wir zu tun unterlassen haben.
Denn die Liebe in sich verschlossen
zu halten verstößt gegen das Gebot Gottes
und ist ein Zeichen dafür,
dass wir ihn nie gekannt haben,
dass er uns vergebens geliebt hat
und dass Jesus umsonst gestorben ist. (P. Goelho)
Hast du jemals wirklich
und tatsächlich geliebt?
Nicht nur dich selbst,
was den meisten Menschen am einfachsten fällt,
sondern auch den anderen Menschen neben dir
und im anderen Gott.
Glücklich ist am Ende wirklich nur der Mensch,
der von sich sagen kann:
Ja, ich habe wirklich geliebt.
Alles andere ist und bleibt
auch in den Augen Gottes nebensächlich.
Wenn es je so etwas geben sollte
wie ein „Jüngstes Gericht“,
es wäre durchaus möglich,
dass dies die entscheidende,
die einzige Frage ist,
die uns gestellt wird.
Die Frage nach
der Liebe.
Wenn ich in den Sprachen
der Menschen und der Engel
redete, hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich dröhnendes Erz;
eine lärmende Pauke.
Wenn ich prophetisch reden könnte;
alle Geheimnisse wüsste;
alle Erkenntnis hätte,
wenn ich alle Glaubenskraft besäße;
damit Berge versetzen könnte hätte aber
die Liebe nicht,
wäre ich nichts. (1 Kor 13)
Wir Menschen gehen mit uns selber
und mit unseren Mitmenschen oftmals
liebloser um und härter zu Gericht,
als es Gott selber jemals tun würde.
Wir Menschen verfahren miteinander
oftmals gnadenloser und unbarmherziger
als Gott, der nichts anderes im Sinn hat,
als uns mit seiner Gnade zu beschenken.
Ja wir haben unsere je eigenen
Vorstellungen vom Leben und wie
Leben sein soll
und wir haben unsere Gesetze
und Vorschriften, nach denen wir
am liebsten die anderen werten und über sie richten.
Die Kirche hat sogar ein
ganzes Gesetzbuch, mit
dem sie in das Leben der Menschen
hinwirken will.
Aber Gott hat ein Herz
und am Ende zählt nicht,
was wir über unser oder das Leben anderer
zu sagen haben,
sondern einzig das,
was Gott dazu meint,
in Liebe und aus Liebe.