„Alle Menschen sind frei.
Sie sind gleich an Würde
und Rechten geboren.“
Artikel 1 der allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte hält dies so fest.
Das Grundgesetz
der Bundesrepublik Deutschland
präzisiert:
„Die Würde des Menschen
ist unantastbar.
Sie zu achten und zu schützen
ist Verpflichtung
aller staatlichen Gewalt.“
Die Menschenwürde ist oberster Grundwert.
Die Menschenwürde ist die Wurzel aller Grundrechte.
Die Menschenwürde besteht unabhängig von
Eigenschaften des Menschen,
körperlichen und geistigen Zuständen,
von Leistung und Status.
Die Menschenwürde gilt absolut.
Worin macht sie sich fest?
Woher leitet sie sich ab?
Was macht die Würde eines Menschen aus?
Etwa die Tatsache,
dass der Mensch eine Seele hat,
dass er sich seines Verstandes bedienen kann,
dass er die Fähigkeit zum Urteilen besitzt,
dass er sich frei entscheiden kann,
dass er kreativ tätig sein kann,
dass er eine ihm ganz einmalige Wahrnehmung der Dinge besitzt,
dass er einen Platz auf dieser Erde und unter den anderen Menschen einnimmt,
den nur er einnehmen kann und kein Zweiter?
Welche Antwort wir auch immer
zu geben haben,
die Würde des Menschen
erfordert den Respekt des anderen.
die Würde des Menschen
erfordert die Achtung
durch den anderen,
die Würde des Menschen
zieht die Wertschätzung
durch den anderen nach sich.
Für das Judentum
und das Christentum
macht sich die Würde des Menschen
in seiner Gottesebenbildlichkeit fest.
Im Psalm heißt es:
Ich bestaune den Himmel,
das Werk deiner Hände,
den Mond und alle die Sterne,
die du geschaffen hast:
Wie klein ist da der Mensch,
wie gering und unbedeutend!
Und doch gibst du dich
mit ihm ab
und kümmerst dich um ihn!
Ja, du hast ihm Macht
und Würde verliehen;
es fehlt nicht viel und er wäre
wie du.
Du hast ihm zum Herrscher gemacht,
über deine Geschöpfe,
alles hast du ihm unterstellt;
die Schafe, Ziegen und Rinder,
die Wildtiere in Feld und Wald,
die Vögel in der Luft
und die Fische im Wasser,
die kleinen und die großen,
alles, was die Meere durchzieht.
Herr, unser Herrscher,
wie groß ist dein Ruhm
auf der ganzen Erde.
Ps 8
Herr, bemüh dich nicht!
Denn ich bin es nicht wert,
dass du mein Haus betrittst.
Deshalb habe ich mich auch
nicht für würdig gehalten,
selbst zu dir zu kommen.
Lk 7,1-10
Was immer auch
der römische Hauptmann
von sich selber denken mag,
Jesus hört seine Bitte.
Jesus vernimmt sein Rufen.
Jesus sieht seine Not.
Und er sieht seine Zurückhaltung.
Und er sieht seine Angst.
Und er sieht seinen Glauben.
Einen Glauben, wie er ihn
noch bei keinem anderen gefunden
hat.
Herr, ich bin nicht würdig,
dass du eingehst unter mein Dach …
Auch wir nehmen in jedem Gottesdienst
diese Worte in den Mund.
Wir bekennen
unsere Kleinheit,
unsere Schwachheit,
unsere Hilflosigkeit,
unser Angewiesensein
vor unserem Gott.
Wir sind nicht würdig, meinen wir.
Was macht uns unwürdig?
Unsere negativen Gedanken?
Unser Neid?
Unsere Missgunst?
Unsere Unzufriedenheit?
Vielleicht unsere Streitsucht?
Unser Egoismus?
Unser Ärger?
Unser Zorn?
Unsere Gier nach immer mehr?
Unsere Suche nach Anerkennung?
Und was ist das eine Wort,
das unsere Seele gesund macht,
das uns von all dem befreit,
was uns unwürdig macht?
Wir lechzen nach Gesundung.
Wir sehnen uns nach Heilung.
Und nach dem einen Wort:
Du bist würdig.
„Die Würde des Menschen
ist unantastbar.“ Ja.
Und sie bleibt bestehen.
Unabhängig von dem,
was wir selber über uns
denken mögen.
Unabhängig von dem,
wie wir selber mit unserem
Leben zu recht kommen mögen
oder nicht.
Unabhängig von dem,
was wir durch andere
an unsere Seele verletzenden Worten
und Handlungen erfahren mögen.
Unabhängig von all den Versuchen,
den oftmals zerstörenden
und menschenverachtenden Versuchen,
dem Menschen die Würde
rauben zu wollen.
Unabhängig von all den
Einschränkungen, die uns das
Leben zumuten will.
Vergiss es nie:
Dass du lebst, war keine eigene Idee,
und dass du atmest, kein Entschluss von dir.
Vergiss es nie:
Dass du lebst, war eines anderen
Idee,
und dass du atmest, sein Geschenk an dich.
Vergiss es nie:
Niemand denkt und fühlt und handelt so wie
du,
und niemand lächelt so, wie du's grad tust.
Vergiss es nie:
Niemand sieht den Himmel ganz genau wie
du,
und niemand hat je, was du weißt, gewusst.
Vergiss es nie:
Dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser
Welt,
und solche Augen hast alleine Du.
Vergiss es nie:
Du bist reich, egal ob mit, ob ohne
Geld;
denn du kannst leben! Niemand lebt wie du.
Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls,
keine Laune der Natur,
ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.
Du bist ein Gedanke Gottes,
ein genialer noch dazu!
Du bist du,
das ist der Clou,
ja, du bist du!
Jürgen Werth
Wie wäre es, wenn wir uns
vielmehr Gedanken darüber
machten,
wie wir einander
mit Respekt,
mit Achtung
und mit Wertschätzung
begegnen können,
um der uns unwiderruflich
von Gott geschenkten
Würde gerecht zu werden?