Amerika ist schockiert und trauert
und mit ihm Menschen auf der ganzen Welt:
Am 14. Dezember dieses Jahres
fallen 28 Menschen in der Stadt Newtown
einer abscheulichen Bluttat
zum Opfer.
Nachdem ein junger Mann zunächst
seine eigene Mutter getötet hat,
verschafft dieser sich Zugang zu
einer Grundschule seiner Heimatstadt
und schließt blind um sich.
20 Kinder im Kindergarten-
und Grundschulalter werden
getötet. Lehrer und Lehrerinnen dazu.
Vor dem Hintergrund dieser Tat
bekommt der Tag der Unschuldigen Kinder,
den die Kirche heute begeht,
eine ganz andere, eine ganz aktuelle Bedeutung.
Zunächst richtet er unseren Blick
auf eine der wohl grausamsten Geschichten
in der Bibel: Den legendären Kindermord
durch Herodes.
Herodes sieht in dem neugeborenen
Jesus einen Konkurrenten seiner Macht
und lässt wegen dieses vermeintlichen
Konkurrenten alle neugeborenen Knaben
bis zum Alter von zwei Jahren töten.
Damit verursacht er ein Meer von Blut
und Tränen, ein Klagen und Rufen,
das bis zum Himmel steigt.
Bethlehem ist überall.
Newtown ist überall.
Bis zum heutigen Tag sind
unschuldige Kinder Opfer
von Gräueltaten, verursacht
durch kranke Menschen,
die sich gebärden,
wie sich kein Tier verhalten würde.
Unschuldige Kinder werden abgetrieben.
Unschuldige Kinder werden misshandelt.
Unschuldige Kinder werden gedemütigt.
Unschuldige Kinder werden geschlagen.
Unschuldige Kinder werden vernachlässigt.
Unschuldige Kinder werden in ihrer Würde
zutiefst verletzt.
Unschuldige Kinder werden ausgebeutet.
Unschuldige Kinder werden sexuell missbraucht.
Keinen Bereich gibt es tatsächlich und wirklich,
indem Kinder sich vollkommen geborgen
und behütet und beschützt wissen dürften,
nicht einmal in unseren Kirchen
können wir unseren Kindern
unverstelltes und heiles Leben
garantieren. Übergriffe gibt es auch hier.
Der Tag heute ist weniger eine Erinnerung
an das, was vor mehr als 2000 Jahren
fernab in einem fremden Land passierte.
Vielmehr fordert er uns alle heraus,
genau hinzuschauen,
dorthin, wo unschuldiges Leben
vernachlässigt, verletzt, zerstört,
missbraucht und getötet wird.
Er macht uns unserer Verantwortung
bewusst, die wir gegenüber allem
Leben und dem, was existiert und besteht,
haben
und die wir nicht wegschieben,
von uns weisen dürfen,
wenn es darum geht,
unschuldiges Leben zu bewahren
und zu beschützen.
Auf der Flucht
fragende Gesichter,
Kinder, Greise, Menschen
mitten im Leben
wie schlafwandelnd manchmal.
in langen
endlosen
zeitlosen Reihen
ihre Mühsal schleppend
dem Tod knapp entronnen
der Armut vielleicht
ins Ungewisse hinein
immer weiter
warum nur, Gott?
warum?
weil du nicht schreist,
müssen wir es tun.
Gaby Faber-Jodocy