Was man mit Steinen
nicht alles machen kann!
Aus Steinen lässt sich ein Haus bauen.
Aus Steinen lässt sich ein Turm bauen.
Aus Steinen lässt sich eine Brücke bauen.
Aus Steinen lässt sich eine Straße bauen.
Was man mit Steinen
nicht alles machen kann!
Mit Steinen kann man werfen.
Mit Steinen kann man einem Menschen wehtun.
Mit Steinen kann man einen Menschen töten.
Das Volk Gottes schickt
den kleinen David in den Kampf
mit den Philistern. Er soll sich
mit dem Stärksten dieses Volkes
anlegen, Goliath.
David nimmt seine Schleuder.
Einen kleinen Stein schleudert
er Goliath entgegen,
mitten auf seine Stirn.
Goliath fällt
auf der Stellt tot um.
Die Philister suchen das Weite.
Die Pharisäer wollen mit Steinen
nach der Ehebrecherin werfen.
Sie wollen ihr nicht nur wehtun.
Nein, sie wollen sie töten.
Auf das, was sie getan hat
steht der Tod durch Steinigung.
In manchen Länder
gibt es bis heute die Todesstrafe
durch Steinigung.
Was man mit Steinen
nicht alles machen kann!
Vor achtzig Jahren
wurde der Grundstein zu
dieser Kirche gelegt,
in der wir heute miteinander
Gottesdienst feiern.
„Wenn Steine
erzählen könnten …“
sagen wir.
Können sie aber nicht!
Denn Steine sind tot!
Sie haben kein Leben!
Und deshalb wäre auch unsere
Kirche tot, wenn sie nur aus
solchen Steinen bestünde.
Im Lied singen wir:
Die Kirche ist
erbauet auf Jesus
Christ allein.
In der Tat:
Jesus ist das Fundament,
auf dem die Kirche zu stehen
kommen soll.
Wenn sie wirklich bestehen will,
wenn sie den Herausforderungen
dieser Zeit begegnen will,
hat sie auf ihn zu schauen,
hat sie von ihm her zu verstehen,
hat sie von ihm her zu entscheiden,
hat sie von ihm her zu handeln.
Die Bitte im Lied hat durchaus
ihrer Berechtigung, heute mehr
denn je:
Herr, dich preisen wir.
Auf dich bauen wir.
Lass fest auf diesem Grund
uns stehn zu aller Stund.
Was man mit Steinen
nicht alles machen kann.
Vieles lässt sich aus Steinen
tun, vor allem, wenn es sich
dabei um lebendige Steine
handelt, um Steine aus Fleisch
und Blut, mit Herz und Verstand,
mit Leidenschaft und Phantasie,
mit Mut und Willenskraft,
mit Vertrauen und Zuversicht,
mit Visionen und Träumen.
Diese Steine gibt es.
Du bist ein Stein im Bau der Kirche.
Ich bin ein Stein im Bau der Kirche.
Wir sind Steine im Bau der Kirche.
Doch was soll auf Dauer die Kirche im Dorf,
wenn jene, die wirklich und tatsächlich
Kirche sind und ausmachen, wie tote Steine in der Ecke herumliegen?
Wie Steine, die sich zu nichts gebrauchen lassen?
Doch was soll auf Dauer eine Kirche im Dorf,
wenn jene, die wirklich und tatsächlich
Kirche sind und ausmachen,
sich nicht als lebendige Steine verstehen wollen
und zusammenfügen lassen?
Doch was soll auf Dauer eine Kirche im Dorf,
wenn jenen, die wirklich und tatsächlich
Kirche sind und ausmachen,
der Mut abhanden gekommen ist,
bekennende Kirche zu sein und die Freude
am Evangelium?
In diesem Fall jedoch,
könnten tote Steine tatsächlich
von etwas erzählen:
Vom Tod der Kirche.
Vom Tod einer Gemeinde.
Verstehen sie, worauf
ich hinaus will?
Dass wir uns nicht entmutigen lassen sollen,
durch was oder durch wen auch immer
in unserer Kirche.
Dass wir uns nicht durcheinander bringen
lassen sollen, durch die vielen Widersprüche
in Limburg oder wo auch immer in unserer Kirche.
Dass wir uns nicht unseres Vertrauens
darauf berauben lassen sollen, dass wir
als Kirche immer in Bewegung sind
und bleiben und in einem
unaufhaltsamen Prozess, langsam und
allmählich, unserer Berufung für
die Menschen in dieser Welt
nachkommen werden, immer mehr.
Es geht dabei weniger um
das, was wir meinen tun zu müssen.
Es geht dabei auch immer um das,
was wir künftig lassen sollten:
Vor allem dieses ängstliche und sorgenvolle
ständige Umsichselberkreisen.
Statt den Kopf zu erheben
und ihn einmal frei sein zu lassen
von aller Trübsal und allem Kleinglauben
und frei und unabhängig zu werden
für die Sorge und das Wohl um
die anderen Menschen
und unsere Welt.
Uns Menschen ist normalerweise,
so sagt man, der Spatz in der Hand
lieber als die Taube auf dem Dach.
Auch den Christen.
Wer aber etwas vom Geist Gottes
erfahren hat und weiß, dem wird die Taube
auf dem Dach jederzeit wichtiger sein
als der Spatz in der Hand.
Und ich bin sicher, ihm, Gott,
wird ein noch so kleiner Spatz
auf unserem Kirchendach wichtiger
sein, als eine noch so fette Taube
in seiner Hand.
Einfach deshalb, weil er auf dem
Dach sitzt und man das Herz
und den Kopf nach oben wenden muss,
wenn man ihn sehen will.
„… wenn sie auf ihn nur schauet,
wird sie in Frieden sein.“
Also:
Kopf hoch, Gemeinde!
Werdet, was ihr seid!
Zu lebendigen Steinen.
Zu Zeugen vor Ort.
Zu Zeugen in der Welt!