Da stehen sie nun,
die Zöllner, die Soldaten und die anderen,
umhergetrieben von der einen Frage:
„Was sollen wir also tun?“
Dabei ist es so einfach:
„Wer zwei Gewänder hat,
der gebe eines davon dem,
der keines hat,
und wer zu essen hat,
der handle ebenso.
Verlangt nicht mehr.
als festgesetzt ist.
Misshandelt niemand,
erpresst niemand,
begnügt euch, mit
eurem Sold.“
Einfache Dinge tun,
heißt ein Gedicht von Hermann Coenen:
Nicht die Sterne vom Himmel holen.
Nicht den Weltraum erobern.
Nein, einfache Dinge tun:
Dem Kollegen das Feuer reichen.
Den Kopf eines Kindes streicheln.
Mir die schnippische Antwort verkneifen.
Die Mutter zum Essen einladen.
Nicht große Vorsätze fassen.
Nicht die Welt verändern wollen mit einem Schlag.
Nein, einfache Dinge tun:
Nicht so oft sagen: Keine Zeit.
Nicht alles selbstverständlich nehmen.
Danke sagen.
Signale geben.
Eine Blume schenken.
Nicht den Mund so voll nehmen.
Nicht Plakate kleben, egal für welche Partei.
Nein, einfache Dinge tun:
Die weggeworfene Zigarettenschachtel aufheben.
Keine Picknickreste im Wald liegen lassen.
Den Brief endlich beantworten.
Die fällige Aussprache nicht aufschieben.
Oma besuchen, ohne Nebenabsichten.
Ein schönes Stück Holz suchen im Wald
und es der Freundin als „Osterei“ schenken.
Einfache Dinge tun.
Einfache Dinge tun.
Fühlen Sie sich erwischt?
Fühlen Sie sich ertappt?
Fühlen Sie sich überführt?
Zugegeben, ich mich schon.
In der Tat:
Wir wollen immer gleich die ganze Welt
aus den Angeln heben.
Wir fassen immer gleich die Gesamtlösung
ins Auge, die die Grenzen der eigenen Möglichkeiten
sprengt und uns maßlos überfordert.
Wir wollen die Sterne vom Himmel holen
und den Weltraum erobern.
Zudem wissen wir eh besser ins Wort
zu bringen, was andere tun und lassen sollten.
Der Nachbar,
der Freund oder die Freundin,
der Kollege oder die Kollegin,
der Politiker oder die Politikerin,
der Pfarrer, der Bischof, der Papst,
Gott.
Große Veränderungen beginnen
zumeist im Verborgenen und im Kleinen.
Entscheidende, lebensnotwendige und
lebensverändernde Schritte
finden beim einzelnen Menschen ihren Anfang.
Bei dir.
Bei mir.
Bei jedem von uns.
Und da hilft es nicht, immerzu
über die anderen zu schimpfen,
diese zu kritisieren und zu verurteilen.
Wir können und dürfen uns nicht
der Verantwortung entledigen,
die uns selbst zukommt.
Zunächst im Hinblick auf das eigene Leben.
Und dann im Hinblick auf den anderen
und diese Welt.
„Was sollen wir also tun?“
Dieser Frage stellten sie sich auch,
die Vertreter der Nationen dieser Welt,
die in diesen Tagen in Doha über den Klimaschutz
diskutieren und Entscheidungen herbeiführen
wollen, die das Schlimmste,
die Katastrophe, verhindern sollen.
Eine Gesamtlösung soll her.
Eine Lösung, die verbindlich sein soll
für alle.
Gut so!
Aber auch hierbei
wird erkennbar:
Entscheidende, lebensnotwendige und
lebensverändernde Schritte
finden beim einzelnen Menschen ihren Anfang.
Bei dir.
Bei mir.
Bei jedem von uns.
Nein, einfache Dinge tun:
Die weggeworfene Zigarettenschachtel aufheben.
Keine Picknickreste im Wald liegen lassen.
Öfters mal zu Fuß gehen
oder das Rad benützen.
Auf die Verpackung achten
und auf biologisch angebaute Produkte
vom benachbarten Bauern.
Weihnachtsbäume aus Skandinavien
nicht beim Discounter kaufen,
sondern die heimische Tanne
beim Förster im Wald.
Es beginnt ganz konkret.
Es beginnt im Kleinen.
Und dann greift es über,
zieht weite Kreise und beeinflusst
das Denken und das Reden und das Tun
der anderen. Sollte es zumindest.
Jesus spricht vom Senfkorn,
das klein und unscheinbar ist
und aus dem sich ein großer Baum
entwickelt, in dem die Vögel ihre Nester
bauen.
„Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt,
werde ich dich pflanzen, dass du Früchte trägst,
dass du wirst zum Baume, der uns Schatten wirft,
Früchte trägt für alle, die in Ängsten sind?“,
so singen wir.
Da stehen sie nun,
die Zöllner, die Soldaten und die anderen,
umhergetrieben von der einen Frage:
„Was sollen wir also tun?“
Es geht darum,
das menschlich Selbstverständliche zu tun.
Es geht darum, einfache Dinge zu tun,
in der Hoffnung,
dass diese die Welt verändern
und uns unserem Gott und einander näherbringen,
der eigentlichen Bestimmung,
die wir in unserem Herzen tragen.
In einem Gebet heißt es:
Gib mir Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.
Wir können mehr verändern,
als wir breit sind, anzunehmen
und zu glauben, wenn wir denn den
Mut aufbrächten, einfach die
Dinge zu tun,
die von uns getan werden
müssen und nur von uns getan werden
können und
von niemand anderem sonst.
Um des Lebens willen.