Sie ist die,
die ihre Zeit mit anderen
Männern im Bett verbringt.
Sie ist die,
der sie vorwerfen,
dass sie die Ehe gebrochen
hätte.
Sie ist die,
die man zum Richtplatz
führt, um sie wegen
ihres Vergehens zu steinigen.
Sie ist die,
vor die sich Jesus stellt,
die er verteidigt
und vor dem Tod,
dem sicheren, rettet,
indem er den anderen
den Spiegel vorhält:
Wer von euch ohne Sünde ist,
der werfe als erster den Stein
auf sie.
Mit anderen Worten
und um es mit den Gedanken
eines zeitgenössischen Schriftstellers
auf den Punkt zu bringen:
Keiner hier ist so, wie er sollte,
so, wie er wollte, so, wie er könnte.
Keiner hier ist so, wie er sollte.
Wir haben versagt.
Wenn das Hauptgebot Liebe
zueinander und zu Dir, mein Gott,
dann ist das vor allem unsere Schuld,
wenn die Liebe fehlt.
Wenn das Ziel eine Gesellschaft ist,
wo Menschen alle Brüder sind,
dann ist das unsere wichtigste Pflicht,
dass die Liebe wächst.
Wenn uns Jesus sehr imponiert,
weil er nicht nur an sich selbst denkt,
dann ist er der Maßstab für uns,
dann ist er der Weg.
Keiner hier ist so, wie er sollte,
so, wie er wollte, so, wie er könnte.
Keiner hier ist so, wie er sollte.
Wir haben versagt.
H. Coenen
Sie ist die,
die ihre Zeit mit anderen
Männern im Bett verbringt.
Sie ist die,
der sie vorwerfen,
dass sie die Ehe gebrochen
hätte.
Sie ist die,
die man zum Richtplatz
führt, um sie wegen
ihres Vergehens zu steinigen.
Sie ist die,
vor die sich Jesus stellt,
die er verteidigt
und vor dem Tod,
dem sicheren, rettet,
indem er den anderen
den Spiegel vorhält.
Und - sie ist die,
die sich jetzt in die Szene hineindrängt
und das Zusammensein zwischen
dem Gastgeber, Simon, einem Pharisäer,
und Jesus erheblich stört
und durcheinanderbringt;
die an Jesus herantritt,
deren Tränen auf die Füße Jesu fallen,
die ihn küsst
und mit kostbarem Öl salbt.
Für die Einen ist ihr Verhalten
eine Provokation.
Für Jesus ist es die Konsequenz
seiner ihr zuvor entgegengebrachten
Liebe und Vergebung.
Denn nur Liebe
kann so viel an Liebe und Zuneigung
hervorrufen,
wie sie diese Frau Jesus erweist.
Ich bin nicht so, wie es scheint,
nein, so bin ich nicht.
Meine Show ist Tarnung,
manchmal glaub ich selbst daran.
Ich bin nicht so, wie man meint,
nein, so bin ich nicht.
Aber irgendwo tief drinnen
gibt´s ein zweites Ich,
das will leben und sich geben,
wie es ist.
Von Einem weiß ich, der war so,
wie ich gern wär: entspannt und froh.
Er stimmte mit sich selber überein.
Nicht schwankend wie ein Rohr im Wind,
nicht schizophren, wie wir oft sind.
Er wusste, was er wollte, ganz genau.
Gespeist von einer tiefen Kraft,
hat Er Unmögliches geschafft:
den anderen anzunehmen, wie er ist.
Ich suche einen Weg zu gehen,
mit seinem Blick die Welt zu sehn,
und tastend, stolpernd folg ich seiner Spur.
Ich bin innen ziemlich morsch,
ziemlich hohl und leer.
Meine Wurzeln gehen nicht tief,
und von Früchten keine Spur.
Ich bin spröde und labil,
manchmal viel zu hart.
Aber irgendwo tief drinnen
gibt´s ein zweites ich,
das will blühen und sich mühen
auch um Frucht.
H. Coenen
Die Frucht der Liebe ist immer Liebe.
Die Szene im Haus des Pharisäers
macht es deutlich.
sie lässt aufhorchen,
sie fordert heraus,
sie stellt in Frage,
auch uns:
Sag, hast du jemals,
ein einziges Mal wenigstens
in deinen fünfzig Jahren
wirklich geliebt:
die Mutter oder einen Teddybär,
ein Pony, ein Meerschweinchen, deinen Opa,
eine Frau, einen Mann?
Ich meine nicht:
ob du gehangen hast an ...
ob du gern gespielt hast mit ...
ob du verliebt warst in ...
ob du dir Sorgen machtest um ...
ob du süchtig warst nach ...
ob du geschlafen hast mit ...
ob du abhängig warst von ...
Versteh mich recht. Ich meine,
ob du wirklich geliebt hast?
Wenigstens ein einziges Mal?
Wenn es je so etwas geben sollte
wie ein „Jüngstes Gericht“,
es wäre ja möglich,
dass dies die entscheidende Frage ist,
die dir gestellt wird.
Die Frage nach der Liebe.
H. Coenen
In seinem Roman:
„Mein Name war Judas“
kommentiert der Autor
C.K. Stead diese Szene
am Ende mit diesen Worten:
Maria Magdalena wurde zu einer
der treuesten Begleiterinnen Jesu.
Zweifellos liebte er sie.
Jesus vertraute ihr,
vergab ihr ihre Sünden
und erfreute sich ihres unerschrockenen
Wesens.
Gewiss hätte er sie in den Kreis seiner Jünger
erhoben, wäre sie ein Mann gewesen.
Wenn er in düsteren Momenten
die Verfehlungen seiner Jünger
anprangerte, ging es oft
um ihren Mangel an Glauben.
Er sagte:
Sie seien schwach,
wankelmütig
und unentschlossen,
und er verglich sie mit
Maria Magdalena,
die niemals schwankte,
ihn niemals verleugnen
oder verraten werde.
Wir wissen nicht,
ob es sich tatsächlich
um Maria Magdalena handelt.
In der Geschichte bleibt
sie die Frau ohne Namen.
Darauf käme es jetzt
auch nicht an.
Was bleibt
ist vielmehr die Erkenntnis:
Die Frucht der Liebe
ist Liebe,
bleibt Liebe.