Dann sah
ich einen neuen Himmel.
Und eine neue Erde.
…
Ich sah die heilige Stadt,
das neue Jerusalem,
von Gott her aus dem Himmel
herabkommen.
…
Da hörte ich eine laute Stimme
vom Thron her rufen:
Seht die Wohnung Gottes
unter den Menschen.
Er wird in ihrer Mitte wohnen.
Und sie werden sein Volk sein.
Gott wird bei ihnen sein.
Er wird alle Tränen
von ihren Augen abwischen.
Der Tod wird nicht mehr sein.
Keine Trauer.
Keine Klage.
Keine Mühsal.
Denn, was früher war,
ist vergangen.
Er, der auf den Thron saß, sprach:
Seht, ich mache alles neu. (vgl. Offb. 21ff)
Himmel.
Der Seher von Patmos
stellt sich ihn so vor:
Menschen.
Erlöst von der Plage und Mühsal
des Täglichen.
Geheilt von Kummer und Tränen.
Befreit von Trauer und Tod.
Und in ihrer Mitte:
Gott.
Kein Wunder,
dass zu früheren Zeiten,
der Blick des Menschen
nahezu ausschließlich
auf diesen Himmel gerichtet
war.
Und den erwarteten
die Menschen
ziemlich bald.
Unmittelbar nach der Auferstehung
und Himmelfahrt Jesu, auch für
sie selber.
Naherwartung war das Stichwort.
Von der Wiederkunft Christi
sprach man,
mit der sich alles ändern sollte:
Ein neuer Himmel,
eine neue Erde eben.
Das ist lange her.
Über 2000 Jahre schon.
Seither hat sich einiges geändert.
Und auch der Blick des Menschen
richtet sich nicht mehr ausschließlich
dem Himmel entgegen,
dieser neuen, von Gott
verheißenen Zeit.
Ganz im Gegenteil,
wie ein Gedicht der Schriftstellerin
Gisela Baltes zeigt:
Wir suchen dich, Jesus,
hoch oben
über allem Irdischen,
über unserem Alltag
mit seinen Nebensächlichkeiten,
dem täglichen Allerlei,
hoch oben
über unseren Ängsten und Sorgen,
über unserer Vergägnlichkeit.
„Ich bin bei euch alle Tage“,
hast du uns versprochen.
Bei uns,
also mitten unter uns
in unserer Welt,
in unserem Alltag
mit seinen Sorgen und Nöten,
in unseren Familien,
auf den Straßen,
mitten in unserer Gegenwart.
Warum übersehen wir dich
nur immer wieder?
Vielleicht brauchen wir einen Engel,
der uns den Kopf zurechtrückt
und mahnt:
„Was steht ihr da
und schaut zum Himmel.“
Angelus Silesius
sagt es zu früheren Zeiten
so:
„Halt an, wo laufst du hin,
der Himmel ist in dir:
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für uns für.“
Und wir bestätigen
es bis heute.
Immer wieder
Mit Worten.
Mit Liedern.
Mit Gebeten.
Wo Menschen sich vergessen,
die Wege verlassen und neu beginnen,
ganz neu: da berühren sich Himmel und Erde,
dass Frieden werde unter uns.
Wo Menschen sich verschenken,
die Liebe bedenken und neu beginnen,
ganz neu: da berühren sich Himmel und Erde,
dass Frieden werde unter uns.
Wo Menschen sich verbünden,
den Hass überwinden und neu beginnen,
ganz neu: da berühren sich Himmel und Erde,
dass Frieden werde unter uns.
Wir sind dem Himmel näher
als wir es für möglich halten wollen.
Ahnungen von einem neuen Himmel
und einer neuen Erde sind uns
unentwegt geschenkt.
Und wie es einmal sein wird,
für dich,
für mich,
für uns
das können wir uns vor Augen
führen,
immer wieder
und überall dort,
wo wir selber ein Stück beiseite
treten,
Eigensinn und Eifersucht,
Hass und Lieblosigkeit,
Fanatismus und Gewalt,
Krieg und Terror,
allem Menschen- und Leben-
verachtenden
den Rücken zukehren:
… um dem Himmel unter uns
schon jetzt seinen Platz
einzuräumen,
… um dieser Welt und
auch einander vor Augen zu halten:
Gottes Reich
hat schon längst begonnen.
Gottes Reich ist am sich entwickeln.
Verheißungen werden jetzt schon Wirklichkeit.
Und du selber bist ein Teil davon.
Natürlich lässt sich der Himmel
nicht vollkommen erden.
Er steht immer noch aus,
in seiner ganzen Fülle,
mit all seinen Verheißungen,
auch wenn er schon längst angefangen
hat, Gegenwart zu sein:
… in Christus,
der uns den Blick geweitet hat,
über alle Grenzen dieser Erde hinaus,
auf den von ihm verheißenen Himmel,
… auf einen Himmel,
der nicht einfach „oben“ ist,
so dass man seine Augen zu ihm
erheben müsste,
sondern der uns von allen Seiten
umgibt und den wir erfahren können,
wenn es uns nur einmal gelänge,
einen Schritt bei Seite zu treten,
oder aus uns heraus.
oder zurück,
oder auf den anderen zu …,
… auf alle Fälle so zu verhalten,
dass der Himmel immer wieder Gegenwart
werden kann,
heute,
hier und jetzt.
Und schließlich
am Ende unserer Zeit.
Durch Gottes Zutun
versteht sich.