Es ist eine ganz alltägliche Geste.
So alltäglich wie das Zähneputzen
oder das Händewaschen vor dem Essen.
Gemeint ist das Waschen der Füße.
Zur Zeit Jesu war es eine feste Gewohnheit,
dass ein Sklave dem Gast nach dem Betreten des
Hauses zunächst die Füße wusch
und sie vom Staub der Straße befreite.
Doch so alltäglich ist das, was Jesus tut,
auch wiederum nicht,
als er sich die Schürze umbindet,
Wasser in eine Schüssel gießt
und seinen Jüngern anfängt,
die Füße zu waschen.
Der Dialog
zwischen Petrus und Jesus
deutet es an:
Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
Niemals sollst du mir die Füße waschen.
Doch Jesus lässt sich von den Worten seines Jüngers
nicht davon abhalten, das zu tun, was er zu tun hat
und weist Petrus, übrigens zum wiederholten Mal,
zurück:
Wenn ich dich nicht wasche,
hast du keinen Anteil an mir.
Es ist eine ganz alltägliche Geste.
So alltäglich wie das Zähneputzen
oder das Händewaschen vor dem Essen.
Gemeint ist das Waschen der Füße.
Doch die Tatsache, dass dieses gewöhnliche
und alltägliche Tun von Jesus verrichtet wird,
macht diese Geste so außerordentlich,
lässt sie den Rahmen des Gewohnten sprengen
und so unvergleichlich erscheinen.
Es geht hierbei um mehr als um eine Reinigungshandlung.
Hier drückt sich ein ganzes Lebensprogramm aus.
Jesu Lebensprogramm.
In der Fußwaschung wird deutlich,
was Jesu Auftrag auf Erden gewesen war
und seine ihm ureigene Berufung.
Der Evangelist Lukas sagt es in seinem
Evangelium so:
Denn auch der Menschensohn
ist nicht gekommen,
um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben
als Lösegeld für viele. (Lk 22,27)
Das gilt es erst einmal zu begreifen.
Petrus muss dies verstehen lernen
aber auch uns selbst
soll diese Sicht vom Leben Jesu
und seiner Bedeutung für uns Menschen einleuchten.
Jesus stand ganz und gar
dem Menschen und dieser Welt zu Diensten.
Dienend ist er seinen Weg gegangen.
Dabei hatte er immer die Menschen im Blick,
die in ihrem Leben
auf seinen Dienst angewiesen waren,
auf sein Entgegenkommen,
auf sein Wort,
auf seine Berührung und Umarmung,
auf seine Vergebung,
auf seine Liebe.
Und jedem, dem Jesus zu Diensten sein konnte,
ob Frau oder Mann,
ob Kind oder Greis
ob Sünder oder Frommer,
ob Soldat oder Hauptmann,
ob Zöllner oder Prostituierte
durfte durch Jesu Tun an ihm die Absicht Gottes erfahren,
dass sein Leben heil und ganz werden soll,
erlöst und befreit von all dem,
was es so niedergedrückt
sein ließ.
Wenn ich dich nicht wasche hast du keinen Anteil an mir.
Petrus hatte begriffen, wie entscheidend es ist,
Jesus an sich handeln zu lassen,
sich von ihm geben zu lassen, wonach sein Herz verlangte,
sich von ihm annehmen und lieben zu lassen.
Herr, dann nicht nur meine Füße,
sondern auch meine Hände und das Haupt.
Jesus Christus an sich handeln lassen.
Sich von ihm berühren lassen.
Sich von ihm mitnehmen lassen auf den Weg des Heils.
Sich von ihm sagen lassen, worauf es im Leben eines Menschen
tatsächlich ankommt und was wirklich unter Menschen
in dieser Welt zählt.
Darauf käme es an.
Darauf käme es auch heute an,
wenn wir wirklich Anteil an ihm haben wollen
und am Leben Gottes,
vor allem an der Fülle des Lebens.
In jeder Feier der Eucharistie
lassen wir Jesus Christus an uns handeln.
Wir öffnen uns für sein Wort, das er zu uns spricht.
Es ist für uns Wahrheit und Leben.
Wir öffnen uns für seine Gegenwart, die er uns schenkt.
In Brot und in Wein will er ganz bei uns sein.
In jeder Feier der Eucharistie setzt sich fort,
was die Fußwaschung bereits zeichenhaft andeutet.
Jesu Hingabe an uns.
Hierbei vergegenwärtig sich zugleich
Jesu ganzes Leben, sein Sterben und sein Tod
und die Bedeutung seines Lebens für unser Leben.
In der Hingabe seines eigenen Lebens
schenkt er uns das vollkommen Neue und Andere,
ein Leben das keinen Tod mehr kennt,
ein Leben, dem das Sterben fremd ist
und das Böse unbekannt.
In der Hingabe seines eigenen Lebens
schenkt er uns Erlösung und Heil.
Wenn ich dich nicht wasche hast du keinen Anteil an mir.
Petrus hatte begriffen, wie entscheidend es ist,
Jesus an sich handeln zu lassen,
sich von ihm geben zu lassen, wonach sein Herz verlangte,
sich von ihm annehmen und lieben zu lassen.
Herr, dann nicht nur meine Füße,
sondern auch meine Hände und das Haupt.
In der Tat, es muss uns ein inneres Bedürfnis werden,
Jesus Christus an uns handeln zu lassen,
wenn wir tatsächlich Anteil haben wollen,
an dem Leben, wie Gott es uns in Aussicht gestellt hat.
Das setzt die Fähigkeit der Anbetung voraus.
Das setzt die Fähigkeit der eigenen Hingabe voraus.
Das setzt voraus, dass wir uns loslassen können und zwar auf ihn hin.
Das macht Demut erforderlich.
Welch eine Herausforderung ist dies doch
in einer Zeit, in der viele darum bedacht sind,
bei der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse
stets um sich selbst zu kreisen,
dabei aber
den anderen,
den Nächsten,
den Bruder, die Schwester,
den Partner, die Kinder,
die Belange all der anderen eben aus dem Auge zu verlieren.
Eine Haltung die ganz und gar Jesu Ansinnen
entgegensteht, weil es im Letzten ja nicht nur darum geht,
ihn an uns handeln zu lassen,
sondern auch aneinander so zu handeln wie er an uns gehandelt hat.
Wenn nun ich der Herr und Meister,
euch die Füße gewaschen habe,
dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
Ich habe euch ein Beispiel gegeben,
damit auch ihr so handelt,
wie ich an euch gehandelt habe.
Das Einander dienen ist das, was uns als Christen auszeichnen sollte.
Das Für-den-anderen-Dasein ist ein Charakteristikum des Menschen,
der vorgibt, an Christus zu glauben und ihm nachzufolgen.
Darin sollten auch wir leuchtendes Beispiel sein
für diese Welt und all die Menschen,
die sich selbst lieber bedienen lassen,
als etwas zu schenken und zu geben,
ein Stück von sich selbst.
Es war der Jesuitenpater Alfred Delp, der einmal sagte:
Das Schicksal der Kirche wird in der kommenden Zeit
nicht von dem abhängen, was ihre Prälaten und führenden Instanzen
an Klugheit, Gescheitheit, „politischen Fähigkeiten“ usw. aufbringen.
Auch nicht von den „Positionen“, die sich Menschen
aus ihrer Mitte erringen konnten.
Das alles ist überholt.
Was zählt ist die Rückkehr der Kirchen in die Diakonie:
in den Dienst der Menschheit.
Es wird kein Mensch an die Botschaft
vom Heil und vom Heiland glauben,
wenn es uns nicht gelingt einander zu dienen
und füreinander dazu sein.
Ich glaube, dass davon nicht nur das Schicksal
der Kirchen abhängt,
sondern auch das Schicksal
unserer Gesellschaft,
unseres Landes,
ja das Schicksal der ganzen Welt.
Gebe Gott, dass wir begreifen mögen,
was Jesus Christus an uns und für uns getan hat,
denn nur dann, werden wir uns auch nicht mehr länger davon
abhalten lassen, selbst einander zu Diensten zu sein;
denn nur dann kommen wir tatsächlich dem nach,
was wir als Christen sein sollen, Zeichen der Liebe Gottes in dieser Welt;
denn nur dann wird für uns das Dienen
tatsächlich zu einer ganz alltäglichen Geste werden können.
So alltäglich wie das Zähneputzen
oder das Händewaschen vor dem Essen.
Oder das Waschen der Füße.